(maio)
Mein lieber Schwan! Was BALANCE OF POWER hier aus den Lautsprechern hauen, hätte ich so wahrlich nicht erwartet. Was sie mit dem Melodie-Überhammer "Shelter Me" vom 2000er Album "Perfect Balance" bereits andeuteten, zelebrieren die Briten auf ihrem mittlerweile fünften Album nun in Perfektion. BALANCE OF POWER liefern hier (inkl. Intro) sechs unglaublich tighte, fantastisch ausgearbeitete und vor allem höchstmelodiöse Prog Metal-Tracks (zwischen fünf und siebeneinhalb Minuten) ab, wie es sonst fast keine eine andere Band schafft - spontan fallen mir lediglich Vanden Plas mit deren brillantem letzten Album ein.
Unvermittelt summt man bereits während des ersten Durchlaufs die Gesangslinien mit, und - ratz fatz - hängt man mitten drin in wunderschönen, druckvoll produzierten Klanggebilden, errichtet von wuchtigen Gitarren, tighter Rhythmusarbeit, epischen Keyboards und schier unglaublichem Gesang! Was "der Neue" John K. hier abliefert, wird die Welt von Queensryche’s Geoff Tate nie wieder auch nur ansatzweise zu hören bekommen.
Dass das letzte Drittel von "Heathen Machine" den wahnwitzig hohen Level nicht mehr ganz halten kann, fällt da kaum ins Gewicht und sei hier nur am Rande erwähnt. (heavy)
Im Metaller-Volksmund und in der Presse kann man immer wieder über manche Band Folgendes hören: "Boah, die klingen ja wie X zu Y-Zeiten!". Man will damit meistens andeuten, dass eine Band auf ihrem angesprochenen Album klingt wie eine andere (bekannte) Band X auf einem ihrer Alben mit dem Titel Y. Das gab es schon immer, gibt es noch und wird es ewig geben. Wenn man nun aber gerade mal X=QUEENSRYCHE und Y="The Warning" deklariert, dann ist Aufmerksamkeit gefragt! Und genau dieses ist im Falle "Heathen Machine" der Fall, denn BALANCE OF POWER arbeiten mit diesen beiden, oben entsprechend definierten, Variablen. Genug der geschwollenen Worte und Mathespielchen: dieses Album ist ein Kracher vor dem Herren! BOP verstehen es perfekt, den Spirit der Seattle-Götter einzufangen, ohne dabei wie eine Kopie zu wirken. Besser noch: sie erreichen das Niveau, das die Vorlage schon seit vielen Jahren nicht mehr hat. Würde "Tribe" auch nur annähernd so klingen wie "Heathen Machine", dann wären viele der kritischen Stimmen (meine eigene eingeschlossen) zum neuen QUEENSRYCHE-Streich schnell verstummt. Hier hat der Schüler den Meister nicht nur übertroffen, sondern deklassiert, umgelegt und begraben! Jeder Song auf "Heathen Machine" ist ein kleines Meisterwerk des progressiven und epischen US Power Metals. Die von der Superstimme John K.’s veredelten Granaten "Heathen Machine", "I Wish You Were Here" (Superrefrain!!!), "Chemical Imbalance", "No Place Like Home", "The Eyes Of All The World" (könnte locker von "Operation: Mindcrime" stammen), "Just Before You Leave", "Wake Up Call" (für mich der Höhepunkt des Albums - grandios!) und "Necessary Evil” sind nicht nur abwechslungsreich und bombastisch arrangiert, sondern besitzen darüber hinaus ein schier unglaubliches Ohrwurmpotential. Weiterhin fällt auf, dass fast alle Nummern leichte Überlänge aufweisen und so nochmals erhöhten Hörgenuss bieten, ohne zu langweilen. Einziger kleiner Negativpunkt ist der bei allem Bombast leichte Pompfaktor der Truppe, bei dem das Keyboard öfters die Gitarrendoppelfront zukleistert und das, obwohl im Line-Up, das mir vorliegt, gar kein Keyboarder aufgeführt ist. Das soll die Freunde saftiger US Metal-Klänge aber nicht davon abhalten, mit diesem Album eines der Highlights des Jahres abzugreifen!
Heathen Machine
Band:
Balance Of Power
Genre: Power Metal
Tracks: 9
Länge: 56:43 (CD)
Label: Massacre Records
Vertrieb: Soulfood