Nach 19 Jahren erscheint am 01.03. endlich das neue Soloalbum von IRON MAIDEN Sänger Bruce Dickinson und man fragt sich unweigerlich, ob der Mann mit 65 musikalisch noch etwas zu sagen hat.
Der von Roy Z. zu verantwortende Gesamtsound erinnert dann auch gleich an die letzten beiden Werke „Tyranny Of Souls“ und „The Chemical Wedding“. Wenn man jedoch tiefer in „The Mandrake Project“ eintaucht, dann offenbart sich sehr schnell eine recht neue musikalische Dimension. So ertönt nach dem etwas sperrigen Opener (und erster Single) „Afterglow Of Ragnarok“ der positiv nach vorne gehende Rocker „Many Doors To Hell“, welcher mit Hammond und sphärischem Mittelteil begeistert. Die zweite Single „Rain On The Graves“ zeigt Dickinsons Storytelling-Fähigkeiten, hat einen starken Refrain und so langsam wird klar, dass das hier kein „Nummer-Sicher-Album“ ist, sondern ein absolut authentisches Werk eines Vollblut-Musikers, der immer noch hungrig ist und getrieben wird von der Lust auf neues und unbekanntes Terrain. Fliegen über Terra Incognita sozusagen. „Resurrection Men“ ist durchzogen mit Italo Western Vibes und funktioniert dennoch im Hard Rock Kontext. Dickinson macht es den Hörern und sich nicht einfach und dennoch macht es Spaß ihm auf dieser Reise zu folgen. Denn genauso mutet das Album an: Eine Reise, bei der man aus dem Fenster schaut und ständig sieht man kleine und große Dinge, welche erstaunen und einen in den Bann ziehen. Bei „Fingers In The Wound“ taucht man dann plötzlich in orientalische Gefilde ab, welche eine weitere Klangfarbe in den Dickinsonschen Sound einbringen. Und wenn man einmal meint bei der neuen Version von „Eternity Has Failed“ vertrautes Terrain zu betreten, dann wird man schnell eines Besseren belehrt. Natürlich hört man die Verwandtschaft zur fast gleichnamigen IRON MAIDEN Nummer, dennoch ist das hier neu, kraftvoller und irgendwie stimmiger als damals auf „The Book Of Souls“. „Mistress Of Mercy“ erinnert mich dann ein wenig an „Freak“ von Accident Birth“ und ist der einzige Song, welcher das Tempo etwas anzieht, bevor es im letzten Drittel richtig episch wird.
Da hätten wir einmal die wunderschöne und reduziert tönende Ballade „Face In The Mirror“ und das ebenfalls balladesk beginnende „Shadow Of The Gods“, welches nach der Hälfte zu einem ziemlich aggressiv-modernen Midtempo Cruncher wird, bevor es bombastisch ausklingt. Und dann ist da noch das fast 10-minütige „Sonata (Immortal Beloved)“, welches das Album elegisch und melancholisch ausklingen lässt und in seiner Verzweiflung noch lange nachhallt.
Wie oben schon gesagt ist „The Mandrake Project“ kein reiner Dienst am Fan, sondern Dickinson pur und genau das macht das Album relevant, wichtig und für mich interessant. Respekt!
The Mandrake Project
Band:
Bruce Dickinson
Genre: Heavy Metal
Tracks: 10
Länge: 58:49 (CD)
Label: BMG Rights Management
Vertrieb: CMM