Review:

The Surface

(Beartooth)

Metalcore hat sich vom Stiefkind des klassischen Metals längst zu einem vielseitigen Genre mit unzähligen verschiedenen Strömungen entwickelt. Von Trend oder Eintagsfliege kann man nach fast dreißig Jahren sicher nicht mehr reden. Heutzutage loten Bands wie SLAUGHTER TO PREVAIL, LORNA SHORE, SPIRITBOX oder auch Veteranen wie UNEARTH die unterschiedlichsten musikalischen Nischen aus. BEARTOOTH gehen mit ihrem neuesten Album "The Surface" konsequent in Richtung Eingängigkeit und Melodie. Dabei verbindet die Truppe um Mastermind Caleb Shomo zeitgemäße Instrumentenbeherrschung mit jeder Menge Vibes des melodischen Punks wie wir ihn aus der Zeit der Jahrtausendwende kennen und brutalen Break- und Riffdowns. 

Mit diesem fünften Longplayer seit der Bandgründung im Jahr 2012 übertrifft sich Shomo in Sachen Songwriting selbst. War schon der Vorgänger "Below" ein Feuerwerk an Melodien, geht "The Surface" den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Die Refrains des Titelsongs, von "Riptide" oder der Halbballade "Look The Other Way" brennen sich in die Gehörgänge ein und verlassen sie so schnell nicht wieder. Dabei sind die genannten Songs nur persönliche Highlights. Alle elf Stücke halten ein fantastisches Niveau. Was BEARTOOTH darüber hinaus von der gewöhnlichen 08/15-Metalcore-Truppe abhebt, sind die feinfühligen Lyrics, die größtenteils davon berichten wie sich Caleb Shomo nach psychischen Problemen wieder in ein lebenswertes Leben zurück gekämpft hat. Dabei überschreitet er die drohende Grenze zur weinerlichen Pathetik allerdings nie. Eine Kunst für sich.

In "The Better Me" erhalten BEARTOOTH prominente Unterstützung durch den Country-Rocker Hardy. In Europa weitgehend unter dem Radar laufend, ist dieser in den USA aktuell DER Rising Star der Szene. Auch in dieser Kollaboration manifestiert sich die Öffnung zu massentauglicheren Klängen. Dabei gehen sicher Fans der ersten Stunden verloren, wenn man den Ansatz allerdings so kompetent verfolgt wie das Quintett aus Ohio, ist dies trotzdem definitiv die richtige Entscheidung.

BEARTOOTH liefern mit "The Surface" ein eingängiges, jedoch keineswegs plumpes Werk, setzen sich mit den Texten wohltuend von irgendwelchem Metal(core)-Bullshit-Bingo ab und überzeugen damit auf ganzer Linie. Wenn es ihnen gelingt, diese Qualität weiter beizubehalten, könnten sie in den nächsten Jahren durchaus einen Status wie etwa BILLY TALENT erlangen. Zu wünschen wäre es Ihnen.

 

 

 

 

 

The Surface


Cover - The Surface Band:

Beartooth


Genre: Metalcore
Tracks: 11
Länge: 37:34 (CD)
Label: Red Bull Records
Vertrieb: