Review:

Sleepwalkers

(Day Eleven)

Ja, ja die Finnen überraschen dann doch immer wieder, denn was dieses relativ kleine Land so alles an vielschichtigen Kapellen hervorbringt ist wirklich aller Ehren wert. Auch die Formation DAY ELEVEN gehört dazu. Diese fünf Herren aus der Nähe von Tampere musizieren bereits seit 10 Jahren zusammen jetzt soll mit einem größeren Partner nach dem in der Heimat relativ gut laufenden Debüt "Almost Over Everything"(2005) die aktuelle CD "Sleepwalkers" europaweit unters Volk gerbacht werden. Und rein inhaltlich ist dies gar nicht mal so übel vielmehr teilweise richtig gut, denn dieser nur scheinbar etwas verworrene stilistische Mix (z.B. "Message") aus Punk, Alternative, Grunge und Metal ist nach einer kurzen Eingewöhnungszeit doch recht gut konsumierbar. Die Betonung liegt hier schon klar auf etwas heftigere Metalgefilde aber stets mit einem tiefen Blick auf seelige 90’er Jahrezeiten als Grunge und Crossover absolut angesagt waren. Trotzdem ist dieses Album beileibe kein Recycling alter Ideen oder gar plagiatsverdächtig, die Jungs mischen sich schon ihr ganz eigenes Gebräu zusammen. Manch einem mag dabei die sicher etwas stark auftretenden Wechsel oder stilistischen Brüche irritieren aber DAY ELEVEN haben einen starken Sänger der auch kernig zur Sache gehen kann und dann immer gekonnt zwischen fast popartigen Hooks und aggressiven Parts wechselt, auch höhere Tonlagen sind ihm nicht fremd und ja sogar melancholisch-gefühlvolle Geschichten funktionieren, da man auf schwülstigen Pathos komplett verzichtet. Die skandinavische Düsternis kommt mitunter ebenfalls etwas durch aber schwülstiges Selbstmitleid wie bei so manchen Landsmännern sind hier außen vor. Es geht druckvoll-dynamisch zur Sache, meist ,it ordentlich Gas und dann immer wieder die vielfach hymnisch-ausladend betonten Hooks ("Untiled"). Die äußerst fette Produktion paßt bestens zum Gesamtsound, der außerdem sehr gitarrenbetont mit oftmals verzerrten Leads aber auch sehr schönen Solis aufwartet und somit auch die etwas unruhigere, ungeschliffenere Seite der Band betont. Vom Gesang her gesehen ist der Name NIRVANA schon durchaus "passend" aber ansonsten sind die Arrangements von DAY ELEVEN doch viel fülliger sowie betont detaillierter aufgebaut, für eine reine Punkrockband ("Dissonance Fading" moderner, facettenreicher Punk) ist dies alles hier viel zu vollgestopft für eine Metalband natürlich zu schwelgerisch und zu wenig auf den Punkt. Alternative meets Grunge paßt da schon besser, denn dieser leicht düsteren Stimmungen mit massig Gitarreneinsatz (schließlich gibt’s hier drei davon) sind einfach prägnant. Eine der Albumhöhepunkte sind eindeutig das heftigere "If Nothing Comes Of you" sowie die beiden lupenreinen Grunger "Blood Runs Thick"/2Your Cloud" und dann ganz am Ende dieses sehr emotionale fast 7-minütige Gefühlsepos mit seiner (aber nur fast) taumelnden Schwere und herrlich popigem Bombast - klasse gemacht. Da hört man ganz klar die Hand von Producer Jens Bogren (u.a. KATATONIA, OPETH) durch. Der ganz große Hit-Knaller auf dem Album mag insgesamt vielleicht fehlen aber das Niveau insgesamt ist solide, die Band klingt unglaublich locker und selbstsicher zugleich und hat schon einen recht eigenen musikalischen Charakter entwickelt, da sind die erwähnten "Vergleiche" allenfalls eine hilfreiche Orientierung. Ein paar Ecken und Kanten hier und da mehr könnten aber sicher nicht schaden - trotzdem ne coole Band und für alle Alternative Fans ein Pflichtanhörtermin.

Sleepwalkers


Cover - Sleepwalkers Band:

Day Eleven


Genre: Alternative
Tracks: 10
Länge: 39:38 (CD)
Label: Dockyard 1
Vertrieb: Soulfood Music