Review:

Try To Rescue (EP)

(Cheeno)

TIPP
Mensch, diese Underdogband aus Saarbrücken gibt es erst seit August 2005, aber wenn man so liest, was dieser Fünfer schon alles erreicht hat (u.a. 1. Platz beim EMERGENZA) - meinen höchsten Respekt. Der letzte große Erfolg war natürlich der Gewinn des German Rock Award als "bester Alternative-Act 2006" gegen Ende des vergangenen Jahres. Andererseits war dieser Erfolg eventuell doch nicht so überraschend, denn hier ist komplette ehemalige Live-Besetzung von AUTUMNBLAZE inkl. Sängerin am Start. Jetzt hat man sich selbständig gemacht und so sind hier schon erfahrene Profis am Werk und keine blutigen Anfänger zu hören. CHEENO, so nennt man sich - fragt mich bitte nicht woher dies kommt (klären wir noch), ist auch nicht so wichtig, denn was letztlich zählt, ist einzig die Musik und die ist absolut hochwertig. Mit einer erfrischenden Mischung aus Alternative sowie deutlichen Heavyroots, vielleicht mit einen Touch von Grunge insbesondere was die Gitarrenarbeit betrifft, rennen die Jungs mit ihrer Sängerin Jennie Kloose bei mir offene Türen ein. Und da sind wir schon bei einem der prägenden Elemente des bereits recht eigenständigen Bandsounds von CHEENO: Diese wandlungsfähigen Vocals, mal gefühlvoll wie z.B. bei "Writings on the Wall" dann wieder sehr kraftvoll, überzeugen von vorne bis hinten. Sie ist zum Glück keine weitere diese Engelstimmenfrontfräulein, die zwar auch singen können, aber leider alle irgendwie ähnlich klingen. Wenn es anatomisch möglich wäre, müsste man sagen, diese Frau hat "Eier" und klingt zu keiner Minute künstlich sondern unheimlich erdig. Auf der hier vorliegenden ersten EP der Band "Try To Rescue" befinden sich (leider) nur 5 Tracks, aber schon die alleine machen große Lust auf ein ganzes Album, welches man aber gerade intensiv dabei ist aufzunehmen. "Cocaine" (kein Cover!) ist ebenfalls so ein Song in der alle Stärken der Band besten zur Geltung kommen: Eine prägnante aber nicht zu catchy gehaltene Melodie, ein fett-kompakter Sound, geprägt von einer energetischen Rhythmusfraktion sowie recht düster, tiefergestimmten Gitarrenwänden und das alles zusammen unheimlich mitreißend gespielt. Die Band agiert äußerst souverän beim Songwriting, hat ein gutes Gefühl für überzeugende Atmosphären, bietet genügend Kanten, verzichtet auf schwülstige Verpackung (Keys) kommt ohne aufgesetzte Effekte aus und bietet, egal wie platt dies klingen mag, ehrliche Rockmusik mit Tiefgang. In dem episch/schnellen "The Ruler" ist wohl so eine Art Single (ist gleich in zwei Versionen auf der CD) zu sehen, die unheimlich treibenden sowie tighten Drums unterstützen hier bestens einen klasse Song, der in den schnelleren Momenten ganz vage "Vergleiche" an die GUANO APES aufkommen läßt, wobei mich insgesamt die Band schon viel stärker an die Münchner Senkrechtstarter ALEV erinnert. Die Songs bzw. Melodien sind zwar nicht ganz so verspielt/verquert und der Sound ist etwas härter angelegt aber gerade die Sängerinnen mit ihren charismatischen Stimmen sowie die stilistische Ausrichtung "Modern Alternative" mit ordentlichen Gitarrenriffs sind schon etwas ähnlich. Dass Gitarrist Carsten auch solomäßig richtig was drauf hat, zeigt er bei der Maxiversion von "The Ruler". So spielt nur ein echter Metaller. Auch der Bass sorgt für ordentlich Groove und Druck gleichermaßen, diese Band stelle ich mir live noch besser vor als auf Konserve. Diese EP ist für solide 7EUR auf der Bandhomepage zu haben. Das Geld sollte man auf jeden Fall investieren, wenn man auf super gemachten Alternative abfährt. Ich hoffe ein kompletter Silberling kommt möglichst schnell heraus und dann werden CHEENO ganz sicher groß durchstarten. Insbesondere für das TAUBERTAL Open Air wäre diese Band den Organisatoren nur wärmstens zu empfehlen, denn lange bleiben CHEENO sicher kein Geheimtipp mehr.

Try To Rescue (EP)


Cover - Try To Rescue (EP) Band:

Cheeno


Genre: Alternative
Tracks: 5
Länge: 23:35 (CD)
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