Review:

Hell Will Come For Us All

(AVERSIONS CROWN)

Und mal wieder eine dieser Deathcore-Bands, sollte man meinen. Teilweise richtig, aber auch teilweise falsch. Die Australier bedienen sich zwar aller geläufigen Stilelementen dieser Musikrichtung, und doch ist hier etwas anders. Erst musste sich die Band scheinbar sammeln, da bei vier Alben und drei unterschiedlichen Sängern die interne Mischung wohl nicht gestimmt hat. Mit dem neuen Sänger Tyler Miller haben AVERSIONS CROWN in jedem Fall einen guten Fang gemacht. Die Vocals kommen gut gebrüllt durch die Boxen, verlieren aber nie den roten Faden und bleiben zum großen Teil verständlich. Die Texte beinhalten sowohl Science Fiction als auch gesellschaftskritische Themen.

Und jetzt kommt der große Unterschied zu Bands wie A JOB FOR A COWBOY und Konsorten. Die Band bewegt sich musikalisch auf einem unheimlich hohen Niveau. Was die Gitarristen Chris Cougan und Mick Jeffery hier runterspielen, das ist teilweise nicht von dieser Welt. Hier lohnt sich ein intensives Hinhören in jedem Fall. Feinste Leads treffen auf gigantische Riffsalven, welche immer für ein paar Töne mehr gut sind. Ich frage mich tatsächlich, wie die das live hinbekommen wollen. Klar, für ein paar primitive Breakdowns ist man sich auch an der Gitarrenfront nicht zu schade, aber sofort wird wieder in hochkomplizierte Riffvarianten umgestiegen, die teilweise echt nicht von dieser Welt sind. Apropops. Was ist eigentlich mit Drummer Jayden Mason los? Der Begriff Double-Bass muss hier neu definiert werden. Die Geschwindigkeit, welche diese in den einzelnen Songs erreicht, kann eigentlich kein Musiker erreichen. Zu stoppen ist Mason bei seinen Blasts eh nicht. Selbst wenn die Gitarristen ein langsameres Riff wagen, tobt der Drummer munter weiter und lässt die Kessel krachen. Ich hoffe, hier wurde im Studio nicht zu viel getrickst, aber wenn der Mann das wirklich so auch auf der Bühne spielt, dann hat er von mir die allerhöchste Hochachtung.

Wie man sieht, ist auf der musikalischen Seite alles im grünen Bereich. Bei den Kompositionen steht natürlich der Deathcore im Vordergrund, aber man wird des Öfteren überrascht. Hier und da kann man eine kleine Liebschaft zu den Deathern von NILE entdecken, die besonders bei Leadgitarren und doomigen Riffs klar zum Vorschein kommt. Kleine Effekte und Keyboard-Spielereien bereichern den Sound ungemein und lockern das wilde Treiben hier und da gekonnt auf. Alles also im grünen Bereich? Fast. Leider ist das Songwriting zu kurz gekommen. Die Songs sind eigentlich nur anhand der angesprochenen NILE-Parts zu unterscheiden. Den Rest der Songs hat man irgendwie überall schon mal gehört. Zu gleichförmig ist das Gebretter und zu durchschaubar die Songkonstruktion. Teilweise scheint es, als hätte man wahllos Riffs aneinandergereiht, ohne an den ganzen Song zu denken. Klar, die Riffs sind alle wirklich gut und technisch über jeden Zweifel erhaben, aber die Zusammensetzung jedes einzelnen Stücks sollte die Hauptaufgabe für das nächste Album sein und nicht wieder eine neue Sängersuche.

Als Fazit würde ich „Hell Will Come For Us All“ technisch die Höchstnote geben und songtechnisch eine noch gute Leistung bescheinigen. Fasst man dies zusammen, erhält der Hörer ein gutklassiges Deathcore-Album, in das auch Death Metal-Fans reinhören dürfen, da die Stilrichtungen teilweise schon verschwimmen.

 

Hell Will Come For Us All


Cover - Hell Will Come For Us All Band:

AVERSIONS CROWN


Genre: Metalcore
Tracks: 9
Länge: 37:41 (CD)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Rough Trade