Review:

Stalingrad

(ACCEPT)

TIPP
In Zeiten des vermehrten Gleichklangs und der wachsenden Identitätslosigkeit vieler Acts sind Trademarks eine Mangelware geworden. Wie man sich solche erarbeitet und wie man selbige weiterentwickelt, beweisen ACCEPT nun schon seit Jahrzehnten. So auch auf dem neuen Longplayer „Stalingrad“: Der Laser (oder wahlweise die Nadel) berührt den Tonträger das erste Mal und nach 5 Sekunden weiß der geneigte Fan mit wem er es zu tun hat. Allein das Hoffmannsche Eröffnungslead von „Hung, Drawned & Quartered“ treibt dem Metalfan die Tränen der Freude in die Augen. Und dann geht’s in die Vollen: Der Kopf zuckt, die Faust schnellt wie von selbst nach oben und auch die Nachbarn können den Refrain nach Sekunden mitbrüllen. Aber es wird noch besser. Die darauffolgende Hymne „Stalingrad“ (mit eingebauter Russischer Nationalhymne) zeigt eben all' die eingangs erwähnten typischen ACCEPT-Trademarks (melancholisch-melodische Gitarrenleads, Kosakenchöre, rauhen, aber doch melodischen Gesang und eine pumpende Rhythmusarbeit) und kommt trotzdem frisch und neu herüber. „Hellfire“ macht in bester „Teutonic Terror“ Manier so überhaupt keine Gefangenen und „Flash To Bang Time“ kracht ins Gebälk wie weiland „Breaker“. „Shadow Soldier“ ist ein weiteres melancholisches Meisterwerk, welches durch einen hymnischen Refrain glänzt, der auch auf „Russian Roulette“ eine gute Figur gemacht hätte. Auch hier fällt wieder Wolf Hoffmann's gefühlvolle Gitarrenarbeit besonders ins Ohr. Das Info spricht von „Gitarrenballett“. Dieser Begriff umschreibt wunderbar, was hier passiert: Anmutiger war eine Metalgitarre selten. In „Revolution“ wird wieder mehr Gas gegeben und Mark Tornillo zeigt sich einmal mehr als perfekter Fronter für die Solinger Stahlschmiede. Wer ist nochmal dieser Udo?? „Against The World“ zeigt ACCEPT von ihrer treibenden Seite. Dieser Song ist das endgültige Statement zum Thema, ob eine Reunion Sinn gemacht hat. Nie waren ACCEPT erfolgreicher. Und wohl auch nie wirklich besser. „Twist Of Fate“ wandelt in den Fußspuren von eher getragenen Rockern wie „Dogs On Leads“. Bei „The Quick And The Dead“ wird das Gaspedal nochmal durchgedrückt. Das klingt nicht nach alten Herren, hier ist eine perfekt eingespielte, professionelle aber nichtsdestotrotz hungrige Formation am Werk, welche es nochmal wissen möchte. „The Galley“ bildet dann den düsteren Abschluss eines weiteren Highlights aus dem Hause ACCEPT. Ich weiß nicht, ob „Stalingrad“ besser als „Blood Of Nations“ ist, aber soviel lässt sich auf jeden Fall sagen: Es ist auf Augenhöhe. Auch der Sneap-Sound passt wie der Arsch auf den Eimer und dürfte keinen Oldschool-Fanatiker vergraulen. ACCEPT sind im Moment das Maß aller Dinge im traditionellen Heavy Metal. Auf die nächsten Dekaden.

Stalingrad


Cover - Stalingrad Band:

ACCEPT


Genre: Heavy Metal
Tracks: 10
Länge: 51:39 (CD)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Warner