Review:

Never Too Loud

(Danko Jones)

Nach fünf Jahren Dauer-Touren mit kurzen Zwischenstopps im Studio hat sich das Trio um Bandkopf und Namensgeber Danko Jones Ende 2006 eine Pause verschrieben. Aber natürlich haben die Jungs keinen Urlaub gemacht, sondern nutzten die Zeit, um das nächste und mittlerweile vierte Album ausnahmsweise mit langem Vorlauf vorzubereiten. Und noch etwas ist neu: Die Kasse scheint mittlerweile zu stimmen, denn für den Job hinter den Reglern wurde ein vermutlich recht teurer Produzent namens Nick Raskulinecz verpflichtet, der auch schon für die FOO FIGHTERS, RUSH, STONE SOUR und VELVET REVOLVER tätig war. Wenn man sich die neue Scheibe ein paar Mal angehört hat, wird einem allerdings klar: Zu viel Zeit und ein zu professioneller Produzent tun der Band offenbar nicht gut. Denn während am Sound etwas zu viel geschraubt wurde, ist das Songwriting eher vernachlässigt worden. Aber fangen wir vorne an: Und zwar beim Opener „Code Of The Road“, der auch schon seit einiger Zeit auf der myspace-Seite der Band heruntergeladen werden konnte. Dieser brät so breit und dreckig aus den Boxen, wie man es sich von Danko wünscht und gewöhnt ist. Schon das folgende „City Streets“ irritiert aber: Strophe und Chorus klingen schwer nach glattem Mainstream-Ami-Rock. Ähnlich geht es mit „Still In High School“ weiter: Auf ein Danko-typisches Riff folgt ein glam-mäßiger, mehrstimmig gesungener und äußert langweiliger Chorus. Doch es kommt noch schlimmer: „Take Me Home“ – die neue Single – ist der Totalabsturz: Kommerz-Poprock der übelsten Sorte, mit Akustik-Klampfe im Hintergrund und einem schnulzigen, teils mit Kopfstimme gesungenen Chorus, der wohl hymnisch klingen soll. Offenbar will Danko auf Teufel komm raus endlich mal einen MTV- und Radio-Hit landen. Wenn man sich weiter durch das Album kämpft, stellt man aber mit Erleichterung fest, dass die Jungs auch noch anders können - wenn sie denn nur wollen. „Let’s Get Undressed“ und „Your Tears, My Smile“ z. B. sind DANKO JONES-Kracher von gewohntem Kaliber und randvoll mit Energie. Trotzdem: Allzu viele Songs, wie z. B. „Somehting Better“ und „Ravenous“, bieten nicht mehr als Mittelmaß. Auch der Sound, den Nick Raskulinecz den neuen DANKO JONES verliehen hat, überzeugt nicht. Kommt die Gitarre zwar oberfett rüber, ist der vormals so präsente und dreckig angezerrte Bass von John Calabrese in den Hintergrund gedrängt worden. Ohne jeglichen Druck und mit wenig Ton ist er selbst bei den Gitarrensoli kaum zu hören. Der Gesang wiederum steht stark im Vordergrund, ist aber extrem glatt geraten, und die Drums klingen steril und sind stellenweise mit viel zu viel künstlich wirkendem Hall unterlegt worden. Ein weiterer Minuspunkt der Scheibe ist die Abwesenheit von Damon Richardson, den ich hier einmal mehr schmerzlich vermisse. Dan Cornelius ist hier ja zum ersten Mal auf einer Aufnahme zu hören und bestätigt den mittelmäßigen Eindruck, den die erste Tour mit ihm hinterlassen hat. Sicher macht er seine Sache nicht schlecht, aber sein Spiel klingt eben allzu klinisch und sehr nach einem typischen Studiomusiker. Die Dynamik und die wilde Energie Richardsons gehen ihm komplett ab. Aber davon abgesehen: Ich frage mich, was Meister Danko geritten hat, als er die Songs für „Never Too Loud“ geschrieben hat. Hat er es jetzt tatsächlich auf den großen kommerziellen Erfolg abgesehen? Oder wollte er sich nur einfach mal etwas verändern? Wohin ist sein soulig-inbrünstiger Gesang verschwunden, und wohin seine energiegeladenen Stakkato-Riffs? Und warum hört man den Bass nicht mehr...? Und ich frage mich: Wie viele Anläufe sollte man einem Album geben? Ich habe „Never Too Loud“ mittlerweile drei Mal durchgehört, werde mit dem Großteil der Songs aber immer noch nicht warm. Bleibt nur zu hoffen, dass auf der kommenden Tour alles beim Alten ist.

Never Too Loud


Cover - Never Too Loud Band:

Danko Jones


Genre: Rock
Tracks: 11
Länge: 38:22 (CD)
Label: Bad Taste
Vertrieb: Soulfood