Review:

Paysages Polaires

(Cantique Lépreux)

TIPP

„Metal Noir Quebecois“, Black Metal im Zeichen der „fleur de lys“, erlebt derzeit eine erfolgreichere Zeit, als das zweite Aushängeschild der kanadischen Quebec, die Canadiens de Montreal. MONARQUE, DÉLÉTÈRE, FORTERESSE,  CHASSE-GALERIE und nicht zuletzt eben CANTIQUE LÉPREUX musizieren in Kanadas Hauptstadt gemeinsam um die Wette. Deren Basser Matrak lacht und gibt ein gerüttelt Maß an Bandinzest zu. Da wir aber sexuell-scheuklappenfrei zu Werke gehen, ganz vorurteilsfrei rüber zur Musik: Das zweite Album der Band um Sänger und Gitarrist Blanc Feu nach der wunderbaren  „Cendres Célestes“ setzt beinahe wieder gebetsmühlenartig auf die so typische Ausrichtung der kanadischen Frankophonen. Als das wären frostiger Black Metal und warmherzige Gitarrenmelodien, Einfachheit und Komplexität, Finsternis und Sonne, Winter und Feuer, Hysterie und Hoffnung. Im Gegensatz zu den anderen Bands wirken diese Lepra-Musikanten noch kälter, basischer, umso verwirrender der große Unterschied zwischen warmer Emotion und harscher Ablehnung, die im Charisma ihrer Musik gleichzeitig anzutreffen sind. Was auch im Gesang der weißen Feuers klar wird: Er bewegt sich zwischen erträglichem Knurren und fast unhaltbarer Hysterie, die nicht weit von Sin Nannas  Ausdrucksjuchzen bei Striborg entfernt ist. Mit dem Unterschied, dass die Songs der Polarreise jederzeit funktionieren und deswegen umso spannender sind. ,Le Feu Secret` mutiert zur Tempohymne, das lange schleppende ,Les Ètoiles Endeuillées` liefert einen Atmosphäre-Overkill, ,Hélas' rüpelt konventionell und hasserfüllt als kürzestes Stück (4:50), phantastische Gitarrenläufe inklusive. Das abschließende  ,Le Fléau' transportiert so viel Schmerz, aber auch so viel Seele... Im Mittelpunkt aber stehen die ,Paysages Polaires' I bis III. Das dreiteilige Titelstück bringt es auf mehr als 18 Minuten Spielzeit – wenig überraschend ein komplexer Dreier mit vielen Aspekten, Überraschungen und Wendungen. Virtuosität und Dreck finden sich hier abwechselnd, bisweilen gleichzeitig. Vielleicht könnten Cadavres Drums ein bisschen mehr Wumms vertragen, aber an sich ist hier alles, wie es soll. In jeder Facette: abstoßend, spannend, hart, weich, liebenswert, ekelhaft, ästhetisch, hässlich, hymnisch und vor allem richtig gut!

Paysages Polaires


Cover - Paysages Polaires Band:

Cantique Lépreux


Genre: Black Metal
Tracks: 7
Länge: 45:36 (CD)
Label: Eisenwald
Vertrieb: Soulfood