Keine Ahnung, ob „Metal Noir Quebecois“ jemals in die Fußstapfen der norwegischen Kollegen vm „Inner Circle“ treten wird, vermutlich eher nicht. Zu gut klingt noch immer der Ruf, von dem die Skandinavier heute leben. Wer aber auf der Suche nach frischen Bands ist, wer eher unentdeckte, musikalische Landstriche antesten möchte, der kommt am französischen Teil Kanadas nicht vorbei. So interessant und vielschichtig Land und Leute, so tiefgründig erscheint auch der Black Metal aus Quebec. Die vielleicht bekanntesten Bands mögen Forterèsse und Monarque ein, aber mit Chasse-Galerie, Csejthe, den inzwischen leider verblichenen Culte D'Ébola und vielen anderen Kapellen, gibt/gab es tonnenweise mehr. Komischerweise finden die Franko-Kanadier hierzulande nicht den Zuspruch, den Sie verdient hätten, aber vielleicht schaffen es ja CANTIQUE LÉPREUX mit ihrem Erstling, der am 18. März im Eisenwald erscheinen soll. Wie das Land, so eben die Leute – und manchmal auch die Musik. Die Schönheit Quebecs prägt „Cendres Célestes“ in jeder Sekunde, schon angefangen vom atmosphärischen Intro „Introduction“, das leicht flirrend aus der scheinbar überforderten Box wabert, kracht und knackt. Wer aber jetzt denkt, die drei Kanadier Blanc Feu :(Gitarre/Gesang), Cadavre (Drums) und Matrak (Bass) klängen wie die Hinterwäldler in Papas Garage, ist arglistig getäuscht. Die Jungs sammelten allesamt ihre Erfahrungen bei oben bereits genannten Formationen. Und sie übertreiben es gekonnt weder mit liebreizender Schönheit, noch mit vordergründiger Schwarzmetall-Fäulnis. Eben noch episch-schön, werden sie schon Sekunden später eiskalt – und liefern Black-Metal-Vibes as fuck - die viele Norweger nicht mehr können/wollen/dürfen. CANTIQUE LÉPREUX nehmen die bekannten Zutaten vom aggressiv-kehligen Gekreische, über flirrende Gitarren, krachkalte Riffs, mächtige Melodien, brutalen Bumms bis hin zu gehetzten Tempo-Upgrades und mischen das alles zu einer sehr eigenen, schwermütig-blackmetallischen Mischung. Was übrigens nichts, aber auch gar nichts, mit den französischen Vocals zu tun, die eh nur schwer als solche zu erkennen sind. Und wenn jetzt jemand denkt, das ist hier der wunderschöne Soundtrack zu einem Heimatfilm oder einer Mare-TV-Doku über Kanadas Osten, der sieht sich erneut getäuscht. Das Premierenwerk hat so viel Wut in sich, was darauf hinweist, dass sich natürlich auch in den wunderschönsten Gegenden die hässliche Fratze der Gesellschaft zeigt. Das beweisen auch Songtitel wie „Le Froid Lépreux“ (Die kalten Aussätzigen) oder „Le Mangeur d' Os“ (Knochenfresser - mit Bathory-Epik!), der CD-Titel (Himmlische Asche) oder der Bandname (Lepra-Lobgesang). In seiner Ganzheitlichkeit mutiert das Album zu einem mega-melancholischen Sammelsurium hingebungsvoller Hymnen - ohne Ausnahme. Die Lepra-Lüstlinge geben großes Drama, versprühen allgegenwärtige Traurigkeit aber auch eiskalte Härte, gepaart mit intensiven Vocals und unglaublichen Melodien. Die ganze Passion ist der Scheibe jederzeit anzuhören. Und wer es nicht glauben mag, hört das intensive „La Meute“ auf Bandcamp. Danke Eisenwald, danke Quebec, danke CANTIQUE LÉPREUX.
Cendres Célestes
Band:
Cantique Lépreux
Genre: Black Metal
Tracks: 7
Länge: 36:6 (CD)
Label: Eisenwald
Vertrieb: Plastic Head