Review:

The Old Man & The Spirit

(Beyond The Bridge)

TIPP
Ein wirklich klasse Progmetal Scheibchen liefert uns diese Frankfurter Formation Namens BEYOND THE BRIDGE mit „The Old Man & The Spirit“ ab, da gibt’s wirklich fast nix zu kritteln. Bereits zu Jahresbeginn liefern diese sieben (!) beschlagenen Musiker ein echtes Genrehighlight ab und es ist kaum zu glauben, dass dies hier erst "nur" ein erstes Debütalbum sein soll.

Die beiden Masterminds, Gitarrist Peter Degenfeld-Schonburg und Keyboarder Christopher Tarnow werkeln zwar schon seit 2005 an diesem Konzeptwerk, aber erst jetzt erblicken die vielschichtigen Kompositionen die reale Welt. Man könnte die vielfach zwar komplex und mitunter auf dem ersten Hub etwas vollgepackten Arrangements und dichten Songaufbauten zunächst etwas anstrengen finden, aber spätestens nach zwei, drei Durchgängen läuft einem dieser toll gemachte Mix aus Melodie, epischer Tiefe und immer noch genügend Power mit einen guten Portion Bombast bestens rein - versprochen.

Bei mir haben BEYOND THE BRIDGE sofort offene Türen eingerannt, vor allem die vielschichtige Gesangsarbeit des hervorragend eingespielten Duos Herbie Langhans und Dilenya Mar sorgen mehrfach für Gänsehautmomente - bei den gefühlvollen aber auch bei den druckvollen Parts. Sehr positiv, er kann nicht nur eine Gesangsauslage stemmen, sondern sowohl kraftvoll als auch aggressive singen, und die Lady ist keine weitere nervige Sopran- oder Engelsträllertante, sondern sie singt mit viel Ausdruck, Volumen und Intensität. Mancher der üppigen Chorarrangements erinnern an beste AYREON-Momente. Auch die schönen. leicht melancholisch bis melodramatisch geprägten Passagen überzeugen. da sie die eher vertrackteren Parts wunderbar auflockern, egal ob es mit geschickten Übergängen oder Zwischenparts miteinander verwoben ist. Die Scheibe funktioniert mit ihrem engen textlich sowie musikalischen Verbindungen als echtes Gesamtwerk.

Auch wenn es sich vielleicht etwas abenteuerlich anhört, wer auf die wiedererstarkten DREAM THEATER mit ihrem tollen letzten Werk, den eingängigen Hooklines von SUBSIGNAL, etwas THRESHOLD („The Call“), opulent Rockopernstyl a la AVANTASIA und den meist genialen Sachen von schon erwähntem Arjen Lucassen abfährt, wird hier absolut glücklich werden.

Wie gesagt die Band bewegt sich irgendwo vielschichtig dazwischen, also kein weinerlicher Progmetal mit viel Pathos und hohen Stimmen, sondern hier wird viel eigenes Charisma geschaffen, man will (manchmal vielleicht etwas übertrieben) zeigen, was man so drauf hat und macht einen auf Schachtel- und Frickelheimer z.B. bei „Triumph Of Irreality“, aber kriegt dann doch wieder locker die Kurve zu einem stimmigen Ganzen.

Langweilig wird es auf „The Old Man & The Spirit“ jedenfalls nie, die nötige Spannung wird immer aufrecht erhalten, und anders, als beim dem für mich schwachen letzten SYMPHONY-X Album, gibt es hier nicht nur Power auf Biegen und Brechen sondern auch viele tragende Elemente, die einfach packend rüber kommen. Die Gitarren machen ordentlich Druck, wirbeln virtuos aber lassen auch den üppigen Keys noch genügend Raum für Entfaltung ohne alles zu verwässern. Egal ob eher metallastige Sache wie „The Call“, die nachdenklich-verträumtere Variante mit „Where The Earth And Sky Meet“ oder bombastisch ausufernd Epen wie „All A Man Can Do“ mit seinem Hammerfinale - jeder Song in sich ist ein kleine Progwundertüte geworden, bei der man bei jedem Durchgang etwa Neues entdecken kann. Eine klasse Produktion mit viel Transparenz und noch mehr Sinn für Details sorgt für dass I-Tüpfelchen eines spitzenmäßigen Debüts. Wer diese nahezu perfekt-intensive Progkonzeptwerk in diesem Jahr noch toppen will muß sich wirklich mächtig anstrengen.

The Old Man & The Spirit


Cover - The Old Man & The Spirit Band:

Beyond The Bridge


Genre: Progressive
Tracks: 11
Länge: 69:36 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood Music