Review:

Darkly, Darkly, Venus Aversa

(CRADLE OF FILTH)

Ha! Die alten Black-Metal-Veteranen von der Insel können tatsächlich mit ihrem neuen Album ein paar gängige Erwartungen mal eben vom Tisch fegen. Denn was erwartet man von einem CRADLE OF FILTH-Album? Opulenz? Oh ja, die gibt es, aber anders als erwartet: Statt geschliffener Arrangements regiert bei CRADLE OF FILTH auf dem aktuellen Album "Darkly, Darkly, Venus Aversa" der Black Metal. Und zwar von seiner ungehobelten, temperamentvollen Sorte. Wie die wilde Jagd rasen Dani Filth und seine fünf Mitstreiter durch die Songs, Dani Filth sagt dazu im Interview mit seiner Plattenfirma, es "sei das ohne Zweifel bisher schnellste und brutalste Album" dass CoF bis dato komponiert haben. Und hat damit absolut und uneingeschränkt recht. Weiter sinniert der Frontkreischer, es sei "eine Schlittenfahrt durch einen Gothic-Horror-Themenpark, voll Inbrunst und Perversion." Auch da muss ich ihm voll zustimmen, allerdings ist der Rodelberg zumeist sehr steil - und war offensichtlich sehr hoch. Nur zwei Songs kommen bei unter fünf Minuten ins Ziel, die meisten gehen an oder über sechs Minuten. Außerdem - und das ist eine Koinzidenz von geradezu britischem Humor - war es bisher immer so, dass man sich zwischen den elegischen Stücken auf die wenigen Songs mit reiner Raserei darüber wie ein Kind gefreut hat, dass die Engländer auch mal Gas geben können, so sind auf "Darkly, Darkly..." die wenigen Songs mit Tempovariation die willkommenen Abwechslungen: "The Persecution Song" ist der erste davon, und dank des Midtempos kann man das einprägsame Gitarrenmotiv auch heraushören, die vorletzte ist die eigentlich Perle dieses Albums und dafür ziemlich weit hinten versteckt: "Forgive Me Father (I Have Sinned)" ist die erste Video-Auskopplung aus dem Album und läßt Paul Allender in den Arrangements Luft für Hexereien auf der Gitarre, hat gleichzeitig ein einprägsames Motiv und das obligatorische Gesangsduett - ist also quasi dem Kochbuch für CRADLE OF FILTH-Hits entnommen. Unter den schnellen Songs sticht zunächst einmal der Opener "The Cult Of Venus Aversa" heraus, der mit einem Cembalo-Intro beginnt und die Spuren an allen möglichen Effekten und Instrumenten (außer dem Cembalo noch Streicher, Chöre, Keyboards...) bis in den Himmel stapelt - der Schlitten startet also ziemlich überladen in seine Fahrt. Die Gitarre von "Deceiving Eyes" beginnt mit einem fiesen Horror-Punk-Sound, aber auch dieser Song geht schnell in blackmetallisches Geschredder über. Und noch ein Duett - aber wieder in Überschallgeschwindigkeit - gibt es auf "Lilith Immaculate", dem vielleicht besten Song des Albums und dem mit der Hauptfigur des Albums bereits im Titel, denn "Darkly, Darkly..." ist ein Konzept-Album über die mythische Gestalt Lilith. Letzte Überraschung: "The squeeking weasel" - äh, Dani Filth - kreischt nicht mehr ganz so hoch, sondern keift mehr in den (für ihn) mittleren Lagen herum und singt sogar stellenweise. Fazit: CRADLE OF FILTH haben sich auf diesem Album definitiv in Sachen bpm selbst überholt - das beste Album der Bandhistorie ist es aber bei dem Haufen an ideenarmen Raserei-Songs nicht geworden. Aber auch nicht das schlechteste.

Darkly, Darkly, Venus Aversa


Cover - Darkly, Darkly, Venus Aversa Band:

CRADLE OF FILTH


Genre: Gothic Metal
Tracks: 11
Länge: 62:26 (CD)
Label: Peaceville
Vertrieb: Edel