Review:

The Beginning Of Times

(Amorphis)

Ein Musikwissenschaftler könnte es wahrscheinlich noch besser erklären, aber ich versuch's mal: Auf "The Beginning Of Time" benutzen AMORPHIS sogar ähnliche Harmonien, wie auf "The Karelian Isthmus" (zumindest für den Opener "Battle For Light"), auf "My Enemy" und dem brillianten "Soothsayer" wird herzhaft aus "Tales From The Thousand Lakes" zitiert, sogar bis in den Keyboardsound und Tomis Growls hinein - dennoch wird es für den gestandenen AMORPHIS-Fan die eine oder andere Runde brauchen, bis er sich für dieses neue Schätzchen erwärmt hat.

Denn die Songs sind klasse - gut, das war eigentlich zu erwarten - in jedem verstecken sich kleine Elemente, die man trotz höchster Eingängigkeit erst nach einigen Hördurchgängen entdeckt. Denn vor lauter Eingängigkeit verstecken sich diese liebenswerten Erinnerungen an alte Härten unter einer Schicht an Zuckerkulör, die einem zumindest die ersten Hördurchgänge echt vermiesen kann. Nehmen wir zum Beispiel "Reformation" - ein Stück, das sich gleichzeitig durch typischste AMORPHIS-Gitarren mit gedoppelten Melodie-Läufen auszeichnet - und zum anderen durch überflüssige männliche Backgroundgesaänge (womöglich sogar nur Keyboard-Effekte). Dagegen passen bei der säuseligen Ballade "Mermaid" die ebenfalls sehr "cheesy" klingenden weiblichen Backing-Gesänge wenigstens zum Thema des Songs. So lauschig, wie dieser Song produziert ist, werden auch Fans von NIGHTWISH ihre Freude daran finden...

Immerhin haben AMORPHIS Stil bewiesen und stattdessen "You I Need" als Single mit Video ausgekoppelt - einen Song, der in einer Linie mit dem Seventies-lastigen Vorgänger-Album "Skyforger" steht. Das ist natürlich die Richtschnur: Wer erst seit "Skyforger" Fan der Finnen ist, ist quasi verpflichtet, sich "The Beginning Of Time" ins Regal zu stellen. Ältere Fans werden durch zahlreiche Zitate (in "Song of The Sage" wird der finnische Folk-Star Sakari Kukkos wieder als Flötengast dazugebeten, der bei "Tuonela" seinen Einstand gegeben hatte) mit dem neuen Material versöhnt - aber eben nur, wenn sie sich nicht von teilweise abschreckend cheesy Keyboardsounds verprellen lassen.

AMORPHIS scheint auf diesem Album die Sonne aus dem Arsch - und da sollte man bei Finnen über den einen oder anderen "Tree Hugging Hippie Crap" hinwegsehen.

The Beginning Of Times


Cover - The Beginning Of Times Band:

Amorphis


Genre: Rock
Tracks: 12
Länge: 54:37 (CD)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Warner