Review:

Triade I: Eos

(AARA)

TIPP

Die Schweizer AARA zaubern auf ihrer neuen Platte "Triade I: Eos" eine epische Soundwand, die ihre Wirkung nicht verfehlt! Bei ihrem melodischen Black Metal ist nichts roh und primitiv, aber auch nicht progressiv verkopft.

Zugegebenerweise dachte ich mir im März 2019 beim Blick auf die Bandfotos: „Schon wieder eine verkleidete Band, muss das sein?“ Zu dieser Zeit erschien das erste Album „So Fallen Alle Tempel“, und das Duo verbarg sich hinter venezianischen Karnevalsmasken. Doch die Musik konnte mich überzeugen. Ein Mann namens „Berg“ ist für die Instrumente und die Kompositionen verantwortlich, und seine Maske zeigt ein auffallend schelmisches Grinsen. Seine Kollegin „Fluss“ schreibt die Texte und steuert den Gesang bei. Inzwischen werden sie durch den Schlagzeuger J. unterstützt. Nicht nur die Kostüme unterscheiden sich von der klassischen Ästhetik des Black Metal: MAYHEM, DARKTHRONE und Co. erscheinen sehr weit weg von Sound und Texten von AARA. Engstirnig betrachtet, könnte man sich ärgern über fehlende Rauheit; aber vielmehr verdeutlichen AARA mit ihrer dritten CD, wie vielschichtig Black Metal heutzutage ist, und dass sich das Genre stetig weiterentwickelt. Wenn man Vergleiche ziehen möchte, um die Musik besser einzuordnen, könnte man vielleicht LIMBONIC ART und die schnellen Passagen von BLUT AUS NORD nennen oder in Teilen auch WOLVES IN THE THRONE ROOM, LASCAR, AETHYRICK und symphonische Momente von EMPEROR.

In nur drei Jahren veröffentlichen AARA drei Alben, und es ist damit zu rechnen, dass weitere Veröffentlichungen bald folgen werden, Denn das dieser Tage bei Debemur Morti Productions erscheinende "Triade I: Eos" ist, wie der Name andeutet, Auftakt einer Trilogie. Es geht um das Buch „Melmoth – Der Wanderer“ des Iren Charles Robert Maturin, und die Aufteilung auf eine Trilogie erscheint bei einem 800-Seiten-Wälzer sinnvoll. Inhaltlich setzen sich die Schwarzmetaller mit der Zeit der Aufklärung des 18. und 19. Jahrhunderts auseinander. Die kultivierte Vertonung von Literatur kommt im Metal eher selten vor. Und: Juchhu, es dreht sich dabei mal nicht um Tolkien! Der erste Track „Fathum“ hat es bereits faustdick hinter den Ohren, nach zwei Minuten Intro hagelt es explosionsartig Riffs, und bald gesellen sich verzweifelte Schreie hinzu, bevor nach viereinhalb Minuten ein kurzer Moment der Ruhe mit akustischen Klängen eintritt. Im Song zeigt sich ein dynamisches Wechselspiel an Emotionen: Von hoffnungsvoll bis hoffnungslos, hell und dunkel, warm und kalt. Dieser Stil setzt sich im Album fort und war auch bei den vergangenen Outputs typisch. Hinter dem pompösen Gitarrenspiel werden meditative Synthesizerklänge und melancholische Chor-Samples eingesetzt.

AARA fischen eher auf der melancholischen Seite des Black Metal, trotzdem regieren schnelle Tremolo-Riffs und Raserei die meiste Zeit das Album. Das Schlagzeugspiel ist wirklich gut und massiv und erscheint auf einem hohen spielerischen Niveau, ist aber im Mix so präsent, dass die Stimme der Sängerin etwas zu wenig Beachtung findet. „Fluss“ setzt ihre Stimme nicht sonderlich variabel ein, aber sie hat einen angenehm aggressiv schreienden Klang, der noch mehr in den Mittelpunkt gesetzt werden sollte. Die wuchtige Produktion erzeugt einen episch fetten Sound. Diese Soundwand mit vielen Tonspuren sorgt dafür, dass das Trio wie ein ganzes Black Metal-Orchester klingt. "Nimmermehr" sprüht vor melodischer Aggression, und "Das Wunder" klingt wild. Vor allem in „Naufragus“ und „Nimmermehr“ hören wir wiederkehrende Motive in der Melodie. Auf klassische Songstrukturen wie Refrains, Bridge und Strophe wird allgemein verzichtet. Keyboard und Chor-Samples geben einen atmosphärischen weichen Klangteppich. Post Black Metal-Einflüsse, wie die klaren Gitarren, sind nicht von der Hand zu weisen.

Das vielschichtige Mixing von AARAs "Triade I: Eos" sorgt für einige „Wow“-Momente, und die emotionalen opulenten Soundcollagen führen zum Katharsis-Effekt. Und wer hats erfunden – die Schweizer. Für jeden, der Atmospheric Black Metal bevorzugt, ist die Scheibe ein echter Tipp!

 

Triade I: Eos


Cover - Triade I: Eos Band:

AARA


Genre: Black Metal
Tracks: 6
Länge: 45:5 (CD)
Label: Debemur Morti Productions
Vertrieb: Debemur Morti Productions