Review:

Free

(BONFIRE)

Das neue Album "Free" der 80er Jahre "Rockveteranen" BONFIRE wird ganz sicher stark polarisieren und daher auch zwangsläufig dieses Review, denn die Jungs haben sich schon was getraut und ihren Sound deutlich hörbar verändert. Laut eigener Aussagen hatte man es satt, schon seit Jahren in immer die gleichen "Schublade" gesteckt zu werden, deshalb wurde auch, bereits Wochen vor dem offiziellen Release Datum, in großen Anzeigen daraufhingewiesen. Nun ehrlich gesagt, ich habe es mir daher wesentlich schlimmer oder besser krasser vorgestellt, diesen Aufbruch zu neuen musikalischen Ufern. Die Ingoldstädter haben dabei löblicherweise aber nicht den gleichen Fehler begangen, wie seinerzeit bei den ziemlich daneben gegangen CD’s von so illustren Kollegen wie QUEENSRYCHE, DEF LEPPARD oder den SCORPIONS, die zum Teil völlig ihren ureigenen Bandcharakter über Bord geschmissen haben. Insofern ist "FREE" für meine Begriffe daher ein durchaus nachvollziehbarer Schritt für BONFIRE gewesen, um sich nicht ständig zu wiederholen bzw. ausgelatschte Songstrukturen mit jeder weiteren CD erneut hervorzukramen. Sicher wird es genügend Fans geben, die genau das erwarten aber das wirklich entscheidende ist hier, daß sich die Band nicht so dermaßen verändert, als daß sie nicht mehr wiederzuerkennen wäre - denn BONFIRE klingen von wenigen Ausnahmen mal abgesehen immer noch voll nach BONFIRE. Es braucht für den eine oder anderen eventuell ein paar Durchläufe mehr aber dann wird sicher diese Erkenntnis durchsetzen. Auf was muß sich jetzt geneigte Konsument bzw. Fan konkret gefaßt machen? Ganz klar der Sound wurde etwas modifiziert d.h. die neuen Tracks sind etwas weniger bombastisch arrangiert, die Produktion ist dabei trotzdem sauber und dynamisch und manche der Songs scheinen auf den ersten Hub nicht mehr sofort so super eingängig zu sein. Vom ersten Ton auffällig sind die "neuen" etwas härteren Gitarrenriffs von Meister Ziller, bei denen eine deutlich grungigere bzw. fast schweinerockmäßiger Klang durchkommt, und die einfach etwas fetter ausfallen, wie dies sonst bei den Jungs bisher üblich war. Einige moderne Elemente wie Drumloops oder z.B. die verfremdete Singstimme bzw. Sprecheinlagen sowie ein etwas weniger an die Standards (Text/Bridge/Refrain) orientierter Songaufbau ("Preacher & Whores" mit einem leicht asiatischen Touch) werden beim ersten Hören eventuell etwas befremdliche Reaktionen auslösen aber im Kern bietet das Album bis auf den wirklich schwachen Opener "On And On" (das Ding hat einfach einen megaschlechten Refrain!) viel gutes Material. Trotz manchem technischen Schnickschnack, sind die bandtypischen Erkennungsmerkmal immer noch tragend. Beispiele hierfür sind u.a. das hymnische "Free" oder das knackige "What About Love", weiterhin das mit einem POD mäßigen Sound versehene "Rock’n’Roll Star", das tolle leicht alternativemäßige "Give A Little" (einer der besten Songs die Bonfire in den letzten Jahre geschrieben haben) und die spitzenmäßige Ballade "Friends" ohne jegliche Kitschanteil (!) ganz zum Abschluß. Das Songschreiberduo Claus Lessmann/Hans Ziller hat für mich jedenfalls insgesamt einen guten Job abgeliefert und ein unterhaltsames Album produziert. Wie dies alles von der Fanbasis aufgenommen wird ist natürlich wieder eine andere Sache, die nächsten Monate werden es zeigen. Ob BONFIRE mit "Free" jetzt tatsächlich auch in eine andere Schublade eingeordnet werden sollen oder müssen ist für mich jedenfalls zweitrangig, es bleibt immer noch Rockmusik. Einzig die relativ kurze Spieldauer der CD mit nur zehn Titeln sowie das Fehlen der Vorabsingle "Tell Me What You Know" sind für mich nicht ganz nachvollziehbar.

Free


Cover - Free Band:

BONFIRE


Genre: Rock
Tracks: 10
Länge: 48:23 (CD)
Label: BMG
Vertrieb: BMG