by Markus Mai
Bei allem Respekt aber bei DRIVE SHE SAID wäre man schon versucht zu sagen, den leicht abgewandelten Ausspruch von der Gnade der späten Geburt als einen Segen für den Zuhörer zu bewerten. Denn bezogen auf ihr 1989 veröffentlichtes Debüt, war es für die Amis wohl schlicht etwas Pech, denn so hat man schlicht die besten Zeiten der AOR bzw. Melodicrockwelle aus den 80er verpaßt, denn deren Glanzzeiten gingen da schon deutlich den Bach runter. Das Phänomen Grunge war ebenfalls schon in den Startlöchern und so hat nach dieser Formation von damals bis heute und insgesamt fünf Alben kaum ein Hahn bzw. selbst Fan dieser Richtung gekräht. Bei der allenfalls mäßigen Qualität kein großer Verlust.Schaut man sich dieses aktuelle Album „Dreams Will Come“ und mit … the Best Of More etwas genauer an, wird deutlicht die 16 Tracks (17 stehen zwar auf der Hülle ich habe aber nur 16 auf der CD) inkl. zwei ganz neuen Songs sind eine Art musikalischer Rückblick, der aber doch ziemlich dürftig ausgefallen ist. Da hat man nichts wirklich wichtiges verpaßt bereits x-mal durchgenudelter und bereits deutlich inspirierter vorgebrachter AOR mit ganz seicht-cheesigen Melodicrockkomponenten - mehr bieten uns die beiden Hauptprotagonisten Herren Al Frisch und Mark Mangold hier nicht an.
Erschreckend sind neben dem abgedroschenen sowie kraftlosen Schmalspur-Songwriting auch die heftigen Produktionsunterschiede der einzelnen Beiträge manchmal völlig ohne Dynamik oder gar Drive, viel zu lasches Schlagzeug dann wieder überproduziert mit Loops zugeknallt, das Keyboard meist viel zu stark im Vordergrund (o.k. haben andere Szene Bands auch so gemacht nur klang es da viel besser!) das macht echt keinen Spaß egal auf welcher Anlage. Um so verwunderlicher ist dieser zusammengestückelte Sound umso mehr, als dass für "Dreams Will Come / Best Of And More" alle Stücke komplett neu von Al Fritsch eingespielt wurden. Selbst nur so zum Nebenbeihören kann man diese (Kaufhaus)Musik normalerweise immer gebrauchen aber auch dass fällt hier ziemlich aus. Da sollten sich die Herren mal die neuen Scheibe von GRAND ILLUSION anhören, die machen ganz ähnliche Mucke nur locker zwei Klassen besser.
Schon der Opener „Fool’s Game“ hört sich an wie FOREIGNER für Arme ähnlich gemacht von den Keyboards, den Chören und allen Arrangements nur halt ziemlich zahnlos aufgenommen, der song war von Mangold ursprünglich mal für MICHAEL BOLTON geschrieben worden, das weiß man schon bescheid – solider Hausfrauenrock der mainstreamigeren Sorte. Auch den CHER Hit „I Found Someone“ wirklich im Grunde ein klasse Song wurde von ihm geschrieben. Nur von der Mutter aller Faceliftings ist der Song viel besser, die Version hier ist etwas zu langsam, fast einschläfernd ohne jeden Schmiss und der Refrain ist auch ne ganze Schippe schwächer, sorry geht so garnicht. Den ganz neuen Titelsong kann man auch ziemlich abhaken, dann der Kulturschock mit „Ty2LetGo (FukUUp)“ klingt ziemlich „hart“ und recht fett du gegen den flachen Rest fast schon überproduziert aber immerhin. Ja die typischen nach spätestens 30 Sekunden kommenden Hooklines aus den 80ern sind hier sehr präsent aber die Qualität ist halt sehr dürftig und überhaupt nicht originell, alles klingt sehr angestaubt, zu bedächtig auf Sicherheit getrimmt, damit lockt man heute niemanden mehr. Manche Songs sind durchaus net schlecht wie die schnelleren „Hard Way Home“ oder auch „Drivin Wheel“ (völlig atypisch mit aggressiven Vocals und richtig energetisch) aber dies sind leider die Ausnahmen. Natürlich gibt es auch reihenweise kitschige Balladen wie u.a. „Real Life“ die es selbst zu besten Zeiten schwer gehabt hätten auf den Metal-Ballads Sampler zu kommen – hier werden wirklich alle negativen Klischees gänzlich bedient. Peinlicher Höhepunkt ist ein soulschwülstiger Song mit omnipräsenten Tastengedudel Namens „Love has no Pride“ oh je bitte nur nicht! Die Originale egal ob FOREIGNER, TOTO oder die popigeren ASIA aus den 90ern die ganz offensichtlich Pate für diese Musik standen, waren damals schon um Längen besser als dieser oft billige Nachbau von DRIVE SHE SAID, sorry.
Dreams Will Come (The Best Of & More)
Band:
Drive She Said
Genre: Rock
Tracks: 16
Länge: 68:15 (CD)
Label: AOR Heaven
Vertrieb: Soulfood Music