Review:

Alter Ego

(Arilyn)

Der erste Blick auf das Artwork mit dem schwarzen Puma könnte auf eine ältere FORD Autowerbung schließen lassen aber es handelt sich eindeutig um die neue CD von ARYLIN "Alter Ego". Die Jungs sind nach wie vor in identischer Besetzung unterwegs und haben zuvor bei ihren bisherigen zwei Alben die eigene Qualitätsmesslatte bereits sehr hoch gehängt, denn "Tomorrow Never Comes" und "Virtual Reality" waren musikalisch erste Sahne. Stilistisch haben sich die Ludwigshafener aktuell am weitesten von ihrem ursprünglich mal als etwas aufgemotzten Space bzw. straightem Gitarrenrock entfernt. Hochmelodisch ist die Sache noch immer angelegt, dieser manchmal relativ synthetisch gehaltenen Progrock und natürlich sind auch bekannte PINK FLOYD oder ELOY Reminiszensen vorhanden. Der Sound ist, wenn die Keys im Vordergrund stehn etwas glatt-poliert mit einem Schuss 80er Jahre Feeling nach wie vor, aber die Band klingt beileibe nicht zu künstlich oder unnahbar. Die Titelandeutung bewahrheitet sich ansonsten eher weniger, ein (völlig) anderes Band-Ich ist, trotz der leicht modifizierter musikalischen Ausrichtung, nicht auszumachen. Die Jungs haben auch dankbarer Weise nicht den Weg vieler Progkapellen derzeit gewählt und einen stärker heavy geprägte Ausrichtung gewählt, nein man hat den eigenen Klangkosmos um Nuancen aus dem Artrocks verfeinert bzw. einige moderne Klänge miteingebaut. Arilyn liefern dabei schon gekonnt dynamisch treibende Titel wie "Carpe Diem" oder diese typisch dichten sehr atmosphärisch geprägten Tracks wie u.a. "A Secret Wish" ab, insgesamt ist mir aber das Songwriting etwas zu flach geraten ohne die ganz großen Höhepunkte. Der Keyboarder zeigt sich ebenfalls sehr experimentell, darf mit vielen teilweise abgefahrenen Sounds glänzen ("Take Off") wird aber falls nötig von den groovenden Gitarren schnell wieder eingeholt, um den rockigen Charakter wieder verstärkt zu betonen. Was mir bei diesem wahrlich nicht schlechten Album schon etwas fehlt, sind die richtigen Krachersongs der Vorgänger, da bleibt auch nach vielen Durchläufen nur recht wenig von den 10 Tracks so richtig hängen oder besitzt diese Killerrefrains die für mich ARILYN immer so ausgezeichnet haben. Der Gesang von Christian Külbs ist zwar immer noch eine der tragenden Säulen im Gesamtkontext, es gibt auch gelungen Melodien wie etwa "Controlling", ein Song der annähernd an die fesselnden Hymnen der alten Werke erinnert dennoch gehlt es etwas an dieser melancholisch-mitreißende Magie. Man merkt diesem Album darüber hinaus deutlich an - es wurde viel Wert auf die Produktion gelegt, mit dem ein oder anderen Schmankerl, es wird auch viel experimentiert, dies dies ging dann leider etwas auf Kosten der Eingängigkeit, vieles klingt mir da etwas zu gewollt. Dieses nicht festlegen wollen auf eine bestimmte "Richtung" bzw. dieses Understatement nicht zu stark progressiv sein zu wollen hat sich diesmal nicht so ausgezahlt. Auch wenn gelungene Artrock oder symphonische Parts zu finden sind, letztlich verzettelt sich das Quartett doch dass ein oder andere mal zu sehr z.B. bei "When Worlds Collide", da geht der rote Faden für meinen Geschmack etwa verloren. Viele Effekte verderben den Brei auch bei der Titelnummer, die heftigeren Hardrock Gitarren wollen nicht so recht zum dem Gefiepse und auch zu den etwas aufgesetzt wirkenden "bösen" Vocals passen zu scheinen. Der Schluss des Albums mit dem melancholischen "Again" funktioniert dann wieder besser und auch die mit prägendem Piano ausgestattete Ballade "Wake Me Up" gehört zu den stärkeren Songs von 48 Minuten Geamtspielzeit. Wie gesagt "Alter Ego" ist leider "nur" solide mit den genannten Einschränkungen geworden und vor allem im Vergleich zu den Hammervorgängerscheiben einfach einen Tick schwächer, sorry.

Alter Ego


Cover - Alter Ego Band:

Arilyn


Genre: Progressive
Tracks: 10
Länge: 48:13 (CD)
Label: QuiXote Music
Vertrieb: Pängg