Review:

Systematic Chaos

(Dream Theater)

TIPP
Auch wenn es viele Leute mittlerweile nicht mehr hören mögen: DREAM THEATER gehören neben ihren ewigen Vorbildern RUSH zu den ganz wenigen großen Bands, die noch nie, nie, nie gepatzt haben. Ein schwaches Album kennt man von Mike Portnoy, John Petrucci und Co., egal in welcher Restbesetzung, einfach nicht, Punkt! Mögen einige Scheiben der Vergangenheit ("Falling Into Infinity", "Six Degrees…", "Train Of Thought") vielleicht ein wenig dröge produziert worden sein (Kevin Shirley hat wie immer Schuld - wann setzt den Kerl endlich mal einer ab?!), so zeigten auch sie allen Nachahmern mit Wucht, wo der Prog-Hammer hängt. Und das Schwindel erregende Niveau wird auch mit "Systematic Chaos" gehalten, denn die acht Mini-Epen, die die Spielzeit der CD mal wieder komplett ausreizen, sind einmal mehr unglaublich vielschichtig geraten, decken alle Spektren der großen stilistischen Bandbreite der Band ab und gehören teilweise zu den besten Stücken, die DREAM THEATER seit langer Zeit geschrieben haben. Mit "The Presence Of My Enemies Pt. 1" beginnt das Album sehr verspielt und recht sperrig, aber ebenso spannend und ergreifend. "Forsaken" beginnt dann ganz frech mit SAVATAGE-artigem Klavierintro und steigert sich zu einer getragenen Hymne. "Constant Motion" ist die obligatorische METALLICA-Ehrerweisung, bei der die Band heavier spielt und James LaBrie besser singt als das Original; muss man mehr dazu sagen?! Bei "The Dark Eternal Night" entdecken DREAM THEATER ihre "industrielle" Schlagseite und arbeiten mit allerlei Gitarreneffekten und verzerrtem Gesang, allerdings auf einem Level und mit Breaks versehen, dass manch erfahrener Proggie am Liebsten seine Instrumente auf den Sperrmüll werfen möchte. Das balladeske, getragene "Repentance" geht metertief unter die Haut und rührt in schwachen Momenten zu Tränen, bevor das sehr eingängige, bombastische und mit elektronischen "Discosounds" versehene "Prophets Of War" den Unterkiefer komplett aus den Angeln hebt. Die beiden jeweils (über) viertelstündigen "The Ministry Of Lost Souls" und "In The Presence Of My Enemies Pt. 2" geben dem Fan dann am Ende den kompletten Rest und fahren noch mal alles auf, was DREAM THEATER aus 20 Jahren in die Gegenwart gerettet haben - besser geht es in diesem Genre wirklich nicht! Man mag ja der Ansicht sein, dass die Band von allen Seiten gehypt wird, von ihrem Namen lebt oder sonst was, aber man kommt nicht umhin zu erkennen, dass es diese Jungs einfach schaffen, aus ihren auf Weltklasseniveau liegenden technischen Fähigkeiten immer noch wahnsinnig geniale und nachvollziehbare, mitreißende Songs zu kreieren, die bei aller Perfektion fesselnden Hörgenuss bereiten. Zu guter Letzt durfte auch Kevin Shirley diesmal zu Hause bleiben, denn "Systematic Chaos" wurde von Portnoy und Petrucci selbst in Zusammenarbeit mit Paul Northfield (u.A. RUSH) produziert, was dieses Album noch wertvoller macht als ohnehin schon.

Systematic Chaos


Cover - Systematic Chaos Band:

Dream Theater


Genre: Progressive
Tracks: 8
Länge: 78:46 (CD)
Label: Roadrunner Records
Vertrieb: Warner