Klammert man die Armeen von Nachahmern, Mitläufern, Kopier-Hiwis, Neppern, Schleppern und Bauernfängern aus, dann bleiben auf deutschem Boden primär zwei führende Metalcore-Bands übrig: HEAVEN SHALL BURN und CALIBAN, die nicht nur befreundet sind, sondern neben jeweils hochklassigen Alben auch schon zwei coole Split-EPs aufgenommen haben. Nachdem die eigentlich eher dem Death Metal zugehörigen Himmelsbrenner in diesem Jahr bereits eine starke Scheibe abgeliefert haben, sind nun auch CALIBAN an der Reihe, ihrem Überflieger "The Undying Darkness" einen geeigneten Nachfolger zur Seite zu stellen. Und das ist dem Quintett mit "The Awakening" mehr als gelungen, denn hier stimmt die Mischung! Zwar setzen die Jungs nach wie vor auf die (je nach Sichtweise) bewährte/ausgelutschte Mischung aus fiesem Kreischgesang und cleanen Parts/Refrains, doch das Album ist sehr ausgewogen und haut nach dem eher melodischen Vorgänger wieder verstärkt unter die Gürtellinie, was Stücke wie die durchweg erstklassigen "Let Go", "Another Cold Day", "Rise And Fight" oder "Nowhere To Run, No Place To Hide" unmissverständlich klarmachen. Aber ich muss trotz zahlreicher Buh-Rufe zugeben, dass CALIBAN wirklich immer dann am Stärksten sind, wenn sich Wumms und Melodie, sowie die harten (Andreas Dörner) und zarten (Denis Schmidt) Vocals die Waage halten, wie etwa beim überragenden, etwas an FEAR FACTORY erinnernden Opener "I Will Never Let You Down", der tollen Hymne "My Time Has Come" oder dem melancholischen "I Believe". Ein besonderes Schmankerl erwartet den Hörer mit dem von einem Piano begleiteten Breitwand-Titelsong, der etwa klingt, als habe Devin Townsend den "Halloween"-Soundtrack neu vertont - klasse! Man mag Metalcore sehr kritisch gegenüberstehen, und auch ich halte diese Szene zu 90 Prozent für puren Hype, doch es geht mir andererseits am Popo vorbei, welcher "Bewegung" eine Band angehört, solange sie musikalisch so überzeugt wie CALIBAN auf diesem, übrigens von Adam Dutkiewicz (KILLSWITCH ENGAGE) gemixten Album. Die Messlatte für die Klonkrieger liegt also wieder mal in schwindelnden Höhen!