Im Camp von CLOVEN HOOF hat es wieder einmal ordentlich gerappelt. Die einschneidendste Veränderung ist da natürlich der erneute Wechsel am Mikro. Aktuell darf sich Ex-OMEN und ASKA Fronter George Call bei den Herren aus Wolverhampton gesangstechnisch beweisen. Dass der Mann eine erstklassige Powerröhre besitzt, dürfte sich herumgesprochen haben, und so brennt hier auch wenig an. Es wäre nur schön, wenn er es mal für längere Zeit irgendwo aushalten würde (ASKA mal ausgenommen, aber das ist ja auch SEIN Baby) um den Bands die Konstanz zu verleihen, die für ein wenig Erfolg wichtig ist und gerade eine Band wie CLOVEN HOOF nach fast 40 Jahren im Business auch durchaus verdient hätte.
Was das neue Album betrifft, so muss ich sagen, dass ich echt überrascht bin. Das letzte Werk „Resist Or Serve“ war eine gute Platte, ohne dass man jetzt in totale Jubelstürme hätte ausbrechen müssen. „Who Mourns For The Morning Star?“ legt da jetzt einige Briketts nach und CLOVEN HOOF liefern eine astreine zeitgemäße Heavy Metal Scheibe ab, die einerseits nicht im Retrowahn versinkt aber andererseits aus der guten alten Zeit ein gesundes Verständnis für Melodie und Hooks in die Jetzt-Zeit transferiert. Best from New- and Old-School sozusagen. Mit dem flotten „Star Rider“ erwischt man schon mal einen formidablen Einstieg. Ob der „Star Rider“ der Bruder des „Astral Rider“ (vom 89er „A Sultans Ransom“) oder eher der Cousin des „Stormrider“ (von der 82er Debut E.P.) ist, werde ich bei Gelegenheit noch in Erfahrung bringen. Zumindest reitet er gut ins Ohr und macht Lust auf das was noch kommt. Mir gefällt die latente Melancholie bei melodischen Groovern wie „Song Of Orpheus“ oder „Neon Angels“. Der Einschlag alter US-Melodic Helden der Marke DOKKEN ist unverkennbar und steht CLOVEN HOOF ausgezeichnet. Beim Titelstück wird es dann noch epischer und bei den Gitarren lugen die eisernen Jungfrauen hervor. CLOVEN HOOF verbinden das mit US-Metal der OMEN Schule und fertig ist ein weiteres Highlight. Dass CLOVEN HOOF aber aus bissiger können, beweisen sie mit dem fiesen „I Talk To The Dead“ und der Speed Nummer „Time To Burn“. Danach folgt der für mich einzige kleine Ausfall: „Mindmaster“ atmet für mich mit seinem groovigen Riffing zu sehr 90er Luft. Nicht schlecht, aber auch kein Glanzstück. Was aber relativ Wurst ist, da nun noch meine beiden absoluten Highlights folgen: zuerst das abwechslungsreiche „Go Tell The Spartans“. Auf eine melodische Strophe folgen eine fast schon kitschige Bridge und ein speediger Chorus mit geilen Screams von George. Ich liebe es. Abgerundet wird das Album dann vom 7-minütigen „Bannockburn“ (wenn ich mich recht erinnere war das eine Schlacht im 14 Jhd., wo die Schotten unter Robert The Bruce den Engländern mächtig einen auf den Sack gehauen haben), welches treibend das Schlachtengetümmel perfekt in Szene setzt und ein extrem starkes Album gelungen abrundet. Den Refrain habe ich schon nach dem ersten Hören nicht mehr aus dem Kopf bekommen.
Ob Mastermind Lee Payne das beste CLOVEN HOOF Album ever aufgenommen hat, muss die Zeit zeigen, was man jedoch jetzt schon sagen kann: Es ist auf jeden Fall das Beste seit „A Sultan’s Ransom“.
Who Mourns For The Morning Star?
Band:
Cloven Hoof
Genre: Heavy Metal
Tracks: 9
Länge: 44:43 (CD)
Label: High Roller Records
Vertrieb: Soulfood