Review:

Medusa Groove

(Charlotte)

Hach, die Achtziger verantworten nicht nur das Ozonloch und die Verbreitung von Schulterpolstern, sondern sie hatten auch ganz nette Seiten. Wie zum Beispiel die Serie Miami Vice, die momentan wiederholt wird, und Bands wie CHARLOTTE. Die klingen nicht nur 1:1 wie aus den 80ern ins heute gebeamt, die Platte ist es auch. Die Songs auf "Medusa Groove" wurden zwischen 1988 und 1992 in Los Angeles und Hollywood aufgenommen und hören sich an wie POISON mit Eiern, B-Seiten der GUNS'N'ROSES oder "7800° Fahrenheit" von Bon Jovi ohne Jon Bon Jovi. 20 Jahre später sind die Angaben der Band nicht mehr verifizierbar, aber klingen durchaus nachvollziehbar: CHARLOTTE wollten sich angeblich nicht verbiegen und nicht noch eine Tonne Haarspray in die Ozonschicht pusten, nicht noch eine verzuckerte Ballade aufs Album packen und waren damit für Plattenfirmen, die nach dem nächsten fetten Glamrock-Act suchten, nicht vermarktbar, selbst wenn die Band in Clubs wie das Whisky-A-Go-Go oder The Troubardour in Hollywood gebucht wurde. Ihrer eigenen Aussage nach war ihr Ziel "to put the voodoo back in rock'n'roll". Gucken wir im Jahre 2010 auf Album und Band, hört sich das alles natürlich nicht sonderlich gefährlich an. Gleichwohl können CHARLOTTE Balladen schreiben, aber nur eine echte akustische Ballade hat es mit dem herzerweichenden "Changes" auf das Album geschafft. Viel wahrscheinlicher waren CHARLOTTE einfach zur falschen Zeit am falschen Platz, denn die Grunge-Welle hatte zum Zeitpunkt der letzten Aufnahme bereits selbst erfolgreiche Bands aus dem Sektor des Dauerwellen-orientierten Hard Rock von der musikalischen Landkarte der USA einfach herunter gespült. Und CHARLOTTE ebenfalls, denn Mitte der Neunziger löste die Band sich auf. Die Veröffentlichung von "Medusa Groove" ist wahrscheinlich ein Testballon für eine mögliche Reunion - die dann vom Erfolg des Albums abhängt. Also: Taugt "Medusa Groove"? Bedingt. Für diese Art von Musik sind einfach zu wenig "echte" Hits auf dem Album versammelt, auch wenn mit dem Titelsong, dem eben schon erwähnten "Changes", den Uptempo-Nummern "Siren" und "Little Devils" mehrere gutklassige Stücke vereint sind. Geeignet ist die Platte auf jeden Fall als Soundtrack für GTA-Spieleabende, Miami-Vice-Mottoparties, und alle, die ihrer Bluesrock-Sammlung noch etwas Originelles hinzufügen wollen.

Medusa Groove


Cover - Medusa Groove Band:

Charlotte


Genre: Hard Rock
Tracks: 12
Länge: 45:47 (CD)
Label: Fastball Music
Vertrieb: Intergroove