Review:

Go

(Daryl Stuermer)

Endlich mal wieder ein Soloalbum von einem Gitarristen, der mehr Wert auf gelungene, wunderbar flüssige Melodien legt als auf selbstdarstellerische Griffbrettakrobatik - die Rede ist hier von DARYL STUERMER mit seinem schlicht als "Go" betitelten Album. Diese mehr oder weniger betont zur Schau gestellte musikalische Bescheidenheit hätte man von dem Mann beinahe irgendwie erwarten können, denn auch bei seiner jahrelange Zugehörigkeit als Studio bzw. Livemusiker bei den legendären GENESIS fiel er mehr durch zuverlässiges Spiel als durch exzessive Ausschweifungen an seinem Instrument auf. Nein, er gehört wahrlich nicht in die oftmals gerade bei Saitenakrobaten vielfach anzutreffende Kategorie "exzentrisch, egomanisch und selbstverliebt". Daher kommt "Go" auch so wohltuend frisch daher. Sicher, mit Begriffen wie "modern" oder gar trendsettermäßig ist STUERMER diesmal nicht zu verbinden und auch die oftmals bei Gitarristen gerne üblichen betont ausufernden Jazzanleihen sucht man hier vergeblich, ehrlich gesagt vermisse ich dies auch nicht. Manche Kritiker würden es sogar ein wenig altmodisch nennen, was uns hier vornehmlich mit der straighten E-Gitarre geboten wird, aber ich muss wirklich sagen: die Musik klingt überzeugend, da es nicht allzu konstruiert oder übertrieben anspruchsvoll klingt und dies funktioniert durchgehend bei allen zehn Stücken. Die Produktion ist ebenfalls erste Sahne, der Mann aus Milwaukee, Wisconsin hat ein feines Gespür für packende Arrangements, die Solos kommen mal lässig, mal feurig vorpreschend, dann wieder verhalten betont mit wunderbaren Laufkaskaden daher und egal was er auch macht, gewisse Einflüsse von seiner "Hauptband" bei Phil Collins und Co. (für die er schon seit 1977 und der "And Then There Were Three"-Tour den Bass und/oder die Gitarre bedient) kann und will er natürlich ebenfalls nicht ganz verhehlen. Dabei wird aber zu keiner Sekunde abgekupfert, sondern schon alles zu einem eigenen Stil vermengt. So geschehen auch bei einem der Highlights des Albums, "Masala Mantra" (mit einem gelungenen folkloristischen Touch), oder auch dem leicht melancholisch-balladesken "Heavy Heart". Bei manchen Tracks übernimmt die Gitarre förmlich den Gesangspart, sorgt für markante Hooks, da wünscht man sich fast einen Sänger dazu und muss feststellen: Schade, dass der Song (z.B. "Greenlight") so wohl nicht den großen Zuhörerkreis finden und zu unrecht etwas untergehen wird. Ebenfalls klasse gemacht ist "Dream in Blue", eine Art Neo Proglight Stück, das sich einfach wunderbar öffnet und Soloparts zum Reinlegen bietet. "Breaking Point" ist dann wieder ganz anders, unterschwellig mit einem leichten SANTANA Feeling ausgestattet, auch bedingt durch den gelungenen Keyboardeinsatz. An dieser Stelle müssen auch die fähigen Begleitmusiker John Calarco (dr), Eric Hervey (b) und der Petersburger Kostia (b) sowie Laeland Sklar erwähnt werden, die ihr Übriges zu einem gelungenen Gesamtbild beitragen. Wer sich einmal ein temperamentvolles aber nicht überambitioniertes Gitarristenalbum im eingängigen Rock/Pop Format (mal so für Zwischendurch) anhören möchte und sonst nichts mit solcher Art Alben anfangen kann, dem sei Daryl Stuermer hier wärmstens empfohlen. Reine Progpuristen sollten lieber die Finger davon lassen, denen wird es hier etwas zu gleichförmig und wenig abwechslungsreich zugehen. Live wird man "Go" wohl eher nicht so schnell zu hören bekommen, denn durch die große GENESIS Reuniontour ist der Maestro die nächsten Monate erst mal beschäftigt, schade eigentlich.

Go


Cover - Go Band:

Daryl Stuermer


Genre: Rock
Tracks: 10
Länge: 47:42 (CD)
Label: Inside Out
Vertrieb: SPV