Review:

Destined Solitaire

(Beardfish)

Mit ihren bisherigen vier Studioalben haben sich BEARDFISH schon so eine Art Geheimtippstatus erspielt und auch mit ihrem neuesten Werk "Destined Solitaire" zeigen diese vier schwedischen Musiker, wie Retro Prog Rock durchaus ganz spannend sein kann. Ihre Landsmänner von den FLOWER KINGS beackern ja ebenfalls schon seit Jahren dieses Genre, gehören aber eher durch ihren eher biederen Stil nicht zu meinen Favoriten - bei BEARDFISH könnte dies durchaus anders werden.

Natürlich spielen diese Herren musikalisch nichts, was auch nur annähernd mit Mainstream umschrieben werden könnte, trotz der ein oder andern gefälligen Melodie und daher sollten sich Progfreaks wie gewohnt schon etwas Zeit nehmen, um sich in diesen durchaus ungewöhnlichen Klangkosmos einzuhören. Die Band geht dabei (wie ich finde zum Glück und zum Vorteil der Songs) nicht ganz so krass bzw. abstrakt wie ihre Labelkollegen von INDUKTI vor sondern man bewegt sich in durchaus bekanntem Fahrwasser des Retrobereichs mit viel Hammondsounds bei den Keyboards aber auch eine deutliche Prise Jazz gehört dazu, ein leichter Hang zum Musical ähnlich wie bei A.T.C. gehört genauso dazu wie ein gewisse Art von ironischen Humor, der die Band angenehm entspannt wirken läßt und zeigt , dass man selbst trotz aller technischen Finessen (die man mehr als einmal heraushängen läßt) doch nicht ganz so ernst nimmt. Da hat dann die Musik in den vielen gelungenen Momenten etwas von dem Wahnwitz und Genialität eines FRANK ZAPPA aufzuweisen.

Aber eines muß selbst dem leidfähigen Progie hier ganz klar sein, hier gibt es nichts mal so zum Nebenbeiprogen, die meisten Parts der neun Kompositionen auf “Destined Solitaire“ sind doch nur relativ schwer greifbar und manchmal so richtig sperrig wie etwa “In Real Life There Is No Algebra“. Der Song ist so vollgestopft mit Ideen, Stilen, Breaks und was weiß ich nicht alles und es wird wild hin und her gependelt, dass einem das Zuhören und dranbleibe sehr schwer fällt. Das verbindende Element geht da mitunter schon etwas verloren. Trotzdem gibt es auch viele eher gut hörbare Sachen wie bei dem angenehm wuseligen Opener „Awaken The Sleeping“ mit einem langen Instrumental und leicht schräger Melodie. Dann ist noch der relativ ungestüm riffige Titeltrack zu nennen, der mit seinen tiefen Growlparts sogar für die Metaller etwas interessantes bieten könnte. Sehr lässig kommt auch „In Real Life There Is No Algebra“ mit einem klasse tatsächlich etwas an STEELY DAN erinnernden Charme und dies trotz der ungewöhnlichen Rappeinlagen. Der Gesang an sich ist grundsätzlich jetzt nicht so weltbewegend aber sehr solide in einer normalen Tonlage. Mit den mit jeder Note mehr denn je zu Tage tretenden musikalischen Qualitäten der Instrumentalfraktion kann sie jedoch nicht annähernd mithalten. An der ein oder anderen Stelle hätte man sich zwar schon etwas mehr Songdienlichkeit gewünscht aber was soll’s. Wer so sich so lässig und trotzdem zielsicher zwischen den ganzen Progressive-Stilen bewegt und sich dabei meist trotz allerlei vertrackten Parts aber auch die Spielfreude bewahrt, verdient schon den größten Respekt. Muß aber sicher auch nicht jedem auf Anhieb gefallen.

Destined Solitaire


Cover - Destined Solitaire Band:

Beardfish


Genre: Progressive
Tracks: 9
Länge: 76:0 (CD)
Label: Inside Out Music
Vertrieb: SPV