Konzert:

The 69 Eyes, D-A-D - Köln, Live Music Hall

Konzert vom 13.11.2025

November in Köln - da kommt einem für gewöhnlich erst mal der 11.11., sprich: Karneval in den Sinn. Es gibt aber auch um diese Jahreszeit buntes - oder sollte man vielleicht besser sagen „dunkel-buntes"?- Treiben der anderen Art in der Domstadt, denn schließlich werden auch andere Bühnen bespielt als nur die der Prunk- und Stunksitzungen. Zum Beispiel die der Live Music Hall, in der kurz mach dem Sessionsauftakt gleich zwei Urgesteine der skandinavischen Rock-Szene gastieren: THE 69 EYES und D-A-D haben sich zur Doppel-Headliner-Tour zusammengetan. Das Projekt hört auf den klangvollen Namen „Cowpunks and Glampires-Tour" und passt daher - um den Bogen zurückzuschlagen - so gesehen dann ja eigentlich doch wieder ganz gut in den Beginn der fünften Jahreszeit, auch wenn das der eine oder andere Konzertbesucher sicher weit von sich weisen würde. Die vorherrschende Klamottenfarbe war dann tendenziell erwartungsgemäß jedenfalls doch eher Schwarz, aufgelockert durch ein paar Wacken-Kutten oder ähnliches bunteres Beiwerk.

Um 20 Uhr war es schließlich soweit: pünktlich wie die Maurer betraten die Helsinki Vampires die Bühne und gaben mit „Devils“ als Opener direkt ordentlich Gas. Es folgten „Don´t Turn Your Back On Fear“, „Feel Berlin“ und das BOYCOTT-Cover „Gotta Rock“, bevor Sänger Jyrki sich das erste Mal ans Publikum wandte und die Menge begrüßte. Offenbar stand die Band im Rahmen der Doppel-Headliner-Tour etwas unter Zeitdruck was ihr Set anging, denn die Ansagen und Überleitungen waren diesmal ungewohnt spärlich und kurz gehalten – vermutlich, um die zur Verfügung stehende Zeit maximal musikalisch ausnutzen zu können. Dessen ungeachtet strotzte die Band vor Energie, das Set war garniert mit Klassikern wie „The Chair“, „Betty Blue“, „Never Say Die“ und „Gothic Girl“ und der Schwerpunkt lag eindeutig auf ebenso bewährten wie beliebten Live-Hits, was das Publikum sichtlich zu schätzen wusste. Ausflüge in jüngere musikalische Gefilde waren eher die Ausnahme, einzig „Death of Darkness“ und „Drive“ waren jüngeren Datums und stammten vom aktuellen, gleichnamigen Album „Death Of Darkness“. Die Stimmung bei Publikum und Band war gut und aufgrund der Auswahl der Setlist wehte ein Hauch von Nostalgie durch die Live Music Hall, der auch Jyrki 69 nicht verborgen blieb: „Wow, feels like it´s 2009 again!“ Zwar waren die Finnen seitdem durchaus in Köln zu Gast gewesen, allerdings, wie Jyrki hervorhob, sicher gute 15 Jahre lang nicht mehr in der Live Music Hall. „This city means a lot to us. Thank you all for coming, there´s so many old friends here. And if you´re here to see us for the first time: thank you, too, welcome! Maybe I´ll buy you a drink later on!” Ob diese Ankündigung später auch in die Tat umgesetzt wurde, bleibt offen, aber auch ohne Bestechung überzeugte die Band mit Spielfreude und guter Laune. Leider war der Sound nicht ganz rund und die Keyboards blieben im Gesamtklang etwas auf der Strecke, was aber nicht so gravierend war, dass es das Gesamterlebnis ernsthaft belastet hätte. Der eine oder andere keyboardgetragene Melodiebogen, beispielsweise beim Ur-Klassiker „Wasting The Dawn“ (Jyrki: „Please don´t cry now, this is such a sad song!“), ging dadurch jedoch leider ein wenig unter. Spaß machte das Lied trotzdem, kleine geistige Zeitreise inklusive. Drummer Jussi 69 spielte sich wie üblich einen Wolf -- der Mann trommelt wahrscheinlich auch noch im Schlaf – und bekam seinen traditionellen Kurzauftritt am Mikrofon bei „Brandon Lee“, mit dem das reguläre Set schloss und das vom Publikum standesgemäß gefeiert wurde.  Die Zugabe ließ nicht lange auf sich warten, flugs standen die Goth´n´Roller wieder auf der Bühne und legten mit „Framed In Blood“ vom damals hocherfolgreichen Album „Blessed Be“ nach, gefolgt von „Dance D´Amour“, ebenfalls ein inzwischen unsterblicher Bandklassiker. Apropos unsterblich: man könne beruhigt auch weiterhin auf die 69 Eyes bauen, „because Vampires never die!“, so Jyrki 69. Und um diesen Anspruch zu untermauern folgte der inzwischen traditionelle Rausschmeißer in Form von „Lost Boys“, der dem Publikum nochmal ordentlich einheizte, bevor die Finnen unter reichlich Dankesbekundungen und in die Menge geworfenen Plektren zu den Klängen von „Paint It Black“ von den Rolling Stones nach einer Spielzeit von 75 Minuten endgültig abgingen. Sie hätten durchaus gerne noch etwas länger bleiben dürfen, zumal sich die Umbaupause bis zu D-A-D eine Dreiviertelstunde hinziehen sollte.

