Review:

The Angels Tear

(Aragon)

ARAGON haben zunächst mal rein gar nichts, obwohl es der Name und das keltisch anmutende Logo bzw. die Schrift eventuell vermuten liesen, mit "Herr der Ringe" oder sonstige mythischen Geschichten zu tun - es handelt sich hier vielmehr um eine australische Neo-Prog Formation, die nach sechs Jahren mit "The Angels Tear" wieder mal ein neues Album herausgebracht hat. Der Dreier ist nicht nur optisch (Jungs sucht euch für die Zukunft aber bitte dringend einen neuen Schneider!) sondern auch klangtechnisch stark in den 80er verwurzelt ohne dabei jedoch altbacken oder gar nach der x’ten typisch "very britisch" klingenden Neoprogband zu klingen - sie machen schon ihr eigenes Ding. Prägnant und absolut positiv herausstechend sind bei ARAGON ganz klar die stark floydigen Gitarrenstrukturen, ein abwechslungsreich klingender Sänger (erinnert in ruhigeren Passagen stark an Steve Hogarth/MARILLION), der aber auch bei etwas aggressiveren Stellen mit rauem Timbre stets für die passenden "Stimmungen" sorgt und ein spannend, bwechslungsreiches Songwriting jenseits gängiger Klischees des Genres. Hier gibt es sowohl kürzeres als auch ziemlich langes, teilweise sogar instrumentales Material unter den insgesamt acht Songs des Albums. Die Band geht dabei zum Glück nicht den sicheren Weg nach Schema "F" sondern schafft es mit vielen Rhythmus-sowie Stimmungswechseln und den hierdurch entstehenden Ecken und Kanten eine abwechslungsreiche CD abzuliefern. Einzig die mir an manchen Stellen etwas zu künstlich klingende Schlagzeugsound überzeugen mich nicht immer so ganz. Besonders das spitzenmäßige "The Room Of Brilliant Light" mit seinem melancholisch-dramatischen Aufbau sticht als Song heraus, ist aber leider viel zu kurz geraten und hört gerade dann auf, wenn andere Progkapellen so richtig anfangen. Bei anderen Tracks haben sich dann einige verzichtenswerte leichte Längen eingeschlichen u.a bei "The Name Of Good", hier hätte man auf die ersten vier Minuten komplett verzichten können oder auch beim über 12-minütigen recht epischen Titeltrack einem aber ansonsten hervorragend gemachten Lied mit vielen Breaks und atmosphärischen Wendungen, wäre hier und da weniger etwas mehr gewesen. Die diversen Soundspielereien scheinen es den Jungs angetan zu haben, sind meistens durchaus recht gelungen eingesetzt, die Keys sind gefällig (verkommen nicht zur schlichten Begleitorgel) , mitunter sogar mit etwas folkigem (Streicher) Flair, so daß eine gewisse Leichtigkeit stets songdienlich durchschimmert. Dieser einfallsreiche Dreier weiß definitiv wie man eingängige Songs ohne allzu platte Attitüden schreibt, das stört selbst ein relativ popiger mit Funkgroove ausgestatteter Opener "Growing Up In Cuckoo Land" nicht, im Gegenteil die sägende Gitarre als Kontrast passt hierzu wunderbar. "The Angels Tear" mit seinen teilweise etwas düsteren und ausufernd, weiten Atmosphären ist ein gelungenes Progalbum geworden, daß gekonnt bekannte etwas konservativere Progelemente mit einem erfrischend modernen Soundkleid zu verbinden weiß.

The Angels Tear


Cover - The Angels Tear Band:

Aragon


Genre: Progressive
Tracks: 8
Länge: 43:17 (CD)
Label: LaBraD´or Records
Vertrieb: Just For Kicks Music