Review:

Mirror Ball - Live & More

(Def Leppard)

Sie sind Perfektionisten was Albumproduktionen angeht, da dauerte es manchmal schon einige Jahre bis ein neues Werk ins Land zog – die Rede ist natürlich von DEF LEPPARD. Jahrezehnte lang hatte man sich immer Livealben verweigert, da dieser hohe Qualitätsanspruch auf der Bühne nicht in Gänze zu erfüllen sei. Egal - Schnee von Gestern. Jetzt, nach 34 Jahren Bandbestehen, haben sich DEF LEPPARD, als eine der Bands der NWOBHM-Ära mit dem meisten „Stadionrock“-Appeal, endlich aufgerafft und mit „Mirror Ball - Live & More“ eine üppige Doppel-Live CD in die Läden gewuchtet.

Dabei kommen die Herren um Sänger Joe Elliott, Rick Savage (Bass), Phil Collen (Git.), Vivian Campbell (Git.) und der Einhändige-Hammer-Drummer Rick Allen livehaftig nicht, wie befürchtet, zu clean oder auch zu glattgebügelt daher, nein der Mischer hat der Band durchaus ihren auch so zuteffenden etwas raueren Livecharme gelassen. Auch die vielen begeisterten Zuschauerreaktionen und diverse Mitsingparts wirken authentisch. Die Aufnahmen stammen dabei von diversen Konzerten der 2008er Tour. Von Fronter Joe Elliot sind auch diverse Ansagen enthalten und er überzeugt hier ausnahmslos mit guten Gesangsparts (dies war in der Vergangenheit nicht immer so!). Klar, er singt manchmal etwas tiefere Ansätze, die hohen Schreie gehen gerade noch so insgesamt kommt er hier deutlich mehr als markanter Shouter, denn als braver Melodie-Sänger auf den polierten Studioproduktionen rüber. Die fetten Chöre und mehrstimmigen Parts bei den Refrains sind ebenfalls erstaunlich sauber und gut geraten, hier hätte ich als einziges den kleinen Verdacht, dass da etwas nachgebessert wurde. Aber mal ehrlich, wer will schon bei Hymnen wie „Photograph“ oder „Let’s get rocked“ schiefe Töne hören?!

Ansonsten zeigen sich DEF LEPPARD in wirklich sehr guter Form, alles wirkt sehr spielfreudig, insbesondere die tollen Gitarrensolos sind sehr präsent und manchmal etwas ausführlicher als bei den Originalen. Der Energielevel und der richtige Biss, denn die Band auf ihren letzten Alben mitunter etwas vermissen ließ, stimmen hier absolut. Man hat das ehrliche Gefühl die Briten geben nochmal so richtig Gas und lassen dabei die 80er Jahre sehr mitreißend auferstehen.

Von der Songauswahl unter den insgesamt 23 Tracks kann man als Fan relativ zufrieden sein, klar die meisten Songs stammen aus der erfolgreichsten Zeit der Band als man von 1983 bis 1991 drei Hammeralben „Pyromania“, „Hysteria“ und „Adrenalize“ mit bis heute über 50 Millionen verkaufter Scheiben ablieferte. Da fehlt eigentlich kein Kracher egal ob „Rocket“, „Animal“, „Foolin'“, „Love Bites“, „Hysteria“, „Armgeddon It“, „Pour Some Sugar On Me“, „Rock Of Ages“ oder „Let's Get Rocked“ diese Songs föhne auch heutzutage noch gut rein und sind keinesfalls angestaubt – die Band agiert sehr frisch und voller Power. Vom letzten offiziellen Werk „Songs from the Sparkle Lounge“ (2008) ist dann noch, dass eher verzichtbare, weil zu beliebig platt daherkommende „C'mon C'mon“ dabei, darauf hätte man verzichten können genauso wie die unscheinbare Nummer „Bad Actress“ aus dem gleichen Werk. Dafür lieber noch ein paar der gelungen Coverversionen vom 2005er Album „Yeah“ und es wäre gut gewesen. Immerhin „Action“ (THE SWEET) haben sie ja mit drauf genommen. Sehr gelungen ist auch die eher akustisch geprägte neue Version von "Bringing On The Heartbreak" und das coole Instrumental „Switch 625“ (beide aus „High 'N' Dry“). Leider findet sich vom hochgelobten Debüt „On Through The Night“ kein Song auf dem Album wohingegen völlig zu Recht mit Material von „Slang“, „Euphoria“ und dem ganz miesen „X“-Werk komplett gespart wurde.

Wie gesagt die Auswahl ist ganz o.k. auch wenn paar Überraschungen nicht schlecht gewesen wären. Für die Fans der „Tauben Leoparden“ dürften insbesondere die drei ganz neuen Studiotracks von großem Interesse sein. „Undefeated“ kommt als stampfend-krachender typischer LEPPARD-Rocker daher, sehr gut wie zu besten Zeiten. „Kings Of The World“ ist eher untypisch gerade vom Gesang her, eine zu Beginn wie eine Pianoballade von QUEEN beginnenden Nummer – sehr geil gemacht, da wünschte man sich nochmal Freddy Mercury zurück, Eliot kann den bombastisch-epischen aber gelungene Song nicht so ganz ausfüllen. Die eher etwas mainstreamige Melodic-Rock/AOR-Nummer „It's All About Believin'“ im Stile von mittelmäßigen BON JOVI scheint eher verzichtbar. Trotzdem machen die Songs wieder neuen Mut, dass diese Herren als eines der britischen Flaggschiffe in Punkto Stadionhardrock, doch nochmal ein gutes Album hinbekommen könnten.

Ein legendäres Livealbum ist „Mirror Ball-Live & More“ letztlich zwar nicht geworden aber sicher ein ganz gutes, was heutzutage nur wenigen Bands gelingt. Für alle Nostalgiker wahrscheinlich ein gefundenes Fressen, denn zusätzlich gibt es noch als visueller Kaufanreiz eine ca. 50-minütige DVD, die unterschiedliches Tour-Material plus zwei Musik-Clips bietet. Billy Idol und Steve Stevens sind auch vertreten - mehr kann ich dazu leider nicht sagen, denn die DVD wurde uns leider (wie so oft im Hause Frontiers Records) nicht zur Verfügung gestellt. Eigentlich wäre es mal an der Zeit, dass Def Leppard mal eine richtig fette Live-DVD rausbringen würden mit ihren aufwendigen Bühnen(Shows) usw. könnte dies eine sehenswerte Sache sein und würde dann noch mehr „echtes“ Livefeeling transportieren. Bis dahin begnügen wir uns halt mit diesem Livedebüt.

Mirror Ball - Live & More


Cover - Mirror Ball - Live & More Band:

Def Leppard


Genre: Rock
Tracks: 23
Länge: 119:25 (CD&DVD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood