Review:

Initiate the Sequence

(IMPACT 36)

TIPP

"Großes entsteht immer im Kleinen" - das ist nicht nur der offizielle Slogan des Saarlandes, sondern auch eine gute Beschreibung für IMPACT 36. Die Gruppe aus dem kleinsten Flächenbundesland Deutschlands veröffentlicht mit "Initiate the Sequence" eine EP, die sich hinter "großen" Bands keineswegs zu verstecken braucht. Nach bereits mehreren Veröffentlichungen in Eigenregie stellt der neue Output einen signifikanten Qualitätssprung dar. Die alten Trademarks sind natürlich immer noch da, wie der Wechsel zwischen cleanen Vocals und Growls, die kräftigen und punktgenauen Riffs mit einer perfekt unterstützenden Rhythmussektion und die atmosphärischen Keyboards, die viel mehr sind als nur Hintergrundkulisse. Der entscheidende Satz nach vorne ist aber im Songwriting gelungen. Es wurde ausgedünnt, genauer fokussiert, einfach zielgerichteter komponiert. So sind vier neue Songs entstanden, die allesamt internationales Niveau haben, ja sogar die ein oder andere Band überflügeln. Der Sound der Saarländer ist beeinflusst von Bands wie EVERGREY, AMORPHIS oder auch SCAR SYMMETRY und punktet mit dem fantastischen Gesang von Jochen Huppert, der hier eine Ohrwurm-Melodie nach der anderen abliefert. Als Glücksgriff erweist sich auch der neue Shouter Niklas Knaack, der für den harschen Gesang zuständig ist und dieses Stilmittel bei IMPACT 36 auf ein neues Niveau hebt.

Der eröffnende Titeltrack präsentiert alle die genannten Trademarks hervorragend, das vorab veröffentlichte "Blessed By Imperfection" fräst sich mit Widerhaken in die Gehörgänge, aber der Höhepunkt ist das düster-gespenstisch eingeleitete "Visions". Ein kleines Meisterwerk mit Gänsehaut-Refrain. Als Bonus zu den vier brandneuen Stücken haben IMPACT 36 die starke 2024-er Single "Sacred" als Remaster dazu gepackt. Der Sound passt sich im Übrigen dem herausragenden Niveau der Musik an. Hier hat Daniel Keller im Studio 411 ganze Arbeit geleistet.

Es müsste mit dem Teufel zugehen wenn die 2013 gegründete Truppe mit "Initiate the Sequence" nicht einen größeren Bekanntheitsgrad erlangen würde. Verdient hätte sie es mit dieser bärenstarken EP auf jeden Fall und vielleicht wacht auch endlich das ein oder andere Label aus dem Tiefschlaf auf und richtet den Blick in den Südwesten der Republik, wo wirklich Großes im Kleinen entstanden ist.