Review:

Wolves Of Thelema

(CARONTE)

TIPP

Wenn eine Band im Plattentitel schon den Namen „Thelema“ benutzt, kann man sich sicher sein, dass die italienischen Doomster sich schon intensiv mit dem britischen Okkultist Aleister Crowley, dessen System und den philosophischen Grundsätzen des „Thelema“ (Willen) auseinandergesetzt haben. Was liegt also näher, als CARONTE in die überlaufene und nervige Masse der Okkult-Bands einzuordnen und auf das nächste langweilige, sinnlose Ritual zu warten? Eigentlich nichts, aber keine Angst, wir haben es hier nicht mit einem THE DEVIL´S BLOOD- oder LUCIFER-Verschnitt zu tun. Dieser Kelch geht zum Glück an uns vorbei, und ich habe beste Voraussetzungen, ein nicht genervtes Review zu schreiben.

Und genervt bin ich von dem vierten Album von CARONTE garantiert nicht. „Wolves Of Thelema“ trifft mit seiner Mischung aus DANZIG, PARADISE LOST und TYPE O NEGATIVE genau meinen Geschmack. CARONTE (im Übrigen der italienische Fährmann, der die Toten über den Hades übersetzt) bieten eine äußerst gelungene Mischung aus Atmosphäre, Dunkelheit und einem überragenden Gespür für eingängige Doom Metal-Hymnen, die oftmals auch einen gewissen Rockfaktor nicht abstreiten können, aber niemals die gewünschte Härte vermissen lassen.

„Wolves Of Thelema“ beginnt gleich mit einem fetten Statement. Der gleichnamige Titelsong startet mit seichten Gitarrenriffs, tollen Leads und einem bombastischen Keyboard, bis die Stimme von Dorian Bones einsetzt. Und ja, hier kommt ein ganz starkes PARADISE LOST-Feeling auf und manifestiert sich in einem tollem Refrain. Ein klasse Einstand und eine extrem hohe Messlatte für die folgenden Songs. Weiter geht es mit „333“, welches mit beschwörenden Klängen beginnt und mit gut platzierten Chören aufwarten kann. Der Song ist für CARONTE-Verhältnisse fast schon im punkigen Bereich angesiedelt und legt tempotechnisch gegenüber dem Titelsong eine Schippe drauf, bleibt aber immer eingängig und sehr gefällig. „Hypnopyre“ beginnt mit einem BLACK SABBATH-Gedächtnisriff um dann in einen Refrain zu münden, den Glenn Danzig zu Glanzzeiten nicht besser hätte interpretieren können. Eindeutig der kleine Hit der Scheibe, der in jeder Rockdisco auf Dauerrotation stehen dürfte. Ganz stark abgeliefert!

Der Beginn von „Queen Oft The Sabbath“ erinnert mich sofort an den Song „Caligula“ von EX DEO um dann wieder in doomige Gefilde abzutauchen. Ein sehr eingängiger Song, der von einem Wah-Wah-Solo akkurat beendet wird. Ohne Gesang kommt „Amalantrah Sonata“ aus und hat eher einen Intro-Charakter, überzeugt aber spielend mit bombastischen Synthesizerklängen und macht den Weg für „Quantum Ecclesia frei, welches gleich wieder mit massiven Chorgesängen startet. Das Zepter wird aber sofort wieder an Dorian übergeben, dessen Message nur so herausgebrüllt wird, was die Dominanz der Vocals eindringlich unterstreicht. Ein sehr aggressives Stück, welches gleichzeitig böse und doch beschwörend aus den Boxen dröhnt. „Black Hole Dawn“ zeigt die rockige Seite von CARONTE, welches geschickt eingesetzte Hammond-Orgeln einleiten, und welches dann in einen leidenden Sängervortrag überschwenkt. Mir ist die ganze Geschichte hier ein wenig zu rockig und altbacken ausgefallen, aber am Ende findet man wenigstens wieder einen schön diabolischen Ausklang. Zum Glück der einzige Song auf der Scheibe, der mich nicht restlos überzeugen kann. Zum Ausklang betreten wir den Sternenweg mit „Starway To A Cosmic Fire“. Ein wenig kommen hier Erinnerungen an TIAMAT und Konsorten hoch, was ein ruhiger Mittelpart noch weiter ausweitet, und die Band dieses Intermezzo regelrecht zelebriert. Das klingt von der Komposition alles sehr ausgereift, und man merkt, dass die Combo eine ganz genaue Vorstellung von Spannungsbögen innerhalb des Songs verfolgt hat. Hier wird nichts langweilig, und man lässt sich gerne von allen Facetten des Sounds einlullen. Mehr als ein würdiger Abschluss eines tollen Albums.

Insgesamt kann man CARONTE bescheinigen, in ihrem Genre eine ganz eigene Nische besetzt zu haben. Die Hinzunahme und der bewusste Einsatz von elektronischen Effekten hat der Band hörbar gut getan und erweitert das Repertoire der Band immens. Die Songs bleiben im Ohr hängen und haben teilweise fast einen tanzbaren Charakter, welches für das Hitpotential auf „Wolves Of Thelema“ spricht und das Werk fast massenkompatibel macht. Der Zugang zu dem Album ist leicht gefunden, lässt einen danach so schnell nicht wieder los, und das sollte ja die Intention von jeder Veröffentlichung sein. CARONTE haben in dieser Hinsicht die Erwartungshaltung voll erfüllt und ein echtes Kleinod erschaffen, welches mir ein diabolisches Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Aleister Crowley wäre stolz auf Euch und Euer Schaffen und hätte die Fährmänner mit ihren Wölfen sofort auf den Einkaufszettel als ein Must-Buy geschrieben!

Das stimmungsvolle Cover-Artwork und der satte Sound, welcher in den Orgone Studios (u.a. PARADISE LOST, GHOST, CATHEDRAL) gezaubert wurde, runden das Gesamtkunstwerk perfekt ab und sollten niemanden von einem okkulten Trip in ein spannungsgeladenes Universum abhalten.

 

Wolves Of Thelema


Cover - Wolves Of Thelema Band:

CARONTE


Genre: Doom Metal
Tracks: 8
Länge: 43:45 (CD)
Label: Ván Records
Vertrieb: Soulfood