Juan Ricardo ist ein Sänger, bei dem Insider mit der Zunge schnalzen, also mit den Ohren wackeln, im übertragenen Sinne. Der Mann singt zudem unter anderem bei Wretch (aber eben nicht 2015 auf dem Headbangers) und Ritual (Ex-Torment) und bewegt sich irgendwo zwischen John Cyriis und JD Kimball. Musikalisch hingegen fehlt zu Agent Steel der Speed und zu Omen die echten Hymnen. ATTAXE machen eher recht typischen, also traditionellen US-Metal, der viele Hochs bietet, aber wie das Wetter eben auch einige Tiefs. Das Problem: Die Herren wollen gern mal etwas progressiver sein, als es dem bisweilen Song gut tut. Mit vielen Breaks und Gniedel-Soli würgen sie „When Tyrants Fall“ die Wirkung ab, die der Song mit dem eindringlichen Refrain haben könnte. Dass sie es auch anders und – je nach Geschmack – besser können, zeigen ATTAXE mit dem fetten Eröffnungs-Titelstück, dem Stampfer „Can’t Stop The Evil“ mit seinem absolut geilem Bass und der flotte Rausschmeißer „Avenging Angel“. Und das abwechslungsreiche „Sign Of The Snake“ beweist, dass ATTAXE eben auch „kompliziertere“ Songs schreiben können, die funktionieren. Interessant ist die History der Band allemal – hier in Kurzform: 1985 in Cleveland von Ricardo gegründet, veröffentlichten sie Ende der 80er Jahre mehrere Demos, mit Titeln wie „Out Of The Storm“, „Metal Messiah“, „Are You Ready?“. Doch alle geschlagen in Sachen kultige Titel hat „Pedal To The Metal“. ATTAXE lösten sich 1990 auf. 2006 folgte eine Zusammenstellung der Demos mit dem Titel „ATTAXE – 20 Years The Hard Way“. Die Kapelle aus Ohio reformierte sich 2019 offiziell und unterschrieb bei Pure Steel Records, wo 2020 „20 Years the Hard Way“ neu erschien. Ihr erstes (!!!) Album „Braving The Tempest“ kommt eben jetzt per Golden Core – mit neuen Songs im nostalgischen Gewand. Das macht irgendwie Spaß. Auch wenn die Ohren vielleicht nicht bei jedem wackeln.
Braving The Tempest
Band:
ATTAXE
Genre: Metal
Tracks: 10
Länge: 41:25 (CD)
Label: Golden Core
Vertrieb: ZYX