Während in der Umbaupause Instrumente und das Banner an der Bühnenrückseite getauscht wurden, nutze das Publikum die Gelegenheit, sich neu mit Getränken zu versorgen, kurz frische Luft zu schnappen und sich insgesamt neu zu sortieren. Tendenziell wanderte der gothic-lastigere Teil der Menge weiter nach hinten, um das weitere Geschehen von dort entspannt verfolgen zu können und überließ die vorderen Plätze den Metalheads unter den Anwesenden. Um 22 Uhr fiel erneut der Startschuss und mit D-A-D betraten die zweiten Headliner des Abends die Bühne. Zwar sind THE 69 EYES in punkto Bühnenerfahrung weiß Gott schon alte Hasen, die Kollegen von D-A-D können aber nochmal eine Schippe drauflegen: seit 1982 treiben die Dänen mittlerweile ihr musikalisches Unwesen. Weise mögen sie in dieser Zeit vielleicht geworden sein, leise aber jedenfalls ganz sicher nicht und auch die schrillen Outfits von Stig Pedersen sind unverändert mit am Start - diesmal zu bewundern in Form eines silbernen Metallic-Outfit samt knappem Höschen und Overknee-Stiefeln, stimmig kombiniert mit den abenteuerlichsten Bässen, die die Zunft der Instrumentenbauer hergibt. Los ging es mit „Jihad", gefolgt von „1rst, 2nd & 3dr" vom aktuellen Album „Speed Of Darkness“. Sänger Jesper Binzer war rührend bemüht, seine Ansagen weitestgehend auf Deutsch zu bestreiten, auch wenn er dazu mitunter nach Worten suchen und zwischendrin dann doch fluchend ins Englische wechseln musste, um sich zu behelfen – das Publikum honorierte seine Bemühungen jedoch angemessen und belohnte jede Nachfrage, ob man ihn denn verstünde mit donnerndem Applaus, zumal der Däne dabei wirklich sympathisch rüberkam. Bassist Stig Pedersen spielte sowieso in seiner eigenen Welt, mit Instrumenten, die mitunter schon eher Designobjekten als Bässen glichen und die er naturgemäß entsprechend in Szene zu setzen wusste, wobei er immer wieder wie eingefroren in einzelnen Posen erstarrte, wenn er nicht gerade auf den Verstärkern oder am Schlagzeug herumturnte. Die Form der Bässe reichte vom Rinderschädel über ein durchsichtiges Modell mit Beleuchtung bis hin zum Eisernen Kreuz mit Flugzeugkopfstück. Mit Songs wie „Rim Of Hell“, „The Ghost“ und „Grow Or Pay” stampfte man sich gut gelaunt durchs Programm, zwischendrin sorgte das balladeske „Something Good“ mit ausgedehntem, getragenem Gitarrensolo für ruhigere Momente. Bei „Monster Philosophy“ musste das Publikum ran und skadieren: „Los, zeigt mir euer rhythmisches Talent hier in Köln! Ich weiß ihr könnt so einen Rhythmus halten!“. „Everthing Glows“ hingegen wurde genutzt, um das Publikum eine Hymne auf Drummer Laust Sonne singen zu lassen: „Laust, du bist so jung und schön! Laust, wir lieben dich!“  Am Ende des regulären Sets, vor Beginn der Zugabe, gingen die Zuneigungsbekundungen dann in die andere Richtung und ein sichtlich gerührter Jesper Binzer bedankte sich aufrichtig, nachdem die Menge vor der Bühne „Bad Craziness“ mit tosendem Applaus belohnt hatte: „Ganz perfekt, ihr Lieblinge, Köln! Danke! Danke, danke!“ Nach „Sleeping My Day Away“ und „It´s After Dark” fand dann auch der zweite Teil des Abends ein gelungenes Ende und entließ Musiker wie Konzertbesucher zufrieden in die Nacht.

 



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