Review:

Carju Niebiesnyj / Heavenly King

(BATUSHKA)

Die Orthodox-Black Metal-Band BATUSHKA kehrt mit einer neuen EP zurück und lädt zur Totenmesse ein. Nur ein paar Monate nach der Veröffentlichung von "Raskol" präsentieren die Polen uns ihren neuen Silberling "Heavenly King / Carju Niebiesnyj" (Царю Небесный), der bei Witching Hour Productions erscheint und lassen ihre Diskographie weiterhin rasant wachsen.

Der erste von sechs Songs, „Pismo I“, klingt getragen, die Kapelle startet doomig mit Chorgesang und rituellem Klimbim im Hintergrund. Zum Glück gibt’s zum zweiten Titel („Pismo II“) ein ordentliches Brett mit eisigen Gitarren und Raserei und vor allem viel Abwechslung. Beschwörerisch-aggressives Geschrei und eine tiefgesprochene erzählende Stimme, die mich an MOONSPELLs Fernando Ribeiro erinnert, wechseln sich ab und überlagern sich.

Bei „Heavenly King“ handelt es sich um ein Konzeptalbum, zentrales Thema ist russische Historie und die Familiengeschichte um Zar Nikolaus II. Musikalisch wird hier einiges geboten: Das Schlagzeugspiel ist knallhart, die Gitarren bleiben auch bei hohem Tempo melodiös. Die choralen Hintergrundgesänge sind gut abgemischt und verleihen der Musik Tiefe. Von dem hier gebotenen düsteren Spektakel bin ich positiv überrascht. Bei den Aufnahmen im Dobra 12 Studio wirkten mehrere Musiker von regionalen Folkgruppen und aus einem Symphonie-Orchester mit. Das kommt insbesondere in den beiden letzten Nummern zum Tragen.

Leider verbindet man die Band um Sänger Bartłomiej Krysiuk mit dem öffentlich ausgetragenen Rechtsstreit um Namens- und Musikrechte. Durch die Schlagzeilen wurde die Anonymität der verhüllten Protagonisten aufgehoben und die Mystik um die Band nachhaltig beschädigt. Böse Zungen behaupten, dass mit dem Ausscheiden des einstigen Gitarristen Krzysztof Drabikowski BATUSHKA auch die kreative Ader abhanden gekommen sei. Entsprechend fiel das Echo auf das 2019 erschienene „Hospodi“ verhalten aus. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Idee, in Mönchskutten und mit rituellen Darbietungen aufzutreten und sich achtsaitiger Gitarren und altkirchenslawischer Sprache zu bedienen, sechs Jahre nach dem Debüt „Litourgiya“ nicht mehr ganz so frisch ist.

2021 können mich BATUSHKA mit ihrem Sound und ihrer Mischung aber durchaus überzeugen. „Pismo II, III und IV“ sind gute Songs und besitzen viel Atmosphäre. Anfang und Ende des Mini-Albums packen mich nicht so richtig, hier fehlt der Bums. Dramaturgisch machen die Songs aber Sinn. BATUSHKAs eigene Art, Black Metal zu kredenzen und dabei liturgische Weihrauch-geschwängerte Gesänge zu integrieren, hat ihren Reiz, und die Polen finden mit diesem kurzen Werk zumindest ein Stück zu alter Stärke zurück.

 

Carju Niebiesnyj / Heavenly King


Cover - Carju Niebiesnyj / Heavenly King Band:

BATUSHKA


Genre: Black Metal
Tracks: 6
Länge: 27:21 (EP)
Label: Witching Hour Productions
Vertrieb: Witching Hour Productions