Review:

Gravitas

(DEAD KOSMONAUT)

Tja, was kommt wohl für Musik aus den Boxen, wenn Pelle Gustavsson von NIFELHEIM und Frederik Folkare von UNLEASHED und FIRESPAWN gemeinsame Sache machen? Die Antwort ist eh falsch, da 90% auf eine schwedische Krawallband getippt hätten. Weit gefehlt. Da Pelle wohl einer der größten IRON MAIDEN-Fans auf dem Erdball ist, hat er sich scheinbar gedacht, dass unbedingt ein Album veröffentlicht werden muss, das alle Trademarks der MAIDEN-Monumentalsongs in sich vereinigt. Schon die EP „Rekviem“ wurde für diese eindeutige Anbiederung von der Presse abgefeiert, und nun haben wir es mit der ersten Fulltime-Veröffentlichung „Gravitas“ zu tun, welche eine sehr hohe Erwartungshaltung seitens der Fans und der Presse geschürt hat.

Die Frage ist, kann „Gravitas“ die erhaltenen Vorschusslorbeeren erfüllen? Meiner Meinung nach ein klares: Nein, kann es nicht! Der erste Song „Black Tongue“ kommt gefällig rüber, und besonders Pelles Stimme mag zu begeistern, und man merkt, wie auch auf dem ganzen Album, dass er die Vocals von Vorbild Bruce Dickinson intensiv studiert hat. Das Lied klingt wirklich völlig in Ordnung, aber bei IRON MAIDEN kommt nach langer Aufbauarbeit immer ein Aha-Effekt und ein gigantischer Refrain, welche die gewaltigen und fast nie live gespielten Meisterwerke von den Eisernen Jungfrauen ausmachen. Bei DEAD KOSMONAUT zieht sich dieses Problem des nicht Vorhandenseins durch eigentlich alle Songs.

„Iscariots Dream“, welcher in den Anfangsklängen stark an MAIDENs „Killers“ erinnert, „Vanitatis Profeta“ und „The Spirit Divite“ sind alle gutklassige Songs, für die sich keine Band schämen muss, aber man kommt einfach nicht auf den Punkt, auf den jeder Hörer wartet. Die musikalische Explosion wird einfach ignoriert, und der Refrain von „The Spirit Divite“ kommt fast ein wenig zu poppig durch die Boxen, obwohl ein kleiner Steve Harris-Huldigungspart den Song noch aus der Belanglosigkeit rettet.

Bei „Hell / Heaven“ hatte ich beim ersten Anspielen doch große Ansprüche, da man in über elf Minuten doch sehr viel Meisterhaftes und Opulentes unterbringen kann. Und der Song beginnt auch verheißungsvoll. Ballateske Töne und schöne Lead-Gitarren versprechen einen angenehmen und spannenden Song. Ein Piano versucht, die Spannung zu erhöhen, und man erwartet den Ausbruch eines Vulkans. Und was passiert? Nichts! Am Ende nimmt der Song Fahrt auf, wirkt aber dem Hautthema nicht mehr zugehörig. Hier hätte man ein Monster erschaffen können, aber leider bleibt der Song auf der Strecke. „Gravitas“ ist ein eher unnötiges Zwischenspiel, welches dann in das Intro von „Dead Kosmonaut – Part II“ übergeht. Wieder ein Elf-Minuten-Song und die Frage ist, ob DEAD KOSMONAUT zum Abschluss noch die Kurve bekommen oder ganz aus der Bahn fliegen. Der Song beginnt mit einer tollen Gesangsleistung, die Lust auf mehr macht, und dann kommt sogar ein kleiner Peak, der aber gleich wieder von leisen Klängen erstickt wird. Gefällige Gitarrenleads und eine Orgel untermalen den Song sehr angenehm, aber leider bleibt auch hier das Gesamtbild ruhig und einschläfernd. Wirklich schade, aber man bringt sich selbst um alle Chancen! Die Basis ist ausgearbeitet, die Stimme ist da, aber wo bleibt der Songschreiber, der der Band mal richtig in den Arsch kickt?

Leider haben wir es hier mit einem völlig durchschnittlichen, gar langweiligen Album zu tun. Dies liegt nicht am Können der Musiker, nicht am Sound, nicht an den Fans. Es liegt am Unvermögen der Band, aus einem tollen Unterbau Musik für die Ewigkeit zu schreiben. Eventuell hätte man sich beim Songwriting ein wenig mehr Zeit lassen sollen. In meinen Augen wurde hier eine große Chance einfach liegengelassen, und man steuert den Weg in die Belanglosigkeit an. Schade!

 

Gravitas


Cover - Gravitas Band:

DEAD KOSMONAUT


Genre: Heavy Metal
Tracks: 8
Länge: 47:11 (CD)
Label: High Roller Records
Vertrieb: Soulfood