Review:

Feast

(Annihilator)

Man muss auch ohne rosarote Brille sagen, dass diese Band noch niemals ein wirklich schwaches Album abgeliefert hat, kontrovers Aufgenommenes wie „Set The World On Fire“, „Remains“ oder „All For You“ inklusive. Allerdings waren ANNIHILATOR immer etwas unberechenbar, was nicht zuletzt an dem ständig wechselnden Line-Up lag. Ich glaube sogar, nahezu jeder, der in Kanada ein Instrument richtig herum halten kann, hat schon mal Jeff Waters als Arbeitgeber gehabt. Inzwischen besteht die Band nur noch aus dem Chef und Sänger Dave Padden, der live auch als zweiter Gitarrist in den Ring steigt; Al Campuzano (Bass) und Mike Harshaw (Drums) seien hier als Live-Verstärkung immerhin der Vollständigkeit halber genannt. Erstgenanntes Duo steht jetzt zwar für Konstanz, jedoch scheint mir etwas Einfluss von Außen zu fehlen, denn „Feast“, das 14. Album seit der Gründung 1984, ist eine hörenswerte Platte – nicht weniger, aber leider auch nicht mehr. Stilistisch noch immer unverkennbar ANNIHILATOR (Jeffs abgehacktes, trockenes Riffing ist einmalig!) und mit einem hörbar gereiften und inzwischen richtig guten Dave am Mikro, können die Songs handwerklich durchweg überzeugen, aber werfen keinerlei echte „Hits“ ab – auch nicht nach zehnmaligem Hören wohlgemerkt. Mit dem Opener „Deadlock“, dem melodischen „No Surrender“, die Ballade „Perfect Angel Eyes“, dem vertrackten und im Refrain explodierenden „Demon Code“ und dem halbballadesken, überlangen Abschluss „One Falls, Two Rise“ ist gelungenes Material am Start, aber zünden will es nicht wirklich, was unter Anderem auch an dem leicht technisch-progressiv-unterkühlten Songwriting von „Feast“ liegt. Am Ende bleibt Zwiespalt, denn die Qualität des Albums ist fraglos sehr hoch, doch eine Steigerung zum selbst betitelten, sehr guten Vorgänger ist leider ausgeblieben. Klar, niemand erwartet ein zweites „Alice In Hell“, aber mit „Criteria For A Black Widow“ oder „Carnival Diablos“ darf man als Fan dieser Legende ruhig lieböhreln.

Richtig klasse ist hingegen die Bonus-CD von „Feast“, die 15 neu eingespielte Songs aus sämtlichen Schaffensphasen der Band enthält. Dabei sticht besonders Dave Padden heraus, der viele der alten Perlen unerwartet stark veredelt und speziell die im Original von Randy Rampage und Aaron Randall vertonten Stücke zumindest gesanglich aufwertet, auch wenn er gegen Coburn Pharr und Joe Comeau nicht anstinken kann. Als „Geschenk“ ist diese Scheibe ein echt geiles Kaufargument!

Feast


Cover - Feast Band:

Annihilator


Genre: Thrash Metal
Tracks: 24
Länge: 120:57 ()
Label: Rykodisc
Vertrieb: Warner