Review:

Under the Red Cloud

(Amorphis)

TIPP

Die ganze Metalwelt wartet auf die neue Maiden....die ganze Metalwelt? Nein, ein Kerl aus dem Norden Germaniens leistet Widerstand und wartet lieber auf die neue AMORPHIS - "Under the Red Cloud". Nach der Enttäuschung vom letzten Album, war ich aufgrund der kleinen Soundschnipsel die AMORPHIS in ihre Making Of Videos einbauten mächtig angefixt, denn was man zu hören bekam lies auf Großes hoffen.

Erfüllt Under the Red Cloud nun meine großen Erwartungen? Jain....es ist def. für mich das beste Album aus der Post-"Elegy" Zeit, hat aber kleine Schönheitsfehler, die oft aber Meckern auf hohem Niveau sind. Achtung, nun gibt es ordentlich was zu lesen. Wer also darauf keinen Bock hat, kauft sich gefälligst das Album, denn es lohnt sich! Wer wissen will warum und ein paar Minuten Zeit hat, lässt sich auf mein Geschwafel ein!

Aufgeregt wie ein kleines Kind zu Weihnachten, fummelte ich das Vinyl aus seiner Hülle, rauf auf den Plattenteller, Riemen angeschmissen und Nadel aufgelegt. Schon die ersten Töne vom Titelsong erzeugten bei mir eine Erpelpelle deluxe und ließen mich kurz überlegen, ob ich vor meiner Anlage auf meine leidgeplagten Knie sinken soll, da alles so klang, als hätte es alle Alben nach "Elegy" nicht gegeben.........und dann setzte der Gesang ein. Hmpf, da isser wieder, der mich immer an Hims Ville Vallo erinnernde Tomi Joutsen. Hätte er hier auf Growlgesang und nicht auf Klargesang gesetzt, hätte ich meine Knie tief ins Fundament meines Musikzimmers gerammt, so blieb ich lieber sitzen. Grade der Growlgesang macht für mich Amorphissongs zu epischen Hymnen wenn er von den für die Band so genialen und so typischen Melodien getragen wird. Fakt ist aber auch, das der Song unglaublich gut ist und der Gesang nur nen jetzt fehlenden Sahnetupfer ausgemacht hat.

The Four Wise Ones schlägt dann einen gänzlich anderen Weg ein und spielt wie schon bei Nightbird's Song vom Vorgänger "Circles"mit heftigen Black/Death Doublebass Elementen und Tomi darf endlich ordentlich ins Mikro brüllen. Für AMORPHIS neu wird sogar mit knarzigem Schreigesang gearbeitet. Strange, aber nich wirklich schlecht. Weil AMORPHIS aber nicht AMORPHIS wären, wenn nicht auch ordentlich Melodien eingearbeitet werden, dürfen zwischendurch als Gastmusiker Eluveities Chriegel Glanzmann (Flöte) und Trees Of Eternitys Aleah Stanbridge (Gesang) ihr erstes, aber auf diesem Album nicht letztes Gastspiel geben. Ungewöhnlich, aber beileibe nicht schlecht.

Bad Blood startet wieder mit einer feinen Amorphismelodie und man staune, es wieder wird gegrowlt. Tomi wechselt zwar auch immer wieder in den Klargesang, aber über das Album verteilt waren seit "Elegy nicht ansatzweise mehr so viel Growls zu hören.....sehr sehr fein.

The Skull greift das gute alte 70's Hammondorgelthema wieder auf und der Gesang? Na ratet mal....YES! Beim Refrain wechselt Tomi dann wieder in den Klargesang, was hier aber bestens passt und langsam beginne ich mich an seine Stimme zu gewöhnen. Beim ersten mal hören flutscht einem The Skull noch durch, wird bei öfterem Genuss aber größer und größer.

Als nächstes kommt wieder Elegyfeeling satt, denn die Sitar wird nach langer Zeit mal wieder ausgepackt. Das vorab veröffentlichte Death of a King dürfte so einige der alten Fans ein großer Grund gewesen sein wieder mal eine richtige Erwartungshaltung einzunehmen beim neuen Album der Finnen. Nach dem Sitarpart, darf auch Chriegel mit seiner Flöte wieder ran und seine Flötenmelodie frisst sich erbarmungslos in die Gehörgänge und setzt sich dort als Ohrwurm fest. Anfangs wußte ich nicht so recht was ich von dem Song halten soll, da ich vom Klargesang nicht wirklich überzeugt war, aber da ich mich nun langsam dran gewöhnt habe, geht der Daumen ganz klar nach oben!

