Review:

Dreimal Zehn Jahre

(BAP)

Tatsächlich dreißig Jahre einer durchaus beeindruckenden Karriere haben BAP jetzt schon hinter sich gebracht und dies allein wäre schon Anlass genug mit der Scheibe "DREIMAL ZEHN JAHRE", als eine der erfolgreichsten "deutsch bzw. kölschsprachigen" Rockbands entsprechend Rückschau zu halten. Obwohl, der Blick zurück trifft hier musikalisch nur auf die Namen der Titel zu, denn sämtliche Tracks wurden für dieses Doppelalbum komplett neu eingespielt, außerdem gibt’s noch drei ganz neue Songs. Da ja mittlerweile bei BAP (leider) einzig Uns-Wolfjang Niedecken von der Urbesetzung noch übriggeblieben ist und er mit seinen neuen musikalischen Mitstreitern in den letzten Jahren bereits auf der Bühne die ollen Kamellen in etwas veränderten Interpretationen umgesetzt hat (aufsteigend geordnet nach dem Entstehungsjahr), ist dies durchhaus ein legitimes und nachvollziehbares Unterfangen. Die Idee wurde zwar auch schon vor Jahren mal auf der "Tonfilm" CD mit ein paar Stücken umgesetzt aber nicht mit dieser, sagen wir mal fast schon teilweise recht radikalen Konsequenz. Wie da von vielen Kritikern behauptet wurde, denen falle nichts mehr ein wir hier eines besseren belehrt, ob die neuen Versionen allerdings jedem Fan so gefallen werden, darf man fast sicher bezweifeln. Denn als weiteren Gag haben sich BAP für die neuen Interpretationen Bekannte, Freunde, Vorbilder ins Studio geholt u.a. Martha (DIE HAPPY), Henning Wehland (H-BLOCKX), Ray Davies (THE KINKS), Thomas D. (Fanta 4), Xavier Naidoo, Nino Skrotzki (Virginia Jetzt!), Meret Becker, Laith Al-Deen, Hubert von Goisern sowie das Berliner Worldmusic-Kollektiv Culcha Candela und an so manchem Partner werden sich die Geister sicher scheiden. Als besonderen Bonus gibt es dann ganz zum Schluß der zweiten Seite ein ungewöhnliches Geburtstagsständchen von Herbert Grönemeyer, der "Einmal Nur In Unserem Leben", eine Klavierballade mit einem Gedichttext Goethe’s, zur Musik von Christoph Willibald Gluck interpretiert. Das Doppelalbum gibt es auch mit einer Bonus-DVD, die randvoll gepackt mit Filmen, Videos und Interviews rund um das Album "Dreimal zehn Jahre" ebenfalls die Anschaffung lohnt.

Natürlich erklärt Niedecken uns alten oder auch den jüngeren Fans im gelungenen Booklet ganz genau die Entstehung bzw. die Hintergründe zu den einzelnen Songs und manchmal auch warum die neue Version eigentlich so viel besser sei, als die Urfassung(en). Darüber kann man ebenfalls manchmal sogar etwas schmunzeln oder nur die ungläubig Schultern zucken, bei der Zusammenstellung der Songs an sich gibt es eher wenig zu bemängeln. Dass "Verdamp lang her" gleich zweimal vertreten ist, hätte man sich aber zugunsten eines anderen Tracks aber lieber schenken sollen. Für die insgesamt neun Duette kann man gerade noch das Prädikat "gelungen" aussprechen wobei mich vor allem Thomas D. als nicht rappender sondern recht respektabler Sänger bei eben erwähntem "Verdamp .." überzeugt. "Widderlich" hat dann tatsächlich mit H-Blockx’s Henning gegenüber dem Original deutlich hinzugewonnen, dies gilt übrigends genauso für das ansonsten recht unspektakuläre "Rita, mir zwei" mit Hubert von Goisern, er gibt diesem Song erst den richtigen Kick. Der Versuch "Kritstallnaach" etwas moderner klingen zu lassen, gelingt wiederum nicht so ganz (was aber bestimmt nicht am soliden Gesang von Al-Deen liegt), der Song wird zu sehr verwässert, die harten Gitarren fehlen einfach, der vormals bedrohliche Charakter geht leider stark verloren. "Dir allein" mit Soulheulboje Naidoo überzeugt mich mit am wenigsten aber auch die etwas schwülstige Barversion von "Paar Daach früher" mit einer soliden Meret Becker ist nicht so packend wie dass Original. Da kann das coole "Lena" mit Martha Jandová schon eher ein paar Punkte machen. BAP haben viel jedenfalls viel Mut bewiesen, die eigene Vergangenheit doch deutlich zu entstauben und zu versuchen mit neuen Ideen frisch und innovativ zu klingen. Getreu dem aktuellen Bandmotto "Nur wer sich ändert, bleibt sich treu" sind viele gelungene Beispiele herausgekommen u.a. "Frau, Ich Freu Mich", "Wellenreiter" (als geile Bob Marley Gedächtnisversion), "Nemm mich met" rockt klasse genauso wie "Ahl Männer", "Ne schöne Jrooß" oder "Alexandra, nit nur do". Das kultige "Anna" geriet eher etwas daneben, kommt einfach zu hektisch rüber auch das zu bombastische "Du kanns zaubere" ist eher etwas lauh geworden. Mir fehlen, nicht erst seit dieser CD, die melodischen und kraftvollen Gitarren des Major und so kann mich gerade der andere neue Track "Nähxte Stadt" nicht so toll überzeugen. Um so besser ist dafür aber neue der Opener "Dreimohl Zehn Johre" geworden, eine wunderbar melancholische Zeitreise auf der wichtige politische Ereignisse aber auch BAP eigene Themen oder denkwürdige Konzerte/Tourneen verarbeitet wurden. Viele Bands hätten sich diese Aufgabe zum 30’ten sicher etwas einfacher gemacht aber BAP waren in ihrer Karriere noch nie wie "Andere" oder gar berechenbar, das macht die Jungs nach wie vor irgendwie sympathisch.

Dreimal Zehn Jahre


Cover - Dreimal Zehn Jahre Band:

BAP


Genre: Rock
Tracks: 30
Länge: 148:12 ()
Label: Capitol Records
Vertrieb: EMI