Review:

Schlaraffenland

(Adaro)

"Schlaraffenland" ist bereits der vierte Longplayer der dem traditionellen mittelalterlichen Liedgut treu gebliebenen Band ADARO; einer Combo welche sich nicht der metallischen Ausrichtung dieses Genres verschrieben hat, sondern sich an dem orientiert was man ursprünglich unter mittelalterlicher Folkmusik verstand. Dem Metaller sei als Hilfe gesagt: erinnert leicht an eine akustisch-folkige Version der alten Subway To Sally oder Schandmaul. Im Mittelpunkt der Songs, oder doch eher der Lieder stehen Originaltexte aus dem Mittelalter (14. Jahrhundert und früher) welche gekonnt vertont wurden. Dabei sollte man positiv herausheben, dass man die dazugehörigen, teilweise recht anzügliche Texte (für die Verhältnisse Anno 1400 wohlgemerkt) nicht einfach nur abgedruckt hat, sondern sie auch jeweils mit einem kleinen Kommentar zu Autor bzw. Inhalt des Liedes im Booklet versehen hat. Die originelle Instrumentierung dieses Jahrhunderte alten Liedgutes stellt eine Mixtur aus Dudelsack, Drehleier, Flöte, Bombarde, Krummhorn auf der einen und E-Gitarre, Cello, Bass und Schlagzeug auf der anderen Seite dar; wobei erstere in der Regel dominieren. Den Liedern sollte man dann schon ein wenig Zeit opfern, geben sie doch viele ihrer Geheimnisse erst beim intensiveren hören frei und dabei erschließen sich einem dann auch die abwechslungsreichen Momente welche ADARO in die Kompositionen eingewebt hat. Das neben Sänger Christoph Pelgen auch noch eine weibliche Gesangstimme (Konstanze Kulinsky) eingesetzt wird tut dem Album ebenfalls hörbar gut. Vor allem dem wunderbar zerbrechlichen und melancholischem "Es ist Schnee gefallen" und das im Wechsel eingesungene und mit harten Gitarren veredelte "Nu ruh mit Sorgen" sind da zu nennen. Das an den Anfang der Scheibe gesetzte Titellied "Schlaraffenland" (klasse Text, gibt wohl mein nächstes Urlaubsziel) fängt fast Countrymäßig akustisch an, aber schon bei "Wer alten Weiber traut" (mit der kultigen Textzeile "Man legt mich zu der Braut, Bettpolster, weiß Leinlaken nach Lust gezieret wohl, ein Bischof sollt ich machen") rockt es dann doch merklicher. In der Folge haben ADARO mit "Komm her zu mir", "Frau, du sollst unvergessen sein" und "Herr, wer hat sie begossen (mit der Milche und dem Blute?)" weitere richtig rockende Tracks am Start, welche Live wohl zwangsweise zum wildesten tanzen auffordern werden. Ach ja, und noch so ein paar kultige Textfragmente: "Gott beschuf mit seiner Hand, den Nagel zu der Rinnen" oder "Wohl dem Leibe, der dem Weibe solche fröude machen kann". Mit "Lieg still" haben ADARO dann auch noch ein äußerst eingängiges, fast popmäßiges Lied zu bieten - das Teil könnte sogar im Radio laufen. Besondere Aufmerksamkeit hat auch "Der Edelfalk (Es ist nit alle Lieb verloren)" verdient. Mit emotionalem Sprechgesang ausgestattet wird hier eine wirklich hörenswerte Geschichte erzählt. ADARO werden jener Fanschar folkiger Klänge zusagen, welche Wert auf mittelalterliche Texte, eine entsprechende Instrumentalisierung und ausgereifte Songstrukturen legen und deren zeitgemäße Aufbereitung zu schätzen wissen. Die anderen, allen voran Metalheads, sollten sicherheitshalber erst mal lauschen.

Schlaraffenland


Cover - Schlaraffenland Band:

Adaro


Genre: Folk
Tracks: 12
Länge: 53:49 (CD)
Label: TempuFugit/InsideOut
Vertrieb: SPV