Review:

In a World

(Cryptic Vision)

Das doch eher bescheidene Artwork des 2004er Vorgängers "Moments of Clarity" haben die Mannen von CRYPTIC VISION auf ihrem neuen Werk "In a World" jetzt schon mal locker um 100 Prozent getoppt, musikalisch gab es damals eigentlich nichts zu meckern und auch die aktuelle Scheibe bietet eine gutes "Mainstream" Progrock Niveau der oberen Klasse. Bot der Vorgänger doch noch etwas stärkere AOR Facetten ist diesmal eine mehr symphonischere Ausrichtung eindeutig in den Vordergrund gerückt. Gesanglich sind die geschmeidig hellen Vocals von Todd Plant nach wie vor mit Bands dieses Genres wie STYX, KANSAS oder auch BOSTON vergleichbar aber musikalisch geht es bei weitem vielschichtiger zu insbesondere die abwechslungsreichen Keyboardsounds sorgen für eine wohlklingend temperierten Sound völlig ohne nichtssagende hektische Läufe oder jegwelche spleenigen Tastensperenzchen wie bei so manch anderer Combo in diesen Bereichen. In Verbindung mit den Harmoniebackings entsteht so ein unheimlich dichter Klangteppich der natürlich von den abwechselnd geradeaus rockenden oder auch mal solo frickelnde Gitarren (aber ohne jedes Genöle) bestens unterstützt wird. Bereits der monumentale 16 Minuten Opener zeigt die großen Stärken dieser technisch absolut brillanten Band, zum einen eine ungeheure Detailverliebtheit mit wahnsinnig vielen Unterparts, Breaks und dann wieder fließende Momente mit diesen filigran vorgetragenen Instrumentteilen der sich dann mitunter in bombastischen Arrangements ausdrückt. Und dann wieder als Verbindung zwischen den vermeintlich leicht zugänglichen Parts und den etwas sperrig aber nie zu überladenen Progstellen kommen immer wieder diese fast schon zu eingängigen ausufernden geradezu hymnischen Chorpassagen. Das Album hat insgesamt einen eher ruhigen Charakter und läuft ineinander übergehend in einem Satz durch, ein etwas stärker akzentuierter Spannungsaufbau hätte ab und an nicht geschadet. Es geht mehr oder weniger immer im gleichen Baukastensystem durch die 12 Haupttracks, die Band bietet selten Verschnaufpausen. Die von diversen Gäste immer mal wieder eingestreuten Violinen oder Mandolinen als echte Streicherelemente und die gefühlvollen akustischen Gitarren sind zwar nicht neu (KASNSAS lassen grüßen) aber trotzdem zur Auflockerung absolut gelungen. In der üppigen Spielzeit von 73 Minuten hat sich trotz vieler instrumentaler Geschichten nicht ein wirklicher Langweiler eingeschlichen, CRYPTIC VISION schaffen den schmalen Spagat zwischen zugegeben etwas künstlich aufgemotzten Anspruch und Eingängigkeit ohne eine der beiden scheinbar widersprüchlichen Eigenschaften ganz zu vernachlässigen. Der Sound ist absolut frisch trotzt der natürlich starken Retrobetonung aus den 70ern mit fast jeder Note dieses Albums aber es klingt keineswegs altbacken. Für richtige Progfans gehen die Jungs aus Florida wahrscheinlich eine Ecke zu standardisiert vor mit zuwenig packenden Elementen ohne die großen Ah-Erlebnisse dies mag tatsächlich so sein aber für Retro/AOR Fans die auf nachvollziehbare Melodien mit dem ein oder anderen Ausflug ins proggige abfahren könnte "In a World" durchaus etwas bieten.

In a World


Cover - In a World Band:

Cryptic Vision


Genre: Progressive
Tracks: 12
Länge: 72:59 (CD)
Label: Progrock Records
Vertrieb: Point Music