Ziemlich genau vor einem Jahr erschien der erste Teil der „Victims“-Trilogie von A KILLER’S CONFESSION. Bei diesem Konzept geht es um einen Selbstjustizler, in dessen Kopf ein wahrer Krieg zu toben scheint. Nun geht dieser Krieg in die zweite Runde. Waren im ersten Teil noch Täter, die eine der sieben Todsünden begangen hatten, sein vorrangiges Ziel, so nimmt er sich nun allen übrigen Bösewichten an, gerät jedoch in ein Dilemma. Im Lauf des vorliegenden Werkes werden die Zweifel und Gewissensbisse ob seines Handelns immer stärker und gewinnen am Ende mit „Hand of God“ gar ein Übergewicht.
„Hopeless Gray“ und „In Case of Emergency“ packen zunächst kompromisslos zu. Hier dominiert der Modern Metal in seiner brachialsten Form, ohne dass die Hooklines auf der Strecke bleiben. Letzt genannter Track ist zudem wieder ein Duett. Hierbei führt Sänger Waylon Reavis ein Zwiegespräch mit seinem ehemaligen MUSHROOMHEAD-Kumpel Jason „Jmann“ Popson.
„Hallow“ hingegen führt uns mit feinem Gespür für Melodien bereits auf andere Pfade. Hier wird ein fettes Gitarrenbrett mit EDM- und Trap-Sounds kombiniert, während sich die Stimme recht poppig anzuschmiegen scheint. Die Nummer erinnert mich ein wenig an TOOL, was unter anderem daran liegen kann, dass ich im Gesang eine gewisse Ähnlichkeit mit Maynard James Keenan ausmachen kann.
Die Mitte des Werkes markiert eine unerwartete Coverversion des Nirvana-Songs „Heart-Shaped Box“. Der Track ist allerdings mit viel Einfühlungsvermögen arrangiert und auf die restlichen Nummern abgestimmt, sodass er sich nahtlos – mehr noch: fast unauffällig – ins Gesamtgefüge einreiht. Er markiert zudem den Wendepunkt in der Geschichte, in dem der Killer beginnt, seine Menschlichkeit zu beurteilen.
Die einzelnen Nummern wissen immer wieder aufs Neue zu überraschen. Da sind zum einen brutale Riffs gepaart mit extrem wuchtigen elektronischen Beats, und im nächsten Moment fliegen uns einfühlsame, nachdenkliche Melodiebögen aus einer anderen Welt entgegen.
Mr. Reavis und seine Jungs knüpfen nicht nur textlich mit „Victim 2“ genau dort an, wo sie mit „Victim 1“ aufgehört haben. Die Truppe wandelt auf einem breiten musikalischen Korridor und scheut sich nicht, alle möglichen Genretüren zu öffnen, die sich ihnen entlang des Weges anbieten. So ist erneut eine phantastische, facettenreiche Mischung entstanden, die diese Scheibe zu etwas ganz Besonderem macht.
Ein bisschen Wasser muss ich aber nun doch in den Wein gießen, da ich der Meinung bin, wenn man schon mit solch einer Geschichte um die Ecke kommt, wäre es sehr schön, wenn der Zuhörer die Möglichkeit hätte, in den Texten (oder mehr) zu schmökern. Ein Booklet fehlt leider und hätte das Ding de facto rund gemacht.
Victim 2

A KILLER'S CONFESSION
Genre: Metal
Tracks: 11
Länge: 38:29 (CD)
Label: Mnrk Music Group
Vertrieb: SPV