Review:

Lost In The Beauty Of Innocence

(Delaware)

TIPP
Mit ihrem Debütalbum " … and Everything Reminds Me" aus dem Jahr 2003 sind DELAWARE im Nachhinein nicht mehr so ganz zufrieden gewesen, der damals (über-)betont einfühlige Rocksound erntete zwar recht respektable Kritiken aber den Jungs selbst war’s denn doch schlichtweg irgendwie zu zahm, es fehlte noch der letzte Kick. Mann wollte dieses kleine Manko auf der aktuellen CD "Lost In The Beauty Of Innocence" nun aber ausmerzen, etwas anders vorgehen, wobei die berühmten Grenzen überschritten werden sollten. Auch der Wechsel vom Labelriesen Sony/BMG (von der Promo des Majors war die Band ziemlich enttäuscht) zum kleineren deutschen Indie-Label Strange Ways hat bei DELAWARE eine Art Aufbruchstimmung ausgelöst, die sich in der Musik ebenfalls widerspiegelt.

Die Platte besitzt einen wunderbar melancholischen Grundton (bei einer norwegischen Band auch durchaus nichts ungewöhnliches) aber die Jungs kommen glücklicherweise ohne die üblichen kitschbeladenen Reminiszenzen aus, alles wirkt authentisch, die Gitarren sind durchaus auch mal richtig laut, die Tracks leben von einen gelungen Wechselspiel zwischen gefühlvollen Balladen sowie energetischen sich hochpeitschenden Rocktracks, die außerdem stets mit klasse Refrains aufwarten können. Nicht nur einmal kommen mir auf "Lost In The Beauty Of Innocence" immer mal wieder THE MANIC STREET PREACHERS als kleines Sound-Dejavu in den sinn. Mit viel Gefühl, einem wunderbar fließenden manchmal gar theatralischen Pathos (wenn nötig) legen diese vier Jungs sehr viel Wert auf packende Melodien, können aber auch mal so richtig losrocken - die gelungene Produktion von Alex Møklebust (ZEROMANCER) lässt den Songs noch genügend Raum, damit sich die eindringlichen Klangfarben ausführlich entwickeln können. Trotz betont opulenter Keyboardarrangements werden die Gitarren niemals reglementiert sondern geben noch genügend Dynamik her. Mit diesen wunderbar luftig-sphärischen Hooks, die sich einfach klasse, auch dank des einfühlsamen Sängers Richard Holmsens, wunderbar in die Gehörgänge einnisten, überzeugen Delaware von der ersten bis zur letzten Minute. Sicher, man wandelt schubladenmäßig in ähnlichen Gefilden wie viele britische Formationen der melancholischen Sorte, aber die Jungs bieten schon genügend eigenes Können gepaart mit ausgeklügeltem Songwriting sowie diesem gewissen "Etwas", um selbständig bestehen zu können. Etwaige Pop-Tendenzen, die immer mal wieder durchscheinen aber nie die Oberhand gewinnen werden sofort mit rockigen Schüben wieder vertrieben. Egal ob sanft, fast schon verträumt-zerbrechlich wie bei "The Fourteenth" wobei auch immer mal wieder Streicher eingebaut wurden oder das geile "For What Reason" - diese Jungs verstehen etwas von magisch-hymnischen Refrains, die einen die Platte immer wieder gerne einlegen lassen. Es gibt viele bezaubernde Momente mit tollen Harmonien auf dieser CD, bei der trotz vieler Gefühle auch aufwühlendere Passagen nicht zu kurz kommen, so entsteht immer wieder diese typische Weite in der Musik z.B. bei dem gradniosen "Loss". Melodien quasi zum reinlegen ohne jede Gefahr sich in triefendem Weltschmerz zu verlieren. Dass flüssige und perfekte Wechselspiel zwischen Laut/Leise sowie entspannt/rockigen Momenten lassen die Band stets kompakt wirken ohne sich zu sehr zu verzettlen. Mit ihrem klugen "Melancholic Rock" sind DELAWARE für Fans von COLDPLAY, BRAINSTORM (Let.) oder den schon erwähnten MSP eine ganz sichere Hausadresse. Wer als Band soviel spitzenmäßige Tracks wie "CS" oder "Unsung" in Serie schreiben kann, dem wäre einfach der Sprung nach ganz oben zu wünschen.

Lost In The Beauty Of Innocence


Cover - Lost In The Beauty Of Innocence Band:

Delaware


Genre: Rock
Tracks: 12
Länge: 45:8 (CD)
Label: Strange Ways
Vertrieb: Indigo