Review:

Radiant A

(ALDIOUS)

Die Damen, die den Japan Girl-Metal Boom erst so richtig ins Rollen brachten, sind ohne Zweifel ALDIOUS. Obwohl man es seit 2010 auf 5 Alben gebracht hat, war das Phänomen ALDIOUS bis jetzt nur auf ihr Heimatland Japan beschränkt. Was sich nun ändern sollte, denn JPU Records bringen das bis dato letzte Album (2015) „Radiant A“ nun auch für den europäischen Markt heraus, was bedeutet, dass man endlich nicht mehr auf die sauteuren Japan-Importe angewiesen ist.

Nach dem etwas schwächeren vierten Album „Dazed And Delight“ markiert „Radiant A“ wieder die Rückkehr zur Bestform von ALDIOUS. Zwar fährt man nicht mehr ganz so die kompromisslose Melo Power Metal Kante wie auf den ersten drei Alben, jedoch bekommen die Ladies einen besseren Mix aus poppigen Nummern und reinrassigen Metal Tracks als noch beim Vorgänger hin. Auch hat sich Sängerin Re: No gesteigert. Sie setzt ihr poppiges Organ variabler und teils auch aggressiver ein als zuvor. Dennoch leben viele ALDIOUS Nummern nach wie vor von dem Kontrast der harten und oft auch recht flotten Musik und des soften Gesangs. Ist sicher nicht jedermanns Sache, hebt ALDIOUS aber von vielen anderen Bands ab. Musikalisch haben ALDIOUS nämlich nichts mit diversen NIGHTWISH oder DELAIN Kopien gemein. Vielmehr wird hier der Euro Power Metal durch den J-Pop Fleischwolf gedreht und so was Eigenständiges erschaffen. Gerade instrumental haben die Mädels einiges drauf. Toki und Yoshi haben knallige Riffs und pfeilschnelle Soli auf der Pfanne, Sawa’s Bassspiel ist virtuos und Neu-Zugang Marina lehrt viele ihrer männlichen Kollegen am Schlagzeug das Fürchten. Selbige ist übrigens die Stieftochter von Schlagzeuggott Terry Bozzio…kommt also alles nicht von ungefähr.

Los geht’s mit der reinrassigen Power Metal Nummer „Re: Fire“.

Beim dritten Track „Die For You“ musste ich beim ersten Hören dann erstmal schlucken: Ein zuckersüßes, lupenreines Pop-Punk Liedchen à la AVRIL LAVIGNE. Nach über einem Jahr habe ich mich daran gewöhnt und akzeptiert, dass „Die For You“ sowohl einen neuen Farbtupfer in den ALDIOUS Sound bringt und auch bei Konzerten wohl ein Highlight darstellt. Hoffen wir mal, dass es in Zukunft bei so einmaligen Experimenten bleibt.

Weitere Highlights neben dem speedigen Opener sind das düstere „Sweet Temptation“, das HELLOWEEN-lastige „Believe Myself“, das mit einem genialen Chorus ausgestattete „胡蝶ノ夢” und der Vollgas-Rauschmeißer „Dearly“.

„Radiant A“ ist ein starkes Power Metal-Album mit einigen exotischen Farbtupfern und sollte auch trotz Sprachbarriere den Damen einiges an Aufmerksamkeit auch außerhalb Japans bescheren. Vielleicht gibt’s ja doch irgendwann eine Tour in good ol’ Europe. Genossinnen wie BRIDEAR oder GALMET haben schließlich vorgemacht, dass das geht.

Die Euroversion kommt übrigens mit den Livebonustracks „Dominator“ & „White Crow“, welche mir allerdings nicht vor lagen.

Radiant A


Cover - Radiant A Band:

ALDIOUS


Genre: Power Metal
Tracks: 11
Länge: 47:55 (CD)
Label: JPU Records
Vertrieb: Plastic Head (Soulfood)