Es folgt nun mit Sacrifice die zweite Singlevorabveröffentlichung. Nach dem ersten mal Hören war es für mich ein poppiger Lückenfüller, der wohl insbesondere bei den weiblichen Hörern Anklang findet (nich hauen, ich liebe einfach Klischees :D ). Ja, er ist poppig, ja er ist kitschig und ja, er hat große kommerzielle Erfolgschancen, aber er fügt sich tatsächlich bestens ins Album ein hängt sich gleich an Death of a King als kleiner Ohrwurm dran.

Dark Path beginnt mit einem kurzen Keyboardklimperpart, um dann mit einsetzenden, wuchtigen Gitarren und fettem Growling spontan wieder für eine ordentliche Gänsehaut bei mir sorgt. Fast kullert mir ein kleines Tränchen über die Wange (locker bleiben, ich schrieb FAST :P ), denn ich fühlte mich wieder in die frühen 90er versetzt, wo Amorphis für mich nich einfach nur Musik waren, sondern ein Stück Lebenselexier, das ich täglich brauchte um das garstige Teenagerdasein erträglich zu machen.

Enemy at the Gates befriedigt dann vollends alle, die die progressiverere Seite der Finnen mögen......und die Death Metal Freunde werden mit dem wuchtigen Refrain glücklich gemacht. Ex-Opeth-Drummer Martin Lopez steuert Percussion bei, die Hammond Orgel bekommt einen Part und auch die Sitar brauch nicht allein in der Ecke stehen. Der Song braucht ein paar Durchläufe, aber dann sitzt er.....und zwar richtig!

Nun kommen wir mit Tree of Ages zum Song, der mich etwas ratlos zurück lässt, da ich nicht wirklich weiß was ich von ihm halten soll. Wie z.B. bei Brothers Moon vom "Eclipse" Album, räubert AMORPHIS etwas in irischen Gefilden und Chriegel steuert wieder eine extrem eingängige Flötenmelodie bei. Dieser Part drückt dem Song aber so dermaßen seinen eigenen Stempel auf, das Tree of Ages eher wie ein Eluveitie Song mit Amorphisunterstützung klingt.....und da ich Eluveitie so gar nicht mag um es vorsichtig auszudrücken, fällt es mir echt schwer mir zu dem Song eine Meinung zu bilden.

Das sehr sphärisch beginnende White Night überrascht gesanglich gleich zu Anfang mit dem zarten Stimmchen (nicht im negativen Sinn) von Aleah Stanbridge, welche sich mit Tomis Growls und dem herrlich kitschigen Klargesang im noch kitschigeren Refrain abwechselt. Auch hier teilen sich wieder Keyboards und Sitar die Melodieführende Rolle und bilden im Zusammenspiel einen tollen Abschluss eines wirklich tollen Albums.

Auf der Doppel-LP und dem Digipack sind nun noch zwei Bonussongs vertreten. Come the Spring ist der erste und erinnert mich anfangs doch tatsächlich an den Frühling des furchtbaren "4-Jahreszeiten" Albums der so erbärmlichen Nargaroth (kein Scherz hahaha), aber auch ein wenig an den letzten Part von Windirs "Journey to the End". Ansonsten ein dezent kitschiger Song, welcher sich nicht sonderlich hervor tut. Ist ok.....

Winter's Sleep steht da in nichts nach.....ein guter, aber nicht überragender Song, den man sich anhören kann, aber nicht zwingend muss. Für nen Bonus geht das klar.


Fazit: Ein wirklich tolles Album, das grad nicht von meinem Plattenteller weichen will. An "Karelian Isthmus", "Thousand Lakes" und "Elegy" kommt "Under the Red Cloud" zwar nicht heran, aber wer hat das schon ernsthaft erwartet. Es steht aber ganz klar gleich dahinter und auch alte Fans können wieder von einem AMORPHIS Album sprechen, ohne das Gesicht zu verziehen. Die Produktion ist kraftvoll und rückt jedes Instrument dahin wo es sein soll und ist im Gegensatz zu Peter Tägtgrens typischer, und leider sehr lebloser Abyssproduktion vom Vorgänger, sehr lebhaft und auf den Punkt.

Jetzt fehlt eigentlich nur noch, das beim nächsten Album wieder das alte und nunmal klar geilere Logo wieder vom Cover prangt.......Bitte, bitte weiter so!!!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Under the Red Cloud


Cover - Under the Red Cloud Band:

Amorphis


Genre: Metal
Tracks: 12
Länge: 49:56 (2-LP)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Warner