Review:

Precursors Of Extermination

(DEAF AID)

Die Freiburger DEAF AID wüten schon seit den späten 80er Jahren im deutschen Underground und haben sich von einer Punk-lastigen Thrash-Kapelle zu einer ernstzunehmenden und professionellen Doom-Death-Band entwickelt. Dies wird mit der neuen EP „Precursors Of Extermination“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die Band setzt hierbei auf ein sehr dichtes und schweres Gitarren-Riffing, welches gerne von passenden Melodieausflügen sinnvoll begleitet wird. Das Grundgerüst sehe ich hier bei alten SIX FEET UNDER und BOLT THOWER. Besonders die druckvollen Midtempo-Parts erinnern schon oft an die Engländer und werden dem Hörer ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern. Natürlich wird auch mal das Gaspedal durchgedrückt, aber die stärksten Momente sind definitiv diese, wenn die Musik an einen zähen Lavastrom erinnert, der alles verschlingt. In diesen Momenten kann die Musik von DEAF AID beeindrucken und begeistern und einen Platz im Oberhaus der harten Töne für sich beanspruchen. Auf „Prescursors Of Extermination“ wird viel mit Stimmungen und teilweise auch mit Disharmonien gespielt, was den Songs einen eigenen Charakter verleiht und öfter mal den Namen DISBELIEF ins Spiel bringt.

Besonders angetan hat es mir der Song „Bullet“, der mit viel Melodie startet und dann in ein Thrash/Death-Inferno mündet. Hier kann die tiefe, aber immer dominante Stimme von Sänger Marc richtig fett punkten. Der Song sprüht nur so vor Energie und Kraft, die auch dem Band-dienlichen Drumming geschuldet ist. Ein feiner Solo-Ausflug beendet diesen kleinen Hit, der wirklich in allen Belangen restlos überzeugen kann. Der Opener „Fragment By Fragment“ setzt auf einen schlagkräftigen Mix aus stampfendem Death und diversen Thrash-Einlagen. Auch hier kann Vocalist Marc seine Stimme gekonnt in Szene setzen. Es ist eh überraschend, wie Marc sich auf der Scheibe verkauft. Seine Stimme ist definitiv nicht variabel, aber irgendwie gelingt das Kunststück, dass die Musik nie langweilig wirkt. Die Stimme passt einfach zu DEAF AID wie Arsch auf Eimer. Punkt! Mit „Your Flesh Is Mine“ und „Crossfading Existence“ folgen weitere gutklassige Songs, die immer für Kontrolle, Melodie und Weltklasse-Riffing stehen. Hier wurden alle Hausaufgaben gemacht, und man entdeckt immer wieder nette Kleinigkeiten, die die Songs enorm bereichern können. Der letzte Song „The Grudge“ lässt mich ein wenig ratlos zurück. Hätte man als Abschluss des Albums mit einem weiteren Feuerwerk gerechnet, ziehen DEAF AID eine ganz andere Spielkarte. Hier wird auf 8 Minuten mit Stimmungen gespielt, die man von GODFLESH oder SCORN in der Vergangenheit vernehmen konnte. Klingt eher nach einem vertonten Horrorfilm, der im Kochtopf mit einer DISBELIEF-Platte gelandet ist und nach dem Kochen zu kalt abgeduscht wurde… OK, ich kann damit halt gar nichts anfangen, wie man wohl merkt.

Was bleibt, sind ein Spitzensong („Bullet“) und drei weitere oberklassige Metal-Songs. Leider eben auch ein Totalausfall, der aber eventuell von anderen Hörern ganz anders interpretiert wird, und den ich hier nicht überbewerten möchte. Zusammengefasst haben wir hier eine wirklich sehr gelungene Scheibe, die der Band hoffentlich einen verdienten Deal einbringen wird. Unterstützt derzeit die Band bei Bandcamp – Ihr werdet es nicht bereuen. Starkes Teil!

 

Precursors Of Extermination


Cover - Precursors Of Extermination Band:

DEAF AID


Genre: Death Metal
Tracks: 5
Länge: 25:13 (CD)
Label: Eigenproduktion
Vertrieb: Bandcamp