FORBIDDEN, CERVET - Aschaffenburg, Colos-Saal

Thrashing Tuesday im Aschaffenburger Colos-Saal. Den Anfang machen die Lokalmatadoren von CERVET. Auch wenn es für die große Karriere aus irgendwelchen Gründen nicht geklappt hat, ist man, seit sage und schreibe, 36 Jahren am Start und das sieht und hört man. Und so ernst CERVET ihre Musik nehmen, so humorvoll sind die Ansagen von Frank Ruppert. Scheint irgendwie zum guten Ton bei altgedienten Thrashgrößen aus dem näheren Umfeld dazuzugehören. An dieser Stelle Grüße an TANKARD und ABANDONED, deren Frontleute sich ähnlich unterhaltsam durch ihre jeweiligen Sets kalauern. Außer mit den Stand-Up Skills ihres Frontmanns überzeugen CERVET aber auch mit ihren musikalischen Qualitäten. Besonders gefällt, dass der Thrash zwar traditionell aber keineswegs eintönig daherkommt. Bei „The Hive“ werde ich zum Beispiel an CAPRICORN erinnert. Bei „Yes We Bang“ geht die Band auch als großes Vorbild voran, es fliegen Haare und es bildet sich ein erster kleiner Moshpit. Die Leute haben Bock und das merken auch CERVET, die den Ball dankbar aufnehmen und eine energiegeladene Performance auf die Bretter ihres „Wohnzimmers“ nageln. Ich bin mir sicher, dass im Backstage auch FORBIDDEN ob der guten Stimmung schon spitze Ohren bekommen haben. Starker Auftritt der Herren im besten Alter.
Re-Unions sind mitunter ein schwieriges Thema. Insbesondere dann, wenn ikonische Sänger oder Sängerinnen ersetzt werden müssen. Im Fall von FORBIDDEN heißt die Ikone Russ Anderson und ist schlicht einer der besten Sänger, die es im Thrash Metal jemals gab. Eigentlich unersetzbar. Eigentlich, denn die beiden FORBIDDEN Urgesteine Matt Camacho (Bass) und Craig Locicero (Gitarre) haben ein echtes Ass im Ärmel. Norman Skinner heißt der Neue und hat auch schon eine beachtliche Vita vorzuweisen. Gerade sein ersten IMAGIKA Album „Devil On Both Sides“ steht bei mir seit 20 Jahren unverändert hoch im Kurs. Und auch im FORBIDDEN Kontext funktioniert sein wandlungsfähiges Organ prächtig. Sein Gesang in Verbindung mit einem selbstbewussten, aber sehr sympathischen Auftreten machen den Jackpot komplett. Norman schafft es Russ nicht zu kopieren und trotzdem das Gesicht der Songs nicht zu verändern. Das ist ganz großes Kino. Komplettiert wird der Haufen von Daniel Mongrain (Gitarre, u.A. VOIVOD) und Drumkoloss Chris Kontos (Ex-Machine Head, Ex-Testament etc.).
Die heutige Setlist macht klar, wohin die Reise bei der Reunion musikalisch gehen soll, nämlich zu den Wurzeln. Man spielt das Zweitwerk „Twisted Into Form“ komplett und offeriert noch eine Handvoll Songs des Debüts „Forbidden Evil“ obendrauf. Das alles wird unfassbar tight und mit einer immensen Spielfreude ins Aschaffenburger Publikum geprügelt. Spätestens beim dritten Song „March Into Fire“ gibt es kein Halten mehr. Band und Publikum werden eins und feiern sich gegenseitig. Allerdings ist es Craig wichtig zu betonen, dass FORBIDDEN kein reiner Retroact sind, sondern für die Zukunft noch einiges vorhaben und das geht eben nur mit neuer Musik. Die folgt dann auch mit „Divided By Zero“ mitten im Set. Die neue Nummer klingt wie ein Brückenschlag zwischen „Twisted Into Form“ und dem unterbewerteten 2010er Album „Omega Wave“. Dass Daniel Mongrain diverse dissonante Riffs von VOIVOD mit zu FORBIDDEN bringt, passt perfekt, denn damit spielten FORBIDDEN eben auch schon auf besagtem „Omega Wave“. „Divided By Zero“ macht auf jeden Fall Lust auf das ganze Album, welches hoffentlich bald erscheinen wird. Danach geht heute Schlag auf Schlag weiter. Speed / Thrash in Formvollendung. Beim finalen „Chalice Of Blood“ ist dann nochmal komplettes Ausrasten angesagt. Die alte Garde des Thrash Metals hat noch einiges zu sagen und ein gehöriges Wörtchen mitzureden, wenn es darum geht, wer denn aktuell die Krone aufhat.
Dass die komplette Band sich direkt im Anschluss Zeit für Autogramme und Fotos nimmt, ist dann die Kirsche auf der Torte. Welcome back, FORBIDDEN.
Text: Fabian Zeitlinger
Fotos: Michael Berghammer





























