Review:

Live At Skaters Palace

(Chuck Ragan)

by Gast
Tausendsassa CHUCK RAGAN beglückt seine Fans zum Beginn des neuen Jahres mit einem außergewöhnlichen Live-Album, ob er damit die Wartezeit auf das ebenfalls für 2014 angekündigte neue Studioalbum verkürzen möchte? Kann sein, ist aber auch nebensächlich, denn mit „Live At Skaters Palace“, am 15.08.2013 in der gleichnamigen Skatehalle in Münster aufgenommen, beweist Ragan aufs Neue seine Hingabe und Liebe zur Musik. Die ausverkaufte Clubtour im letzten Spätsommer zeigte den Revival Tour–Begründer mal nicht nur, wie von den Touren bekannt, mit seinen Kompagnons Joe Ginsberg (Bass) und Jon Gaunt (Fiddle), sondern durch Todd Beene (Pedal Steel Guitar) und Dave Hidalgo jr. (der seit 2010 auch bei SOCIAL DISTORTION am Schlagzeug sitzt) als Band komplettiert.

Die Setlist umfasste einen Querschnitt von Chuck Ragans Schaffen, so finden sich auch auf der Aufnahme der HOT WATER MUSIC-Hit „Drag My Body“, den der Mann mit der Stimme, die offenbar eine Dauerdistortion eingebaut hat, nur mit Gesang und Gitarre darbietet. Dazu gesellen sich „Bedroll Lullaby“, welches schon mal einen Ausblick auf das neue Album gibt, das sehr gefühlvolle „Geraldine“ (für alle Mütter), Mitsinghymnen wie „Get What You Give“ und „Nothing Left To Prove“ oder tanzbare Nummern á la „Meet You In The Middle“, „Don't Cry“ oder „Rotterdam“, bei dem der niederländische Sänger Tim Vantol unterstützt. Chuck Ragans Kunst – und die seiner Mitmusiker – ist es, die allein durch die Instrumentierung, aber auch die Melodieführungen sehr an Country erinnernden Stücke durch einen so entspannten, modernen Mix aus poppig, griffigen Hooklines, viel Groove, noch mehr Gefühl und dank Ragans hier romantisch, dort fröhlich und im nächsten Moment wieder nachdenklichen Texten sowohl die Countrymusik als auch die Singer-Songwriter-Ecke vom dicken Staub zu befreien. Besonders deutlich wird dies zum Beispiel beim zwischen kräftigem Groove und träumerisch, singenden Klängen von Pedal Steel Guitar und Fiddle wandelnden „Do What You Do“ und dem schwermütig und doch tänzelnd, treibenden „California Burritos“. „Right As Rain“ mit seinem fast schon wehmütigen Sound, der eine seltsame Sehnsucht nach weiten Wiesen, Sonnenuntergang und dem Weg auf einer staubigen Straße nach Hause weckt, schwingt sanft im 6/8-Takt und gibt insbesondere Jon Gaunt und Todd Beene Gelegenheit ihr Können solistisch unter Beweis zu stellen. Natürlich darf aber auch der großartige, da druckvoll treibende und zugleich sphärisch, melancholisch klingende „The Boat“ nicht fehlen. Zu Allem kommt noch Chuck Ragans immense Bühnenpräsenz, die er schafft zumindest in großen Teilen auf die Platte zu bannen.

Die kleinen Fehler im Gesang bekommt man live eigentlich gar nicht mit, natürlich sind diese auf dem Album deutlicher wahrzunehmen, aber auch sie tragen dazu bei, dass „Live At Skaters Palace“ genau das transportiert, was eine Chuck Ragan–Show transportieren soll: Hingabe! Ob für andere Menschen, für die Organisationen, die er mit seiner Crew unterstützt oder eben - und das ganz besonders - für die Musik. Da ist es nur konsequent, dass das Album in streng limitierter Auflage lediglich als Doppel-Vinyl-LP herauskommt. Für alle, die die Konzerte im vergangenen August verpasst haben und alle die, die sich die Zeit bis zum Studio-Album verkürzen wollen, also unbedingt den 31.01.2014 dick im Kalender anstreichen bzw. am Besten gleich vorbestellen!

Live At Skaters Palace


Cover - Live At Skaters Palace Band:

Chuck Ragan


Genre: Alternative
Tracks: 17
Länge: 74:27 ()
Label: Uncle M
Vertrieb: Cargo Records