Review:

The Nightmare Of Being

(AT THE GATES)

TIPP

Fast 30 Jahre ist es her, da besorgte ich mir den Erstling „The Red In The Sky Is Ours“ der Göteborger Melodic Death-Institution. Zwar irritiert von „schiefen“ Geigeneinsätzen, fand das Werk einen festen Platz in meinem CD-Player und wird auch heute noch gerne aufgelegt. Und nun kommt das siebte Studioalbum, und AT THE GATES präsentieren sich auf „The Nightmare Of Being“ alles andere als altersmüde. Wut haben sie noch, aber irgendwie klingt diese Wut kanalisierter und strukturierter als vor Jahrzehnten. Die diskussionswürdige Geige ist abgelöst und durch Einsätze von Streichern und einem Saxofon ersetzt worden, was AT THE GATES in progressive Welten befördert.

Nein, „The Nightmare Of Being“ ist definitiv keine Kehrtwende, und alle Trademarks sind vorhanden. „Spectre Of Extinction“ ebnet den Weg in ein rasendes Abenteuer, welches sich durch große Melodien, geschickt gesetzte Spannungsbögen und eine perfekte Produktion auszeichnet. Nur Sänger Thomas Lindberg wirkt alles andere als perfekt und klingt extrem räudig und schmutzig, was den Gesamtsound abrundet – also doch ein perfekter Vocalist! Der Titeltrack „The Nightmare Of Being“ beginnt äußerst düster. Sprechgesang und cleane Gitarren eröffnen einen äußerst progressiven Song, der ein wenig an MESHUGGHAH erinnert, ein tolles Soli bietet und insgesamt sehr modern wirkt. Steht der Band gut zu Gesicht und zeigt, dass AT THE GATES durchaus offen für neue Einflüsse sind. „The Fall Into Time“ beginnt wieder mit eher ruhigen Klängen, und Chöre und Streicher übernehmen das Zepter. Erinnert zu Beginn ein wenig an EX DEO, um dann ein schleichendes Monster herauszulassen. Zwar bleibt man im Midtempo, aber dies ist auch gut so, da der Hörer so die vertrackten Songstrukturen verfolgen kann. Es bleibt wenig hängen, aber man ist trotzdem gefesselt – ein sehr schwierig zu beschreibender Song.

Tja, was soll man sagen. AT THE GATES machen es dem Hörer nicht einfach. Die Stimmung ist durchgehend negativ und irgendwie beklemmend umgesetzt. Wer in „The Nightmare Of Being“ leichte Kost vermutet und erwartet, der ist bei dieser Scheibe an der komplett falschen Adresse. Man muss sich alle Songs erarbeiten, aber dann packt einen die innere Schönheit der zehn Songs, und man möchte noch tiefer in die emotionale Welt der Band eintauchen. Für alle, die sich wirklich auf eine intelligente, düstere und trotzdem moderne Platte einlassen wollen, ist „The Nightmare of Being“ ein klarer Tipp – für alle Gelegenheitshörer ist ein Reinhören zu empfehlen.

 

The Nightmare Of Being


Cover - The Nightmare Of Being Band:

AT THE GATES


Genre: Death Metal
Tracks: 10
Länge: 45:37 (CD)
Label: Century Media Records
Vertrieb: Sony Music