Review:

We Are The Apocalypse

(DARK FUNERAL)

Die Jungs von DARK FUNERAL strotzen auf "We Are The Apocalypse" vor Kraft und Selbstbewusstsein. Die erste Single-Auskopplung "Let The Devil In" ließ mich interessiert, aber auch eine Spur beunruhigt, aufhorchen: Midtempo-Groove statt Blastbeat, viel Atmosphäre und stimmlich über jeden Zweifel erhaben. Ist die neue Scheibe insgesamt langsamer, und hat sich der Stil von DARK FUNERAL deutlich verändert? Die Spannung bis zur nächsten Single-Auskopplung und zum Album-Release stieg also!

Aus Schweden kommen viele gute Metalbands, und auch im Black Metal hat das skandinavische Land viel Gutes zu bieten: WATAIN, MARDUK, natürlich DISSECTION und BATHORY und eben DARK FUNERAL. Sie verbinden seit fast 30 Jahren Härte mit einer Petitesse Melodie und einer ordentlichen Portion satanistischer Deftigkeit. 2007 kam es zu einem delikaten Engagement der Stockholmer: sie spielten im satanistischen Billig-Porno "Club Satan: The Witches Sabbath" die Hauptrolle und steuerten mit dem Song "King Antichrist" einen stilechten Soundtrack bei.  

Aber zurück zu "We Are The Apocalypse": Sechs Jahre ließen die Schweden ihre Fans auf ein neues Album warten. Das ist aber nicht weiter untypisch, es ist das siebte Studioalbum in 29 Jahren Bandgeschichte. Das neue Album wurde von Fredrik Thordendal unter Koproduktion von Daniel Bergstrand im Studio 33 aufgenommen. Im Mix sind die bissigen Drums sehr zentral abgemischt. Heljarmadr schreit und brüllt dämonisch-besessen, ist dabei jedoch gut verständlich.

"We Are The Apocalypse" startet mit der zweiten Single-Auskopplung "Nightfall". Der Song klingt wie das diametrale Gegenteil der ersten, bereits erwähnten, Single. Es ist ein hymnischer Black Metal-Track mit giftiger Aggression und schnellen Tremolo-Riffs. Der Refrain ist einprägsam und trifft mitten auf die zwölfte Leckomio, haben DARK FUNERAL schon einmal solche Hooks mit Hit-Potential geschrieben? Sie beweisen hier eine gute Balance und epische Dynamik. Der Song dürfte live eine wahre Granate sein; dem Schlagzeuger Jalomaah könnte man nach diesem Tempo aber eine Kur für seine geschundenen Extremitäten rezeptieren. Bei "Let The Devil In" wird der Fuß ein wenig vom Gaspedal genommen, um es zu "When Our Vengeance Is Done" wieder durchzudrücken. "Nosferatu" kommt variantenreich daher; schöne Gitarrenmelodien erzählen uns eine düster-beklemmende Vampirgeschichte. Mit "When I'm Gone" folgt ein etwas untypischer Song. Er ist von Schwermut geprägt und groovt, hat auch (entschuldigt bitte) balladeske Züge. Es bleibt abwechslungsreich: bei "Beyond The Grave" herrscht Blastbeat-Alarm, und es wird mächtig auf die Kacke gehauen. Die Gitarrenarbeit steuert jedoch wohl dosiert Melodie hinzu. In "A Beast To Praise" rattern die Drums in der Intensität eines Maschinengewehrs: Bassdrum, Snare und Becken scheinen Rekorde aufstellen zu wollen. In "Leviathan" kommen cleane Gitarren zum Einsatz, bevor wieder Tempo regiert. Der Titelsong wurde ans Ende der Scheibe platziert. Ohne großes Vorspiel wird direkt die Tür eingetreten, und Kreissägen-Riffs legen das ganze Haus in Schutt und Asche. Die Vielfalt der Kompositionen ist eine neue Stärke von DARK FUNERAL. Die schnellen Songs ähneln sich ein klein wenig, und gegen Ende der Platte sinkt daher der Wiedererkennungsfaktor der einzelnen Tracks. Nimmt man aber die Platte als Ganzes, ist sie erstaunlich abwechslungsreich.

Es bleibt zu erwähnen, dass "We Are The Apocalypse" die erste Veröffentlichung ist, auf der Schlagzeuger Jalomaah und Bassist Adra-Melek zu hören sind (obwohl sie bereits seit 2017 zur Band gehören). Von der ursprünglichen Besetzung von 1993 ist lediglich noch Gitarrist Lord Ahriman an Bord. "We Are The Apocalypse" zeigt vor allem beeindruckende Qualität. Mit den beiden letzten Alben haben DARK FUNERAL es geschafft, verlorenen geglaubten Boden zurückzugewinnen und allen Kritikern vor die Füße zu spucken. Ein bis zwei kleine Kritikpunkte habe ich trotz aller Qualität: Die gesprochenen Wortpassagen sind nicht schlecht, aber könnten für meinen persönlichen Geschmack gekürzt oder gestrichen werden. Im Mix sind die Gitarren und der Bass relativ weit im Hintergrund. Das Schlagzeug und der Gesang nehmen sehr viel Platz ein. Das Gitarrenspiel von Micke „Lord Ahriman“ Svanberg und Chaq Mol hätte mehr Prominenz in der Produktion der Platte verdient.

Die Schweden sind noch immer eine dieser ursprünglichen Bands, die ihrem rifflastigen Stil treu geblieben ist. Die Band hat ihren Biss keineswegs verloren, DARK FUNERAL sind bis in die letzte Pore keifend böse!

 

We Are The Apocalypse


Cover - We Are The Apocalypse Band:

DARK FUNERAL


Genre: Black Metal
Tracks: 9
Länge: 43:47 (CD)
Label: Century Media Records
Vertrieb: Sony Music