Review:

Year Of The Black Rainbow

(Coheed And Cambria)

TIPP
Bei ihren bisherigen vier Werken seit 2002 haben sich COHEED AND CAMBRIA mit ihrer außergewöhnlichen und eher nicht so leichtverdaulichen Musik einen sehr guten Ruf in der Progressiven Szene aber auch darüber hinaus erspielt. Jetzt kommt auf "Year Of The Black Rainbow", die zwar ebenfalls in den bisherigen Alben mehr oder weniger bereits abgehandelte Science-Fiction-Story, zu ihrem würdigen Abschluss. Aber und jetzt kommt es hier wird nun die Vorgeschichte der bisherigen Teile erzählt. Star Wars ick hör dir trapsen Episode 1 und so aber egal die krude Story ist mir ehrlich gesagt jetzt nicht so wichtig, es geht um die Mucke.

Musikalisch schlagen die Protagonisten hier aber einen gänzlich einfachern weg ein, denn
so richtig reinrassig progig ist dass hier präsentierte keinesfalls mehr, auch wenn es die ein oder anderen Einschübe oder auch längeren Klangerlebnisse schon noch gibt wie u.a. beim Opener „One“ mit sphärischem Klanggerüst sowie entspannt-bedrohlichen Klaviertönen sowie dem etwas schräg-säuselnden Titeltrack. Aber so experimentell, frickelig, instrumentell ausufernd oder gar breaklastig-komplex sind COHEED AND CAMBRIA anno 2010 bei weitem nicht mehr. Das Angebot würde ich eher „nur“ noch als schon noch aufgemotzten Normalrock, der auch dem Klientel aus dem Mainstreambereich im weitesten Sinnen zusagen könnte, bezeichnen. Denn ganz so simpel läßt man es dann doch nicht klingen. Die bekannten RUSH-Affinitäten klingen mehr denn ja aus allen Noten und Arrangements hindurch, nicht nur was den superben Gesang betrifft. Auch stilistisch erinnern die New Yorker an die „Pop“-Phase der Kanadier Mitte der 80er Jahre als man auch keinen Bock mehr auf steril-aufgemotzten 70er Jahre Prog hatte, sondern auch mal lieber eine anspruchsvolle Rockplatte mit vielen relativ schnell ins Ohr gehenden Melodien machen wollte. Und damit stoßen COHEED AND CAMBRIA sicherlich nicht wenigen ihrer Diehard Fans ganz ordentlich vor den Kopf. Sachen wie „The Broken", ein amtlicher Kracher vor dem Herrn, sehr melodramatisch aufgebaut aber mit hymnisch-packendem Refrain. Auch der gerade auf den Punkt abgehende Rocker "World Of Lines", bei dem man tatsächlich durchgehend den Kopf kreisen lassen kann, ist total untypisch für diese Band.

Trotz des Verstoßes gegen die reine Lehre und Progfaktor hin oder her ist für mich auch "Year of the black Rainbow" ein sehr gutes Album geworden. „Guns Of Summer“ ist so ein Beispiel, hammermäßiges flirrend-hektisches Schlagzeugspiel (wie auf dem ganzen Album Drumming der Extraklasse), abgefahren Soundspielereien an jeder Ecke, viele Breaks, Stakkato-Riffs, viele Übergänge du doch überwiegt der packend-griffige Refrain, leicht noisig toller Song. Auch die Single "Here We Are Juggernaut" zeigt eine Band, die straight voran geht mit opulent fett produziertem Sound und mit wunderbar flehendem und kraftvollen Gesang zugleich eine ungeheure Power erzeugt, das hat dann auch was von der emotionellen Intensität der letzen LINKIN’ PARK Scheibe „Minutes to Midnight“.

Ja klar wie kann man nur so was eingängiges machen aber die Jungs steigern dies sogar noch mit dem fast schon überpositiven „Far" etwas balladesk mit coolem Drumsound, knarrigen Gitarren und schönem verzerrten solo und hier ist wieder RUSH-Retrofeeling pur angesagt. „The Shattered Symphony“ mit seinen vielen Läufen und etwas aggressiv-melancholischen Touch ist dann wieder etwas mehr Vergangenheit. "Made Out Of Nothing" könnte eine echte Hitsingle werden, geht gut ab nach vorne, mit eingängiger Hook. Insgesamt strahlt die Band eine ungeheure Dynamik aus. Das atmosphärisch startende "Pearl Of The Stars" mit klasse Saitensolo und schönen Streichern oder auch dass eher aufwühlende "In The Flame Of Error" sind hervorragend arrangierte Songs. Den Ruf des Besonderen und die Aura des leicht mystischen haben COHEED AND CAMBRIA mit diesem Album zwar sicher verloren aber trotzdem insgesamt ein tolles Werk, mit einem klasse Sänger Claudio Sanchez sowie einfach vielen großartigen Momenten und Melodien abgeliefert, nur mit eben einer etwas anderen musikalischen Ausprägung.

Die Konzeptstory ist nun beendet, die Hauptpersonen bleiben für immer im Bandnamen verewigt, wir sind gespannt wie es weitergeht.

Year Of The Black Rainbow


Cover - Year Of The Black Rainbow Band:

Coheed And Cambria


Genre: Rock
Tracks: 12
Länge: 53:55 (CD)
Label: Roadrunner Records
Vertrieb: Warner