Review:

Alev

(Alev)

TIPP
ALEV haben nach vielen Verzögerungen endlich wieder ein neues Album am Start, zwar nicht sehr originell mit „Alev“ betitelt, aber es kommt ja auf den Inhalt an, und der kann sich mehr als nur gut anhören lassen. Da tönt äußerst kraftvoller Modern Alternative Rock mit gelegentlichen fast schon metallischen Aggroattacken (nur was die Gitarren betrifft, nicht beim cleanen Gesang) aus den Boxen, da sprüht es geradezu vor packender Energie im dampfenden Rrockambiente .

Über elf Tracks hinweg überzeugt das Material trotz deutlich gesteigerter Heftigkeit - die stets präsenten Melodien, mal düster dann wieder leicht melancholisch balladesk sind sehr gelungen umgesetzt, wirken nie zu soft oder gar weinerlich. Das erste Werk zusammen mit der neuen Sängerin Alex Janzen zeigt die Band in sehr guter Harmonie bzw. Abstimmung mit der neuen Stimme. Apropos, so viel anders klingt sie gar nicht, vielleicht einen Tick weniger hoch bzw. vom Timbre her nicht so nachhaltiger, als das Organ von der Ex, Alev Lenz. Der Bandname ALEV konnte auch daher beibehalten werden, da er weniger der ex-Sängerin als vielmehr der die Bedeutung „Flamme" (kommt aus dem Türkischen) entstammte und diese „Übersetzung“ passt nach wie vor. Nie klang die Band roher, wuchtiger (live war sie dass aber schon immer) und als gelungener Kontrast dazu in Teilen auch zerbrechlich, zügellos und leicht melancholisch. Der Sängerinnenwechsel hat sich daher ergeben, dass die Band härter klingen wollte und die bisherige Fronfräulein dies eher nicht so wollte (Alev macht aktuell Solo in der Songwriter Richtung weiter). Mit neuer, ebenfalls markanter Rockstimme ausgestattet sind die vormals auf den Vvorgängerscheiben immer mal wieder angedeuteten leichten Poptendenzen absolut verschwunden.


Ich weiß zwar nicht warum, aber mit diesem ALEV Album hat es bisher am längsten gedauert warm zu werden und dies liegt nicht daran, dass die Song etwa besonders sperrig wären. Aber jetzt, nach vielen Durchläufen hat es endlich gezündet und ich kann ich die Scheibe nur wärmstens weiter empfehlen. Alex lässt ihre Vorgängerin eigentlich souverän vergessen, auch wenn sie manchmal noch in Nuancen ähnlich mit manchem verspielten Schnörkel wie Alev intoniert. Wie schon erwähnt geht es deutlich straigher sowie härter zu im Hause ALEV und dazu passt diese ebenfalls facettenreiche Stimme einfach nur bestens. Die Produktion ist mit einem relativ unbearbeiteten Sound ausgestattet, dies kommt ganz gut und sehr direkt. Die Gitarren, Bass und Drums braten ordentlich durch die Gegend, allerdings sind mir die zu häufig und relativ einfallslos eingesetzten Becken zu schepprig und vermatschen so manchen gelungen Track wie u.a. den fetten Opener „Where Are You" etwas zu stark. Ist jetzt nicht so schlimm, die Band wollte dies auch absichtlich so, es fällt aber schon leicht negativ auf.

Das Songwriting ist insgesamt erstklassig geraten. Die Gitarren, meist tief gestimmt, wechseln von heftigen Riffgewittern auf getragenen Passagen, werden aber nie zu lasch sondern gehen immer mit Schmackes zur Sache. Egal ob das sehr riffige „Stained Lies“ (mit klasse Gitarrensolo) oder mein Favorit, das unheimlich groovige und gleichermaßen heavy geprägte "Crawling Under" oder auch das schnellste Stück des Albums "Institutonalized", die Band ledert ordentlich los. Auch der Wechsel von Tonarten und Stimmungen sorgt für viel Abwechslung, es geht nicht nur düster-mollig, sondern auch hell und positiv kann man klingen wie bei dem wunderbaren „My Cover“ oder auch „On My Own“. Als erste Single wurde das balladeske „At The Right Time“ ausgewählt. Ansonsten ist als Bonustrack noch ein sehr gelungener Remix von „Cause And Effect“ (2007) mit viel Industrial-Flair enthalten. Mit „Devotion“ und „Stained Lies“ sind außerdem noch zwei Neueinspielungen aus früheren Werken zu Ehren gekommen.

Mit diesem neuen Line-up und dem bärenstarken Material im Rücken dürfte ALEV so ziemlich alles richtig gemacht haben, die Pladde passt zu 100 Prozent, strahlt viel mitreißende Kraft aus und zusammen mit starken Hooks ist „Alev“ ein beachtenswertes Stück Musik geworden. Wer außerdem nach einer Alternative zu den seeligen GUANO APES (nur um mal eine ungefähre Hausnummer zu nennen) könnte hier durchaus fündig werden. Bleibt zu hoffen, dass es mit dieser überzeugenden Leistung zukünftig weiter nach oben geht, verdient hätten man es allemal.

Alev


Cover - Alev Band:

Alev


Genre: Alternative
Tracks: 11
Länge: 48:23 (CD)
Label: Fastball Music
Vertrieb: Sony BMG