Review:

Age Of Capricorn

(ARKONA (PL))

TIPP

26 Jahre ist es her, dass die Polen ARKONA ihr erstes Demo „An Eternal Curse Of The Pagan Godz“ auf den noch relativ jungen Black Metal-Markt losließen und somit ihren Beitrag zur 2nd Wave of Black Metal ablieferten. Eine lange Zeit ist verstrichen, und die Band hat sich noch immer nicht zur Ruhe gesetzt, sondern setzt mit ihrem neuen Output „Age Of Capricorn“ ein ganz klares Ausrufezeichen.

Die Band ist technisch und musikalisch über die Jahre gereift und nutzt diese Souveränität, sich vom "typischen" Black Metal gezielt abzugrenzen. Das fängt schon mit der überdurchschnittlichen Produktion an, die glänzend in den Impressive Arts Studios realisiert wurde. Besonders dem Schlagzeugsound hat dies sehr gut getan. Selten habe ich bei einem Black Metal-Album einen so klaren und doch nicht zu künstlichen Drumsound hören dürfen. Bei "Age Of Capricorn" ist dieses produzententechnische Vorgehen voll eingeschlagen und überträgt sich auf alle anderen Instrumente, welche über die laufende Zeit immens nach vorne gepeitscht werden.

Die Scheibe wird von einem gefälligen Intro eingeläutet, welches ins ruppige "Stellar Inferno" übergeht. Schon nach den ersten Minuten dürfte dem Hörer klar sein, was ihn auf dem Werk erwartet. Wüste Rifforgien, dominanter Gesang, grandioses Drumming, feinste Slow-Parts und gefühlvolle und doch brachiale Leadgitarren. "Alone among Wolves" überrascht mit abgedrehten Pianomelodien, die nicht dem Kitschfaktor dienen, sondern dem Song seine ganz eigene Identität schenken. Gepaart mit den rasenden Gitarrenwänden, kommt hier eine wunderschöne, düstere Grundstimmung zum Tragen. Natürlich darf im Mittelpart das Heulen der Wölfe nicht fehlen – also hat man es mit dem Kitschfaktor doch noch geschafft.

"Age Of Capricorn" ist nicht nur der Titeltrack, sondern in meinen Augen der stärkste Song des Albums. Hier wird ein wenig der Fuß vom Gas genommen, und er lässt eine dominante Entfaltung der starken Vokals von Multitalent (Vocals, Samples, Gitarre) Khorzon zu. Danach will die Band wieder zurück zu den Basics und drückt bei "Deathspell Mystherium" das Gaspedal wieder voll durch. Unterbrochen wird die wilde Fahrt durch einprägsame Gitarrenmelodien, die sich aber nicht dem Treiben der anderen Instrumente erwehren können und somit auch geschwindigkeitstechnisch mitziehen müssen, bis sie dann doch in der Hälfte des Songs in ruhigere Töne abgleiten um dann gleich wieder Fahrt aufzunehmen.

In "Towards The Dark" wird wieder mein ganz persönlicher Geschmack zu 100% befriedigt. Schnelle Parts stehen im steten Wechsel zu langsameren Songteilen, in denen wieder Khorzon die Oberhand gewinnt. Mit songdienlichen Samples faded der Song dann nach fast acht Minuten aus und hinterlässt keine Fragen mehr! Hier wurde alles gesagt! Mit "Grand Manifest Of Death" wird die Acht-Minuten-Marke geknackt. Hier wird nochmals alles in die Waagschale geworfen, was ARKONA in den vorhergehenden Songs abgeliefert haben. Keine Überraschungen, aber auch keine Kompromisse und ein durchweg guter, treibender Song. Würdiger Abschluss eines tollen Albums.

Kommen wir zu einem Fazit. Ich bin definitiv kein 24/7-Black Metal-Hörer, aber wenn eine Band wie ARKONA mich in diesem Genre begeistern kann, dann mag das für alle sturen Black Metal-Fans eine Warnung sein. Für alle, die sich für modernen, zeitlosen Black Metal begeistern können und ein wenig "open-minded" sind, dürfte die Scheibe ein grenzenloser Spaß (oder Schmerz – je nach Einstellung) sein. Mir hat es sehr gefallen, und eine klare Kaufempfehlung geht hiermit ganz klar raus.

 

Age Of Capricorn


Cover - Age Of Capricorn Band:

ARKONA (PL)


Genre: Black Metal
Tracks: 6
Länge: 46:46 (CD)
Label: Debemur Morti Productions
Vertrieb: Debemur Morti Productions