Review:

Death Cult Armageddon

(Dimmu Borgir)

TIPP
Als sich Anfang der 90er die große Black Metal-Welle aus den niedergebrannten Kirchen Norwegens erhob, gab es nur zwei Arten von Bands: die einen, die ihre Liebe zur Musik jenseits des Strafgesetzbuches auslebten (BURZUM, DISSECTION, MAYHEM, ...) und einige wenige wie SATYRICON oder eben DIMMU BORGIR, die es geschafft haben, ihren ureigenen Stil salonfähig, meinetwegen "seriös" umzusetzen. Das hat zur Folge, dass erstgenannte Bands von selbsternannten "True Black Metallern" absatanisch verehrt werden, letztere jedoch einen Ruf als "kommerzielle Pop-Bands" genießen. Wem allerdings (wie mir) die Meinung von ein paar pseudobösen Panneköppen vollkommen reibungsfrei am Gesäß vorbeistreift, der wird zugeben müssen, dass die DIMMUs seit der Veröffentlichung ihres überragenden 97er Meilensteins "Enthrone Darkness Triumphant" durchgehend erstklassiges Düstertheater inszenieren, das mit "Death Cult Armageddon" einen neuen Akt erfährt, der wieder einmal die Grenzen zwischen Ästhetik, Wahnsinn, Aggression und punktgenauer Symphonik einreißt. Nicht weniger als 46 Musiker des Prager Symphonieorchesters wurden für die Aufnahmen verpflichtet, um die durchweg erstklassigen Düsterhymnen des Sextetts (dessen Line-Up das bislang beste in der Geschichte der Band ist) zu untermalen. Jeder Song wartet mit phantastischen Breaks und atemberaubenden Details auf, die eine Sounddichte erzeugen, die in dieser Form keine andere Band des Schwarzwurzelgenres hinbekommt. Mit jedem Hören entdeckt man neue Überraschungen und stilistische Gegensätze. Zum Beispiel kann man beim Song "Vredesbyrd", einem von zwei Songs mit norwegischen Texten, neben mittelalterlichen Keyboards noch Sprechgesang und Death Metal-Growls entdecken. Und während "Cataclysm Children" ein rohes, kaum orchestriertes Stück mit sägenden Gitarren ist, wartet der Nachfolger "Eradication Instincts Defined" mit einer "Star Wars"-ähnlichen Klassikpassage am Anfang auf, die klingt wie die dunkle Seite von John Williams. "Blood Hunger Doctrine" bleibt sehr schleppend und wirkt unterschwellig aggressiv, was durch das Orchester noch verstärkt wird. Selten ist es einer Band gelungen, ihren eigenen Stil mit Klassik zu vermischen und beide Komponenten so perfekt ineinander einzupassen, dass es wirkt, als sei das Orchester schon immer Teil der Band gewesen, was durch die mörderische Bombastproduktion gekrönt wird. DIMMU BORGIR haben anno 2003 ihr atmosphärisches Albtraumtheater perfektioniert. Und es wird schwer, mit dem nächsten Album da noch einen draufzusetzen!

Death Cult Armageddon


Cover - Death Cult Armageddon Band:

Dimmu Borgir


Genre: Black Metal
Tracks: 11
Länge: 63:33 (CD)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Eastwest