Review:

Shape

(Dynamic Lights)

Italien stand zuletzt eher als Synonym für Regierungskrisen oder auch zuletzt für "gepflegte" Stadionrandale im Fußball aber auch im Rockmusikbereich waren gute Bands die Progmetal der gehobeneren Güteklasse spielen konnten, wenn überhaupt, doch eher die große Ausnahme. Dies könnte sich jetzt mit "Shape" von den DYNAMIC LIGHTS durchaus verändern, denn dieser Fünfer zeigt mit einem interessanten Progressive Gebräu sehr viele gute Ansätze. Vor allem die wirklich ausgeprägte individuellen Songstrukturen sowie Klangbilder, die oftmals von wunderbaren Pianoklängen, überzeugen egal ob Vordergründig oder einfach als simple Begleitung, getragen sind. Die Jungs setzten ganz eigene markante Duftnoten, von Konventionen halten sie nicht viel, außerdem begeben sie sich viel weniger auf die ausgelutschten Pfade bekannter Formationen. Hat man sich erst mal an den stellenweise recht eigenwilligen Gesangsstil des Sängers Matteo Infante gewöhnt, der sich ansonsten in allen Lagen sicher bewegt, dann erschließt sich dem Hörer eine ganz eigene Welt mit vielen Breaks, Sägegitarren und fetten Riffs mit vielen dynamischen Wechseln, ein grooviges Schlagzeug und nach mehreren Durchläufen ist dann auch der inhaltliche Zusammenhang hergestellt. Diesen Zugang der nicht immer gleich fassbaren Musik muß man sich allerdings mit Geduld erhören. Fans der Schweden PAIN OF SALVATION dürften bei diesen Italienern dass ein oder andere Dejavuerlebnis (u.a. was die Art des Gesangsstiles angeht) bekommen. Aber dieser nicht zu leugnende starke Einfluß ist jetzt nicht so überdimensioniert, als dass man zuviel fremdes Charisma auf Kosten der eigener Identität übernommen hätte. Die streckenweise leicht jazzig-sperrig Passsagen mit dieser typisch spröden Grundstimmung dürften sicher nicht geradefür jedermanns (Progmetal) Geschmack sein. Fans von Formationen wie ENCHANT oder auch FATES WARNING wissen jetzt, wovon ich rede. Die Italiener musizieren bereits seit 1997 zusammen und haben nach nur einem Demo "Night Lights" (1999) und einer weiteren EP "Resurrection" (2002) mit dem holländische DVS Records jetzt ein Label gefunden, dass fest an den Erfolg von DYNAMIC LIGHTS glaubt. Technisch schon äußerst versiert, mit viel Gespür für opulent-dramatische Arrangements und mitreißende Instrumentalparts zeigt die Band wie abwechslungsreicher Progmetal klingen kann. Auch die mehrstimmigen Gesangspassagen passen zu der oft wechselnden Rythmik ohne sich zu verzetteln. Bei dem zunächst auch etwas sperrigen Opener "In The Hands Of A Siren" baut sich in fast 10 Minuten, auch dank des starken Gastauftrittes der wunderbaren Stimme von Jamina Jansson (die ja u.a. schon bei WOLVERINES "Leaving Yesterday" zu hören war) der Song zu einem wunderbar epischen Stück Musik mit Gitarrenbreitseiten und zerbrechlichen Melodien gleichermaßen. Ein weiteres Highlight ist das zunächst mit schleppenden Riffs beginnende und sich dann zu einem mit zahlreichen virtuos gespielten Gitarrensolos sowie mit fulminanten Keyboardattacken ausgestattete "Remembrances". Dazwischen folgen hier ähnlich wie bei den anderen Songs immer mal wieder diese schönen getragenen Parts, um dann flugs wieder mächtig aufs Tempo zu drücken. Mit einer kurzen ziemlich unspektakulär-spartanisch instrumentierten Ballade "Connecting" zeigen DYNAMIC LIGHTS, das sie sich auch minimalistisch wunderbar ausdrücken können. Wie gesagt an den Vocals kann man sicher noch was verbessern, zumindestens was dass manchmal (zu) stark rollende "R" angeht, auch die Drums könnten etwas fetter klingen aber ansonsten gibt es wenig zu bemäkeln. Vor allem diese wunderbar gelungenen frisch-perligen Pianoklänge ohne gleich zu "weich" zu werden, verleihen dem Sound eine wunderbar eigene, angenehme Note. Mit "Shape" haben die Azuros jedenfalls ein heißes Eisen für alle Progfans in der Hand, darf man gerne mal reinhören. Nach oben sind sicherlich noch Steigerungen möglich aber für ein Debüt recht bemerkenswert.

Shape


Cover - Shape Band:

Dynamic Lights


Genre: Progressive
Tracks: 8
Länge: 54:51 (CD)
Label: DVS Records
Vertrieb: Just For Kicks