Review:

Mystoria

(Amplifier)

Nach dem düsteren Mammutwerk „The Octopus“ und der beschaulichen Rückschau „Echo Street“ spielen sich AMPLIFIER auf „Mystoria“ frei. Schon im instrumentalen Opener „Magic Carpet“ wird so wild und fast schon übermütig drauflos gefrickelt, dass es fast an eine Prog-Parodie grenzt, worauf mit „Black Rainbow“ ein dreckiger, treibender, knapp dreieinhalbminütiger Rocker folgt. „Named After Rocky“ groovt im Mid-Tempo, „Cat’s Cradle“ geht mit seinem Off-Beat fast schon als Party-Song durch, während „Bride“ leicht folkig daherkommt. Ja, die Band probiert hier viel aus, kommt dabei aber meistens schnell zum Punkt, und so sind viele Songs ungewohnt kurz. Trotzdem klingt hier alles zu 100 Prozent nach AMPLIFIER, was daran liegt, dass dann doch immer wieder die typischen Elemente eingebaut werden, wie die sich weit öffnenden Harmonien, die mehrstimmigen Gesänge und die verschobenen Rhythmen.

Am besten sind AMPLIFIER (auf diesem Album und auch sonst) aber, wenn sie sich Zeit nehmen und einen Song langsam aufbauen. Das düstere, hypnotische „Open Up“ ist eines dieser Stücke, das einen packt und nicht mehr loslässt, oder auch das verrückte „OMG“ mit seinem schwer groovenden LED ZEPPELIN-Riff und seinem psychedelischen Jam-Part in der Mitte. Demgegenüber geht ein relativ konventioneller Rocker wie „The Meaning Of It“, mit unter drei Minuten der kürzeste Song des Albums, fast ein bisschen unter. Am Ende der Scheibe horcht man dann aber beim ungewöhnlich meditativen „Crystal Mountain“ wie auch beim abschließenden, wiederum Folk-beeinflussten, hymnischen „Crystal Anthem“ noch einmal auf.

Vergleiche mit dem Meisterwerk „The Octopus“ sollte man gar nicht erst anstellen. In jedem Fall aber haben AMPLIFIER mit „Mystoria“ ein packendes und vielseitiges Album abgeliefert, dem man die Spielfreude der Musiker deutlich anhört. Und überhaupt bin ich heilfroh, dass AMPLIFIER nach dem schmalbrüstigen „Echo Street“ mit seinen Keyboards, Streichern, Akustikgitarren und BEATLES-Balladen wieder richtig rocken! Dabei macht sich endlich auch Steve Durose (Ex-OCEANSIZE) als zweiter Gitarrist bezahlt, der schon vor „Echo Street“ eingestiegen, dort aber noch gar nicht richtig zum Zug gekommen ist. Dass die Band mit viel Spaß an die Sache herangegangen ist, zeigt auch das herrlich trashige Cover-Artwork – für einige sicher ein Grund, zur Vinyl-Ausgabe zu greifen.

Mystoria


Cover - Mystoria Band:

Amplifier


Genre: Rock
Tracks: 10
Länge: 49:55 (CD)
Label: Superball
Vertrieb: Universal